Warum die Thalfanger langsam weniger werden

Thalfang · Die Verbandsgemeinde Thalfang, zweitkleinste Kommune im Kreis Bernkastel-Wittlich, verliert Einwohner. Hauptgrund dafür ist die Tatsache, dass deutlich mehr Menschen sterben als geboren werden. Unattraktiv ist die VG offenbar nicht: Es ziehen etwas mehr Menschen hin als weg.

 In Etgert können Kinder noch auf der Straße spielen, doch leider gibt es dort nur wenig Nachwuchs. Josef Fetzer und seine Enkel Jan und Louis Klemens, die allerdings woanders wohnen, fahren Traktor im Dorf. TV-Foto: Marion Maier

In Etgert können Kinder noch auf der Straße spielen, doch leider gibt es dort nur wenig Nachwuchs. Josef Fetzer und seine Enkel Jan und Louis Klemens, die allerdings woanders wohnen, fahren Traktor im Dorf. TV-Foto: Marion Maier

Thalfang. Sie werden weniger, die Einwohner der Verbandsgemeinde Thalfang, langsam, aber stetig. 270 Menschen büßte die Kommune zwischen 1999 und 2009 ein. Das sind 3,6 Prozent. Vor zwei Jahren - neuere Daten hat das Statistische Landesamt noch nicht veröffentlicht - lebten dort also 7321 Einwohner.
Rückgang in kleinen Schritten


Die niedrige Einwohnerzahl war ein Grund für das Innenministerium, die nach Neumagen-Dhron zweitkleinste Verbandsgemeinde des Kreises Bernkastel-Wittlich zu einer Fusion bis Ende 2012 aufzufordern. Noch ist kein Fusionspartner gefunden.
Der Rückgang der Bevölkerungszahl von Jahr zu Jahr vollzieht sich in der VG Thalfang in kleinen Schritten, 2000 und 2004 gab es sogar ein leichtes Plus. Doch den Abwärtstrend, der stärker ist als bei den Morbacher Nachbarn, die in diesen zehn Jahren von ihren ursprünglich 10 940 Einwohnern nur 97 (entspricht 0,9 Prozent) verloren haben, kann das nicht aufhalten. Woher rührt diese Entwicklung? Die Geburten- und Sterbe-Statistik gibt die Antwort. Demnach sind im vergangenen Jahrzehnt fast doppelt so viele Menschen in der Hunsrückkommune gestorben wie geboren wurden. In Zahlen: Es gab 988 Sterbefälle und 529 Geburten. Zuzüge und Fortzüge halten sich hingegen fast die Waage, es sind sogar etwas mehr Menschen in die VG gekommen. Konkret: Im Zeitraum von zehn Jahren sind 4499 in die VG Thalfang umgezogen, 102 mehr als in die umgekehrte Richtung.
Auch einzelne Dörfer sind gewachsen, am stärksten das kleine Lückenburg mit seinen mittlerweile rund 100 Einwohnern. Die übrigen Orte mit positiver Entwicklung sind Gräfendhron, Gielert, Horath und Heidenburg.
Reizvolle Landschaft


Die Verbandsgemeinde Thalfang ist also offensichtlich durchaus attraktiv. Und das liegt sicherlich nicht nur daran, dass sie laut Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo in einer der landschaftlich reizvollsten Regionen Deutschlands liegt und die Luft insbesondere im Luftkurort Thalfang gut ist. Auch die Arbeitsplätze dürften dabei eine Rolle spielen. Die Zahl der Kommuneneinwohner, die vor Ort arbeiten, hat in den vergangenen Jahren um 124 auf 2655 zugenommen.
Bürgermeister Dellwo verweist zudem auf eine unterdurchschnittliche Arbeitslosigkeit von rund drei Prozent und eine generell gute Infrastruktur, die sich allerdings auf den zentralen Ort Thalfang konzentriert.
Zu ihr gehören drei Zahnärzte, zwei Allgemeinärzte, eine Frauenärztin, ein Tierarzt, eine Apotheke, zwei Banken und das Schwimmbad. Zahlen Mit den Statistiken ist das so eine Sache, auch bei den Einwohnerzahlen. Vergleicht man die Daten des Statistischen Landesamts, die für Zuschüsse maßgeblich sind, mit denen der Einwohnermeldeämter, so sind erstere oft kleiner. Bei einer Verbandsgemeinde wie Thalfang mit vielen kleinen Orten macht sich das besonders stark bemerkbar, insbesondere wenn man prozentuale Veränderungen berechnet. Doch wie kommt das? Thalfangs Wirtschaftsförderer Josef Adams erklärt: "Hauptgrund sind die verschiedenen Basiswerte." Das Landesamt habe die Zahlen der vergangenen Volkszählung von 1987 fortgeschrieben. Das Einwohnermeldeamt habe die Werte von Anfang der 80er zur Basis erklärt, als das landesweite Einwohnerinformationssystem eingeführt wurde. Niemand kann laut Adams sagen, welche Zahlen die "richtigeren" sind. mai

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