Warten auf Umzug der Psychiatrie geht weiter

Bernkastel-Kues · Die Pläne für den Umzug der psychiatrischen Abteilung von Wittlich nach Bernkastel-Kues bestehen seit Jahren. An ihnen wird immer noch gearbeitet. Derzeit werden vor allem die Kosten ermittelt. Die Moselaner hoffen auf einen baldigen Baubeginn, weil sie sich davon eine Bestandsgarantie für ihr Krankenhaus erhoffen.

 Auf dem Gelände im Vordergrund soll der Neubau entstehen. Im Hintergrund ist das Krankenhaus zu sehen. TV-Foto: Clemens Beckmann

Auf dem Gelände im Vordergrund soll der Neubau entstehen. Im Hintergrund ist das Krankenhaus zu sehen. TV-Foto: Clemens Beckmann

Bernkastel-Kues. Die gute Nachricht zuerst: Das Land Rheinland-Pfalz stellt zwei Millionen Euro für den Umzug der psychiatrischen Abteilung (90 Plätze, 50 Mitarbeiter) von Wittlich nach Bernkastel-Kues bereit. Bereits seit 2012 steht eine Million Euro für das Projekt im Haushalt. Doch wann geht es endlich los mit den Bauarbeiten? "Wir gehen davon aus, dass mit einem Beginn im Jahr 2014 zu rechnen ist", sagt Sabine Zimmer, die im Verbundkrankenhaus Bernkastel/Wittlich für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, auf TV-Anfrage.
Beginn des Projektes 2007


Wer die Geschichte des Projektes verfolgen will, muss weit zurückblättern im Archiv des Trierischen Volksfreunds - bis ins Frühjahr 2007. Damals war erstmals davon die Rede, die beengten und wenig patientenfreundlichen Räume in Wittlich aufzugeben und in Bernkastel-Kues eine neue Abteilung aufzubauen.
Danach begannen die Planungen: erst einmal beim Träger, der Cusanus Trägergesellschaft Trier (ctt), und dann im Zusammenspiel mit dem rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium. Immer wieder gab es danach wechselnde Wasserstandsmeldungen. 2010 war von einem Baubeginn im Jahr 2012 die Rede.
Im April 2012 folgte dann die Meldung, dass sich der Beginn verzögern werde, weil immer noch über die Pläne diskutiert wurde. Erst im August 2011 hätten sich Land und Träger auf einen Neubau geeinigt.
Im Mai 2013 heißt es von der ctt: "Wir befinden uns bezüglich des Gesamtprojektes noch in den Planungsphasen und Abstimmungen mit dem Ministerium. Unser Ziel ist es, im Einvernehmen mit dem Ministerium, diese Planungsphasen 2013 abschließen zu können." Ähnliches ist vom Land zu hören. "Die Planung ist noch nicht abgeschlossen", sagt Ministeriumssprecherin Katharina Bennewitz.
Ein sichtbares Zeichen gibt es allerdings, und dabei stimmte auch der Zeitplan. Das mehrstöckige ehemalige Schwesternwohnheim ist Anfang Januar abgerissen worden (der TV berichtete). Auf dem eingeebneten Gelände entsteht der Neubau - voraussichtlich in L-Form. Das zeigt: Es geht nicht darum, ob gebaut wird, sondern wann dieser Zeitpunkt kommt.
Was fehlt dazu noch? Die konkrete Auflistung und Prüfung der Baukosten, teilt Bennewitz mit. Deswegen könnten auch immer noch keine verlässlichen Aussagen über die Höhe der Baukosten gemacht werden.
Grundsätzlich übernehme das Land 90 Prozent der förderfähigen Kosten. Dazu gehöre aber etwa nicht der Bau einer Tiefgarage. Auch die ctt macht keine Angabe über die Kosten. Bisher war immer von zehn bis elf Millionen Euro die Rede. Und was geschieht mit dem schon bereitgestellten Geld? Die seien ein erster Teilbetrag für das gesamte Projekt (Abbruch Wohnheim, Neubau Psychiatrie, Verbindung zum Krankenhaus), teilt die Ministeriumssprecherin mit. Das Geld könne aber erst nach Abschluss der Planung abgerufen werden. Was sagt die Stadt dazu? "Wir warten darauf, dass sich das Land und die ctt einigen und dass es losgeht", fasst Stadtbürgermeister Wolfgang Port die Erwartungen zusammen. Für Bernkastel-Kues, den kleineren Standort des Verbundkrankenhauses, wäre der Neubau so etwas wie eine Bestandsgarantie für die Klinik.Meinung

Neun Jahre sind zu viel
Der ehemalige Ministerpräsident Kurt Beck hat vor einigen Jahren die Pläne für den Umzug der Psychiatrie vor Ort studiert und für gut befunden. Seine Nachfolgerin, Malu Dreyer, hat in ihrer Eigenschaft als Gesundheitsministerin grünes Licht für das Projekt gegeben. Daraus ergibt sich eine Frage. Warum dauert es so lange, bis die eigentlichen Bauarbeiten in Gang kommen? Die Antwort könnte in etwa so lauten: Die Trägergesellschaft will etwas Vernünftiges bauen lassen. Das Land, als Hauptfinanzier, will das ebenfalls, schaut aber natürlich aufs Geld. Dieses Ringen um ein gutes und gleichzeitig finanzierbares Konzept kostet Zeit. Und trotzdem: Wird im Jahr 2014 mit den Bauarbeiten begonnen, dürfte der Umzug 2016 über die Bühne gehen. Neun Jahre von der Idee bis zur Fertigstellung sind einfach zu viel. c.beckmann@volksfreund.deExtra

Die Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie wurde 1987 eröffnet. Sie war anfangs die einzige Klinik dieser Art in der Region Trier. Dort werden pro Jahr (Stand 2012) 1200 Patienten stationär und etwa 100 Menschen teilstationär behandelt. Doch die Verhältnisse in Wittlich sind nicht mehr zeitgemäß. Zu eng, zu alt, zu dunkel, heißt es zur Begründung für den Umzug. In Bernkastel-Kues soll alles hell und freundlich sein. Unter anderem sollen dort fünf (bisher drei) Räume für Gruppentherapie entstehen sowie Räume für Musik-, Kunst-, Ergo- und Bewegungstherapie. Standard neben dem stationären Bereich sind Tagesklinik und Ambulanz. cb

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