Wedlia - Deutsch: die Dokumentation

Wittlich · Coming home: Das Motto der Wittlicher Kulturtage galt anlässlich der Vorstellung „Das Wittlicher Wörterbuch" für viele der 104 Gäste im Casino. Besonders für Angehörige von Georg Fischer (1881 bis 1962), der einst die Eigentümlichkeiten des Platts seiner Heimatstadt aufschrieb. Basierend darauf haben jetzt viele an einer neuen Publikation, einer CD und einem außergewöhnlichen Internetangebot mitgewirkt.

 Wittlicher Kulturtage.2015 TV-Foto: Klaus Kimmling

Wittlicher Kulturtage.2015 TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: Klaus Kimmling

Nichts geht mehr. Das Casino ist rappelvoll. In der Ecke steht Adi Kaspari, schwenkt die Arme, klatscht, ruft: "Hoe, Hoe. Wunderbar!" Alle haben gerade das "Bäschailara Kampfleed" gesungen, ein rustikaler Song, den viele auswendig kennen. Es ist spät, die Stimmung heiter. Seit mehrt als zwei Stunden amüsiert man sich über die Mischung aus irgendetwas aus Kappensitzung, Empfang, Mundartabend und eben Buchpräsentation.

Es geht um "Das Wittlicher Wörterbuch", ein Projekt, an dem mehrere Generationen von Wittlichern beteiligt sind. Der wichtigste hat den Grundstein gelegt: Georg Fischer (1881 bis 1962). Er hatnotiert, wie die Menschen in seiner geliebten Heimatstadt sprechen; welche Redensarten typisch für sie sind. Ein Teil dieser Aufzeichnungen ist im "Der Säubrenner" erschienen und als grünes Heftchen.

Jetzt liegt dazu ein 290 Seiten starkes Buch vor. Dort ist einmal Wedlich- Deutsch und auch umgekehrt alphabetisch alles zu finden, was diese Sprache ausmacht: 1700 Wörter, eine enorme Fleißarbeit! Zusätzlich ist das Lexikon im Internet auf der Homepage des Kulturamtes der Stadt aufrufbar. Das Beste: Man kann dort jedes Wort und seine Erklärung als Tondokument auf Dialekt hören.

Albert Klein, der federführend das durch Sponsoren finanzierte Projekt begleitet hat, sagt im Casino "aalen en ganns todaal schien Mersi". Es gibt viel dankbaren Applaus für alle Mitmacher, die im Buch zum Teil namentlich gewürdigt werden und bei der Präsentation naturgemäß leibhaftig dabei sind. Unter anderem Walburga Boor, die ehemals als Lehrmädchen das Manuskript ihres Chefs abzuschreiben hatte. Und dessen Sohn nebst Schwestern: Dr. Ernst Fischer, der diese Woche 96 Jahre wird! Er erinnerte an seinen Vater mit einer Anekdote, wie dieser sein Unbehagen über den Einzug von Nationalsozialisten in den Stadtrat kundtat. Er fragte nach dem Unterschied zwischen Pferd und Esel.

Alle Erklärungen des jungen Ernst waren nicht hinreichend, denn Georg Fischer meinte: "Das Pferd kann nicht Stadtrat werden." Für den Sohn ist die Arbeit des Vaters zum Dialekt: "Der Anfang einer Liebeserklärung an die wunderbare Stadt Wittlich". Das scheinen alle im Kasino-Saal zu finden. Sie singen "Aisch sain Saibrääna" und stecken mit der fröhlichen, fast enthusiastischen Hommage an die Stadt auch die Gäste an.
Immerhin geht es um außergewöhnliche Lexikon-Literatur. Albert Klein betont, der Zeitpunkt für die Präsentation sei günstig: "Rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse, leider etwas zu spät für den Literatur Nobelpreis."

Das Großprojekt, 1700 Platt-Wörter zu übersetzen - und zwar sowohl in Deutsch wie Platt - ist auch auf der Homepage der Stadt Wittlich mit Hörbeispielen abrufbar.

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