Was steckt im Boden unter der Solaranlage?

Hinzerath/Morbach · Keiner weiß, was drin ist: Auf dem Areal des ehemaligen Hinzerather Sägewerks gammelt möglicherweise kontaminiertes Schüttgut vor sich hin. Trotzdem will der Eigentümer dort zwei neue Photovoltaik-Anlagen bauen. Der Gemeinderat stellt eine Bedingung: Erst muss der Boden untersucht werden - und im Falle einer Verschmutzung müssen die Altlasten weg.

Die Photovoltaikanlage auf dem Gelände des ehemaligen Sägewerks in Hinzerath ist noch nicht alt. Seit drei Jahren gewinnt die Anlage auf fünfeinhalb Hektar Fläche umweltfreundlichen Sonnenstrom - bis zu anderthalb Millionen Kilowattstunden davon pro Jahr, so viel wie für 430 Haushalte.
Eigentümerin des Grundstücks, auf dem die Öko-Anlage steht, ist die Projektentwicklungsgesellschaft Morbach des Unternehmers Erland Knaf aus Ernzen (Eifelkreis Bitburg-Prüm). Und die will jetzt anbauen: Zwei weitere Photovoltaik-Felder sollen auf einer Fläche von weiteren fünfeinhalb Hektar entstehen. Acht Gebäude, die noch auf dem Gelände des 1999 geschlossenen Sägewerks stehen, sollen dafür abgerissen werden.Verunreinigter Boden

 Ein Satellitenbild der Anlage. Foto: Google Earth

Ein Satellitenbild der Anlage. Foto: Google Earth

Das Problem: Der Boden, auf dem gebaut werden soll, könnte verunreinigt sein. Etwa ein Drittel des Grunds musste schon beim Bau der ersten Anlage 2010 saniert werden - wegen einer Belastung durch giftige Kohlenwasserstoffe, wie sie in Lösungsmitteln, Treibstoffen oder Abgasen stecken.

Ein unabhängiger Fachgutachter überwachte die Sanierungsmaßnahmen. Das Ganze verursachte der Projektentwicklungsgesellschaft seinerzeit eine nicht genauer bezifferte Summe an "erheblichen Kosten".
Und was steckt da heute noch im Boden? "Auf dem Gelände befindet sich ein sarkophagähnliches Gebilde.

Hier wurde einfach etwas einbetoniert, und es ist zu vermuten, dass es sich hierbei um weiteren kontaminierten Boden handelt", berichtet der Hinzerather Ortsvorsteher Hermann Moseler vor dem Morbacher Gemeinderat. Denn damit die Photovoltaikanlage erweitert werden kann, muss das Gremium einer Änderung des Bebauungsplans zustimmen. Die Kommunalpolitiker wollen ihre Zustimmung deshalb an eine Bedingung knüpfen:
Ein städtebaulicher Vertrag soll mit dem Besitzer geschlossen werden. Darin soll verankert werden, dass es sich bei dem Areal bei Hinzerath um einen Altstandort laut Bundesbodenschutzgesetz handelt.

Das heißt, dass der Boden mit Altlasten belastet sein könnte, deren Entsorgung restriktiven Auflagen unterliegt. Die Entsorgungsarbeiten sollen von der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) überwacht werden. "Erst wenn die Bestätigung der SGD vorliegt, dass hier alles ordnungsgemäß gesäubert wurde, werden wir den Bebauungsplan im Gemeinderat weiter voranbringen", sagt Morbachs Bürgermeister Andreas Hackethal.
Der Bürgermeister sieht dies als guten Kompromiss - schließlich "hat das Unternehmen ein eigenes Interesse daran, möglichst auf einem unbelasteten Grund zu bauen."

Auch Ortsvorsteher Moseler will Vorsicht walten lassen: "Natürlich begrüßen wir die Nutzung dieses brachliegenden Geländes mit Photovoltaik", sagt er im Gespräch mit dem TV. Dennoch wolle das Ortsgremium darauf hinweisen, dass eine Entsorgung definitiv erfolgen müsse. "Wir können dem Plan nur zustimmen, wenn wir hundert Prozent sicher sind, dass alles abgefahren und entsorgt wird." Erland Knaf von der Projektentwicklungsgesellschaft Morbach war trotz mehrfacher Versuche nicht zu einer Stellungnahme zu erreichen.

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