Weddlia Platt macht gute Laune

Wittlich · Seit einem Vierteljahrhundert werden in Wittlich einmal im Jahr Erinnerungen aus früheren Tagen, witzige Geschichten und Seitenhiebe auf die heutige Zeit auf Weddlia Platt vorgetragen. Dabei stehen nicht nur Wittlicher, sondern auch Personen aus dem Umland und politische Prominenz hinterm Mikrofon.

 Viel Spaß hat das Publikum beim Mundartabend in Wittlich, wenn mit trockenem Humor, beispielsweise von vergessenen Unterhosen im Kartoffelstück, berichtet wird. TV-Foto: Christina Bents

Viel Spaß hat das Publikum beim Mundartabend in Wittlich, wenn mit trockenem Humor, beispielsweise von vergessenen Unterhosen im Kartoffelstück, berichtet wird. TV-Foto: Christina Bents

Wittlich. Die "Rummelsbacher Bibpailen" von der Schääl Saidt schmettern mit dem Publikum gemeinsam das Lied "Än Weddlich sein mia dahääm" (in Wittlich sind wir zu Hause), auf den Tischen stehen Viez, Wittlicher Wein, Schinken- und Schmalzbrote, und natürlich trifft man viele alteingesessene Wittlicher. So sieht es seit 25 Jahren einmal im Jahr im Jugendheim St. Bernhard oder auch im Kolpinghaus aus, wenn die örtliche CDU ihren Mundartabend veranstaltet.
Erinnerungen an alte Zeiten


Albert Klein, der die Veranstaltung viele Jahre organisierte, berichtet: "Das Wittlicher Platt ist eine aussterbende Sprache, wir wollten hier ein Podium schaffen, um das am Leben zu erhalten. Zumal wir in den eigenen Reihen auch gute Rednern wie Willi Schrot hatten."
Woran es liegt, dass zu jeder Veranstaltung bis zu 150 Leute, zu 80 Prozent Wittlicher, kommen? Grund ist wohl, dass man sich hier gemeinsam an alte Zeiten erinnern kann, gesungen wird und man viele Bekannte trifft.
Birgit Geiter sagt: "Ich bin heute zum vierten Mal hier, und ich komme, weil ich Wittlicherin bin, und weil man sich hier wie daheim fühlt." Neben den vielen Wittlichern kommen inzwischen auch Leute aus dem Umland, die dem Platt verbunden und gesellig sind, so wie Regina Mandernach aus Klausen: "Wir sind schon sechs Mal da gewesen, mein Mann hatte das in der Zeitung gelesen, und uns gefallen die Vorträge und das Flair hier sehr gut."
Auf der Bühne stehen oft stadtbekannte Wittlicher, bei der Jubiläumsveranstaltung unter anderem Karl-Heinz und Adi Kaspari, Theo Daus oder Franz-Josef Mertes. Sie erinnern sich noch an Begebenheiten aus ihrer Kindheit, die sie dem Publikum amüsant erzählen. Da wird über die Mehlklöße, Glasklicker (Glasmurmeln), das Schwarzfischen, Leute aus der Stadt wie "Dausse Lehn" oder den "Dicke Lukas" erzählt. Man erinnert sich an Zeltlager, bei denen man mit den einfachsten Mitteln viel Spaß hatte, oder es werden Anekdoten aus der eigenen Familie berichtet. Auch dass die Trierer Landstraße früher einmal Hindenburgstraße und Kaiser-Wilhelm Straße hieß, wissen die meist Älteren im Publikum noch.
Geändert hat sich in den 25 Jahren der Veranstaltung nur, dass jetzt auch mal Nicht-Wittlicher auf der Bühne stehen. Reinhold Westhöfer, der die Veranstaltung organisiert: "Oft sind es Leute aus dem Publikum, denen es gutgefällt, die gerne einen Vortrag machen wollen, die rufe ich einige Wochen vorher an, und dann geht das."
Und nach so viel guter Laune stimmen zum Schluss alle noch einmal mit den "Bibpailen" auf ihr schönes Städtchen mit "Äm schienen Weddlich", ein.
Extra

Neben den Wittlicher Originalen wie Willi Schrot, die Brüder Kaspari, Gabi Krämer und Albert Klein und etlichen anderen, waren oft CDU-Politiker als Redner auf der Bühne, darunter der amtierende Bürgermeister Joachim Rodenkirch, die Landtagsabgeordnete Elfriede Meurer, der Bundestagsabgeordnete Patrick Schnieder oder die ehemalige Landrätin Beate Läsch-Weber. Bedingung war dabei immer, dass der Vortrag auf Platt gehalten werden musste, "was auch tatsächlich alle konnten", versichert Albert Klein. chb

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