Weg von der Erziehung zur Beziehung

Wittlich · Wie gelingt es Eltern, auch während der Pubertät ihrer Kinder eine stabile Beziehung zu ihrem Nachwuchs aufrechtzuerhalten? Mit dieser Frage beschäftigte sich ein Elternabend am Cusanus-Gymnasium Wittlich. Dr. Richard Wagner referierte über das Thema "Pubertät - Weg von der Erziehung zur Beziehung".

Wittlich. Auf breites Interessse stieß der im Rahmen eines Elternabends am Cusanus-Gymnasium angebotene Vortrag von Dr. Richard Wagner zum Thema Pubertät. Die kindliche Entwicklung sei wie eine Leiter, deren Sprossen die unterschiedlichen Entwicklungsphasen abbilde, sagte der Referent: Die Erziehung bis etwa zum sechsten Lebensjahr bestehe vor allem aus Fürsorge, Sicherung der Grundbedürfnisse, und im Fördern der Selbstständigkeit. Gerade in der Phase bis zum zehnten Lebensalter sei die Erfahrung, eine gute Beziehung zur Familie zu haben, für das Kind zentral; vom elften bis 13. Lebensjahr komme der Wunsch hinzu, sich auszuprobieren - eine Voraussetzung zum Finden der eigenen Identität.
Während dieser Phase sei es vielen Jugendlichen wichtig, sich zu spüren, sich treu zu bleiben, zu sich selbst zu stehen. Angriffe von Eltern auf das Selbstwertgefühl durch "Du sollst"- oder "Du musst"-Vorgaben seien Gift für die Eltern-Kind-Beziehung, sagte Wagner: Diese führten zu Konflikten und Aggression. Verbote, die als Angriffe empfunden werden, würden abgeschmettert. Permanent empfundene Angriffe von seiten der Eltern führten im schlimmsten Fall zur Suche nach Ventilen, die vor allem bei Jungen gravierende Auswirkungen haben könnten.
Wie kann nun diese Phase sinnvoll gestaltet werden? Der Referent betonte, dass Eltern verlässliche Persönlichkeiten bleiben müssten, die ihre Standpunkte und Vorstellungen klar benennen. Wichtig sei das Gespräch zwischen Eltern und Kindern. Erwachsene müssten Abstand nehmen von Sätzen wie "Warum tust du das? Warum klappt das nicht?". Ich-Aussagen, die die eigene Sorge deutlich machten, auch Fragen, die echtes Interesse spürbar machten, seien entscheidend, betonte Wagner.
Vorgaben verpufften dagegen oft ungehört. Erziehung, gerade in der Pubertät, sei somit - oft anstrengende - Beziehungsarbeit, die aber gelingen könne und dann zur Basis werden könne für eine stabile und gute zukünftige Eltern-Kind-Beziehung. red

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