Flußbach Auf der Suche nach dem richtigen Partner

Flußbach · Wechselt Flußbach von Traben-Trarbach nach Wittlich? Die Bürgermeister Joachim Rodenkirch und Marcus Heintel haben sich den Fragen der Bürger gestellt.

 Viele Flußbacher sind bei der Einwohnerversammlung dabei.

Viele Flußbacher sind bei der Einwohnerversammlung dabei.

Foto: Christoph Strouvelle

Wohin führt der Weg der Flußbacher? Wenn es nach dem Willen des  Ortsgemeinderats geht, soll das rund 450 Einwohner zählende Dorf aus der Verbandgemeinde Traben-Trarbach als Stadtteil nach Wittlich wechseln. Bei einer sehr sachlich verlaufenen Einwohnerversammlung im Flußbacher Bürgerhaus vor der anstehenden Einwohnerbefragung am 6. Mai nutzen rund 80 Bürger die Gelegenheit, die Argumente der Hauptakteure zu hören und mit ihnen zu diskutieren. Da sind die Gemeindevertreter rund um den Ortsbürgermeister Hans Josef Drees, der nochmal seine Gründe für einen Wechsel zur Stadt Wittlich dargelegt. Zum einen sei die finanzielle Situation der Flußbacher mit fast einer Million Euro Schulden bedenklich. „Wie sollen wir einer negativen Entwicklung entgegenwirken und wer trägt die Verantwortung?“, fragt er.

Des weiteren seien die Flußbacher eindeutig dem Mittelzentrum Wittlich zugewandt. Und auch die Belastung für die Lokalpolitiker im Ehrenamt sei enorm. „Es geht kein Weg dran vorbei. Ich denke, dass wir in Wittlich besser aufgehoben sind“, wirbt er bei seinen Bürgern für einen Wechsel nach Wittlich.

Marcus Heintel, Bürgermeister der VG Traben-Trarbach, führt hingegen die Argumente für einen Verbleib der Flußbacher in der VG ins Feld, bei denen auch Formalien eine Rolle spielen. „Jede Gebietsänderung bedarf der Gemeinwohlprüfung“, sagt er. Das würde vom Land untersucht. Ein Ausscheiden Flußbachs würde eine Kündigung der Solidargemeinschaft innerhalb der VG Traben-Trarbach bedeuten. 13 von 16 Ortsgemeinden grenzten an Gebietskörperschaften, bei denen auch Bezüge über die VG-Grenzen hinaus entstehen.

Bei den Finanzen sei Flußbach kein Einzelfall, dieses Problem müsse auf Landesebene gelöst werden. Zudem hebt Heintel die Selbstverwaltung der Kommunen hervor.  „Ein System, das bundesweit geachtet wird.“ Die ginge Flußbach als kleinster Stadtteil von Wittlich verloren

Der Wittlicher Bürgermeister Joachim Rodenkirch sagt, die Stadt Wittlich wäre bereit, Flußbach aufzunehmen. Mehrfach betont er, keine Werbung für einen Wechsel des Dorfes nach Wittlich zu machen. Für ihn seien die Lebensbezüge der Menschen das ausschlaggebende Kriterium Die Flußbacher seien in einer Zwangssituation. Sie gehörten zu einer VG, doch es ziehe sie woanders hin. Wenn sich alle Akteure einig seien, könnte ein Wechsel schnell über die Bühne gehen, sagt er. Das sei jedoch abhängig vom Votum der Flußbacher bei der Einwohnerbefragung am 6. Mai. „Bei einer hohen Mehrheit für einen Wechsel nach Wittlich wird auch der VG-Rat Traben-Trarbach ins Grübeln kommen“, sagt er.

Die meisten Bürger wenden sich mit ihren Fragen an Rodenkirch. Darin ist zu erkennen, dass die Flussbacher befürchten, der Charakter ihres Dorfes könne sich mit einem Wechsel nach Wittlich ändern. „Wenn die Lieblichkeit des Ortes verloren geht, würde mich das stören“, sagt eine Bürgerin. Wird der Wald abgeholzt? Das Dorf mit Neubaugebieten überschwemmt? Und können die Vereine mit Unterstützung rechnen? Rodenkirch zerstreut die Bedenken. Neubaugebiete würden nur auf Anregung der Ortsbeiräte ausgewiesen. Die Stadt sei wegen anderer großen Einnahmen nicht zwingend auf Einkünfte aus dem Holzeinschlag angewiesen. Zudem nennt er mehrere Beispiele, wie Vereine von der Stadt Wittlich unterstützt werden. An dem niedrigeren Wassergeld für die Bürger könne es nicht liegen, ob die Flußbacher nach Wittlich wechselten, sagt Rodenkirch auf die Frage, was sich für die Flußbacher bei einem Wechsel  verbessern würde. Versprechen könne er keine machen.

Wenn das Land nach dem Gemeinwohl der Bürger entscheide: Wie definiere sich dann dieser Begriff, fragt ein Bürger. Heintel sagt, es sei ein schwammiger Begriff, an dem sich alles entscheide. Bei der Fusion Kröv-Bausendorf mit Traben-Trarbach sei das Gemeinwohl vom Land für alle 16 Ortsgemeinden geprüft worden. „Ich als VG-Bürgermeister betrachte das Gemeinwohl der gesamten VG. Eine Ortsgemeinde kann das anders sehen.

Auf die Frage nach einer Vision für die Zukunft Flußbachs zeigen sich Bürger von den Antworten Heintels enttäuscht. Dieser führt nochmals die Selbstverwaltung der Ortsgemeinden ins Feld, die von der Verwaltung unterstützt wird. Es sei geplant, gemeindliche Einrichtungen wie die Bauhöfe zusammenzufassen. Man höre keine Vision, entgegnet ein Bürger. Heintel rede um den heißen Brei herum. Rodenkirch trifft  die Emotionen der Zuhörer, als er vom „Kleinod Flußbach“ spricht, dessen Naturpotenzial er stärken und dessen Strukturen er erhalten will. „Viele haben die Perle Flußbach noch nicht erkannt“, sagt er.

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