Was Eifeler und Hunsrücker verbindet

Bernkastel-Wittlich · Wir wollen niemals auseinandergehn: Die Einheit des Kreises Bernkastel-Wittlich wird zwar im Hinblick auf die Kommunalreform beschworen. Aber was trennt und vereint die Menschen wirklich? Der TV hat sich in Eckfeld und in Malborn-Thiergarten umgeschaut.

Bernkastel-Wittlich. "Vom Nordpol zum Südpol ist\'s nur ein Katzensprung", singt Hans Albers. Aber wohl kaum mit dem Auto oder Rad. Schon der nördlichste und der südlichste Ort im Kreis sind 49 Kilometer Luftlinie und eine Dreiviertelstunde Autofahrt voneinander entfernt. Trotzdem gehören die Eckfelder und die Thiergartener zusammen - sind also Bernkastel-Wittlicher.
Kühe und Radwege


Wer hoch in den Norden des Kreises reist, 450 Meter über Normalnull, der erreicht zwar nicht das Meer, aber das Eckfelder Maar. Kühe kauen gemächlich am Heu, der Misthaufen steht mitten im Ort, und wenn das Geräusch der Kreissäge aussetzt, hören die Eifeler die Vögel zwitschern (das hören die Thiergartener übrigens beides auch). Eckfeld ist ein uriges Dorf mit vielen, vielen Bauernhäusern, mit Wander- und Radwegen. Steinstelen zeigen Szenen aus der Landwirtschaft. "Schien, dat Dir doh seit!", werden Besucher im Bauernhofcafé auf einer Tafel begrüßt. Und Gäste gibt es nicht wenig, zieht doch vor allem der Maare-Mosel-Radweg viele Touristen in die Region.
380 Menschen leben hier im Norden, im Schnitt 27 pro Quadratmeter. Die Hälfte der Fläche ist Wald, weitere 40 Prozent sind landwirtschaftlich genutzt. In Malborn gibt\'s 70 Prozent Wald und 20 Prozent Landwirtschaft. Dort kommen 52 Menschen auf einen Quadratmeter.
Eng wirds trotzdem nicht, auch wenn die dichten Nadelwälder nah an den Ort heranrücken. Oder umgekehrt. Bauernhäuser findet man im Ortsteil Thiergarten kaum. Und auch keinen Misthaufen mitten im Ort.
"Thiergarten war schon immer ein Arbeiterdorf", erklärt Helmut Schmittberger, der vieles von der Geschichte seiner Heimat zu erzählen weiß. Die meisten Einwohner haben früher in den Gruben und Hütten des Saarlands gearbeitet. "In den 50er, 60er Jahren war Thiergarten gut betucht", sagt Schmittberger. Denn in der Industrie wurde mehr verdient als auf dem Feld. Deshalb sei nicht nur der Zug in Richtung Hermeskeil stärker, die Thiergartener seien auch immer sehr aufgeschlossen für alles Neue gewesen. Gibt\'s also samstags Lyoner? Schmittberger lacht: "Also Fleischwurst und Spießbraten essen wir auch gern." Aha, und im Eckfelder Bauernhofcafé greifen die Gäste am liebsten beim Stachelbeer-Baiser zu. Außerdem gibt\'s hier Pfannkuchen und Mehlklöße statt Fleisch - war früher eben zu teuer für die Bauern. Von T(h)ieren wissen die Eckfelder trotzdem viel zu berichten, schließlich hat man hier das 45 Millionen Jahre alte Urpferdchen gefunden. In Malborn gibt\'s laut statistischem Landesamt keine Pferde. Und selbst wenn, wären sie nicht so alt.
"Die Eckfelder sind ein sehr geselliges und feierfreudiges und ehrliches Völklein", fasst Ortschef Rainer Stolz die Mentalität seiner Schäflein zusammen. Und er meint, dass die Eifeler den Hunsrückern ähnlicher sind als die Moselaner - was natürlich nichts Schlechtes über die Flussanrainer heißen soll. Aber oben auf der Höh lebt\'s sich eben auch gemütlich. Im Norden wie im Süden.

volksfreund.de/video

Extra

Der Kreis Bernkastel-Wittlich ist 1168 Quadratkilometer groß. Hier leben 110 000 Menschen in 107 Gemeinden. Das heutige Kreisgebiet war vor Ende des 18. Jahrhunderts in viele Territorien zersplittert. 1816 entstanden die beiden Kreise Bernkastel und Wittlich, die 1946 Teil des Landes Rheinland-Pfalz wurden. Sie wurden bei der Kreisreform 1969 zum heutigen Landkreis vereinigt. In der Verbandsgemeinde Thalfang haben sich bereits die Bürger in vier Ortsgemeinden mehrheitlich für einen Kreiswechsel ausgesprochen. In Bürgerentscheiden und einer Bürgerbefragung stimmten die Malborner und die Neunkirchener dafür, sich der VG Hermeskeil anzuschließen, die Büdlicher und die Breiter sprachen sich für die VG Schweich aus. Einen weiteren Bürgerentscheid gibt es am 10. Juni in Heidenburg. uq/maiExtra

Der Landkreis sei ein Beweis dafür, dass zusammengewachsen ist, was zusammengehört, sagt Landrat Gregor Eibes. "Überall leben Menschen, die neben ihrer wunderschönen und reizvollen Heimat, ihrer Lebensfreude und ihrer liebenswürdig offenen, manchmal auch direkten Art vor allem eines gemeinsam haben: Sie fühlen sich als Bernkastel-Wittlicher. Und das ist ein gutes Gefühl." uq

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