Wasser, Wein und Willibrord

DREIS. Eine reizende Lage im Tal der Salm, aus dem Boden sprudelndes Wasser und Sonne, die Wein- und früher sogar Tabakanbau möglich machte: Die Natur hat Dreis viele Attribute eines angenehmen Orts für menschliche Besiedlung geschenkt. Seit Jahrhunderten ist Dreis ein Platz nicht nur für das, was man Heimat nennt.

Das 1200 Jahr-Fest war vor 20 Jahren, und das stolze Jubiläum zeigt: Die Dreiser leben auf geschichtsträchtigem Boden. Grabfunde aus dem fünften Jahrhundert belegen, dass der Ort Menschen schon weit länger Lebensraum bot, als die erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahr 785, die 1985 gefeiert wurde, vielleicht glauben lässt.Nördlichster Moselweinort

Nach Kelten, Treverern und auch Römern haben viele wohl Geschmack an der Gegend gefunden und wollten gerne bleiben. Letztere machten den Ort immerhin zum nördlichsten "Moselweinort", auch wenn die Salm statt der Mosella hier fließt. Noch heute kommen die Dreiser Tropfen etwa als "Möhnenwein" ins Glas. Doch wichtiger als der Wein und landläufig bekannt ist allemal das Wasser, dem der Ort seinen Namen verdankt. So findet man die Schreibweisen Dreyss, Dreyse oder auch Dreisa für das ehemals freie Reichsdorf. Und "Drääs" heißt das Mineralwasser in der moselfränkischen Mundart, "Drees" Sauerbrunnen, auch das germanische "thrais" für Sprudel steht für das, was aus dem Boden sprudelt. Im "St.-Martins-Brunnen" fließt es noch heute, während der Dorfbrunnen mit Leitungswasser versorgt wird. Ist Dreis vielleicht ein kleines Paradies? Das glaubt man fast, blättert man in der vorbildlichen Chronik, die zum 1200-Jahr-Fest von Paul Stoffel verfasst wurde. Dabei wird allerdings auch klar, dass manch einer in Dreis "zur Hölle" geschickt wurde, hier gab es eine eigene Gerichtsbarkeit und mancher wurde im Halseisen an den Pranger gestellt und hing später am Galgen. Doch in der Chronik findet sich auch ein Zitat von Alexis Hoffmann, Pastor aus Echternach, das fast paradiesische Zustände beschreibt: "Gesundes Wasser und gesunder Wein, gesundes Brot und gesunde Luft, lachende Fluren und schattiger Wald. Kirche, Schloß und Mühle aus neuerer Zeit, aber immerhin aus Echternacher Zeit." Der Echternacher weiß, warum es die Dreiser so gut haben: "Heiliger Willibrord, ein besonderer Beschützer hiesiger Gegend!" ruft er zum Ende seines Loblieds. Denn nicht nur der Heilige Martin als Kirchenpatron auch Willibrord bestimmte die Geschicke der Dreiser.Fuhrwerke mit Frongütern beladen

Immerhin gehörte das freie Reichsdorf als ältester Besitz zur Herrschaft der Mönche der Abtei Echternach. König Karlmann, Bruder Karls des Großen, hatte es dem Kloster in Luxemburg geschenkt, wo auch der Heilige Willibrord beerdigt ist. Gen Echternach müssen damals unzählige mit Frongütern beladene Fuhrwerke unterwegs gewesen sein, auch ging es jahrhundertelang am Dienstag nach Pfingsten mit dem Prozessionskreuz gen Luxemburg zum Grab des Heiligen. Umgekehrt investierten die Echternacher Herren auch im Ort. Nicht nur beim Mühlenbau profitierten die Dreiser von den Kenntnissen der Mönche aus Echternach. Neben der barocken Pfarrkirche St. Martin, die in diesem Jahr 250 Jahre alt wird, wurden auch drei Schlösser in der Zeit der Lehnsherrschaft als Sommerresidenzen erbaut, das letzte aus dem Jahr 1775 ist erhalten und wurde 1840 instand gesetzt. Doch weder das Dreiser Wasser noch die geistlichen Herrn konnten Dreis helfen, als um 1630 die Pest ausbrach. Interessant aber scheint, dass der Ort, der viele Tote zu beklagen hatte, durch Vermittlung aus Echternach durch Umsiedlungen "wiederbelebt" wurde. Laut Chronik tauchen zum alten Familiennamen Kranz nun Namen wie "Thieltges, Follmann und Stoffel" aus dem Luxemburgischen auf. Und die Verbindung zu Echternach lebt auch in amtlichen Dingen weiter: Das Wappen, das Dreis seit 1962 führt, erinnert an diese Beziehung. Auf Gold zeigt es einen schwarzen doppelköpfigen Reichsadler, darauf ein Kreuz mit einer Schwurhand. Es geht auf ein Gerichtssiegel von 1722 zurück. Die Dreiser waren und sind halt nicht irgendwer. So schreibt auch 1985 der damalige Ortsbürgermeister Vinzenz Follmann: "Rund 1000-jährige Zugehörigkeit zur Abtei Echternach, als freie Reichsherrschaft unter dem Schutze des jeweiligen Landesherrn und Reichsritterschaft, als oberstes Gericht das Reichskammergericht, war schon eine Besonderheit." Liebe Leser: Wie wird Dreis im Jahr 2020 aussehen? Bitte senden Sie uns Ihre Vision zur Zukunft Ihrer Heimat in maximal 30 Zeilen zu 32 Anschlägen bis Freitag, 4. März, 10 Uhr, an mosel@volksfreunde.de. Bitte geben Sie Namen und Adresse an.

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