Weder Veteranenverein noch Debattierclub

Der Reservistenverband Deutschland wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. 1978 wurde die Reservistenkameradschaft Morbach gegründet. Am Stammtisch werden jeden Monat die weiteren Aktivitäten geplant. Zivile und militärische Fähigkeiten verschmelzen bei den Mitgliedern.

 Zur Tradition der Reservistenkameradschaft gehört, Soldaten aus anderen Nationen, wie hier aus Frankreich, zu den Übungen einzuladen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Zur Tradition der Reservistenkameradschaft gehört, Soldaten aus anderen Nationen, wie hier aus Frankreich, zu den Übungen einzuladen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Morbach. (doth) Vergleichsschießen unter Berücksichtigung einer militärischen Lage, hochkarätige Referenten als Gastredner, Informationsfahrten, die Kultur, wie beispielsweise der Auftritt des Heeresmusikkorps, und natürlich die Pflege der Kameradschaft bei der Reservistenkameradschaft Morbach hat das Jahr viele Termine. Zu den 40 Mitgliedern unter der Leitung des Feldwebels der Reserve, Peter Schieber, stieß beim jüngsten Stammtisch im Schützenhaus der Kyffhäuser mit Mike Frost der 41. Kamerad zur Reservistentruppe. Damen gibt es bislang keine. Das liegt aber daran, dass Frauen erst seit dem Jahr 2000 der Dienst an der Waffe erlaubt ist und noch nicht viele ihre Bundeswehrzeit abgeschlossen haben. "Früher gehörten Soldaten in Uniform eher zum Straßenbild. Heute ist das selten geworden", stellt Schieber fest. Auch die Reservisten dürfen nicht einfach so mit Uniform herumlaufen. Immer muss ein spezieller Anlass bei ihrem Bundesverband angemeldet werden. Ein solcher Anlass wird die Teilnahme am Zapfenstreich der Freiwilligen Feuerwehr in Heidenburg am 12. Juni sein oder bei der zentralen Gedenkfeier am Volkstrauertag in Morbach.

Die Verbindung zwischen Militär und Zivilgesellschaft hat in Morbach einen Namen: Karl Mutsch. Der Oberst der Reserve steht als Ansprechpartner zur Verfügung und bringt sich organisatorisch stark ein. Das von ihm organisierte Gastspiel des Heeresmusikkorps ist ein Beispiel, wie Uniformierte und Zivilisten über Kunst und Kultur zusammenfinden können.

Zivilisten sind stets willkommen. Interessant dürften für jedermann die Vorträge hochrangiger Referenten zu aktuellen Themen sein, die beim Herbstschießen angeboten werden. "Wir sehen nicht nur die Informationen aus den Medien, sondern kennen auch die Strukturen, die dahinter stecken", erklärt der Hauptmann der Reserve Marcus Risser. Ferner bleibe man bei der Weiterentwicklung der Streitkräfte immer auf dem Laufenden. In einem "Schießkino" in der Kaserne Idar Oberstein holten sich die ehemaligen Soldaten virtuell ein Gefühl dafür, wie es ihren Kameraden im Auslandseinsatz geht.

"Wir sind weder ein Veteranenverein noch ein Debattierclub", macht Frank Retzler, Hauptfeldwebel der Reserve deutlich. Ohne politischen Teil werde keine Veranstaltung genehmigt. Als nächstes steht das Thema an, wie es mit der Weltordnung im Jahre 2030 vor dem Hintergrund der schwindenden Trinkwasserreserven auf der Welt aussieht.

Extra Der Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr hat über 130 000 Mitglieder. Er vertritt die Reservisten in allen militärischen Angelegenheiten. Vertreten sind alle Dienstgrade, vom Gefreiten bis zum General. 40 Prozent der Mitglieder sind zwischen 20 und 40 Jahre alt. Info: www.reservistenverband.de (doth)

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