Wehrhafte Wehr

MERSCHBACH. In Merschbach brodelt’s. Nachdem die Ortsbürgermeisterin der Feuerwehr mit den Worten "damit die einen trinken gehen?" einen Zuschuss versagt hat, setzt sich nun die Wehr zur Wehr.

Der Friede in Merschbach ist schon länger aus den Fugen. Das hat etwa die lange Suche nach einem Dorfchef gezeigt. Mit Ortsbürgermeisterin Iris Hornberg schienen die Wogen geglättet. Dass dem nicht so ist, hat die jüngste Ratssitzung gezeigt, in der Hornberg der Freiwilligen Orts-Feuerwehr fehlendes Engagement vorwarf. Gegen ihre, im Trierischen Volksfreund zitierte, Aussage ("Wieso sollen wir der Feuerwehr Geld geben? Damit die einen trinken gehen?") setzt sich die Wehr nun zur Wehr. "Das ist eindeutig die Unwahrheit", empört sich Heinz Bauer im Namen von Wehrführer Tobias Bauer, seinem Bruder, und der Kollegen. Als "eingefleischten Feuerwehrmann" habe ihn das geschmerzt, sagt der zweite Wehrführer. Die Wehr, neben dem ortsübergreifenden Heimatverein der einzige Verein am Ort, sei immer zur Stelle.Einsatz auch im Nachbardorf

Und das nicht nur bei Bränden, sondern auch bei Personensuchen oder sintflutartigem Regen, wie vor Jahren in Gräfendhron. Obwohl die Wehr im eigenen Ort gegen die Wassermassen kämpfte, eilte sie den Nachbarn flugs zu Hilfe. Außerdem pflege die Wehr die Hydranten und halte sich mit regelmäßigen Übungen fit. Hinzu kämen Schulungen, Sitzungen, Wehrführerbesprechungen - turnusmäßig auch in den eigenen Wänden. Für die Dorfgemeinschaft richte die Wehr Wandertage, organisiere Maibaumstellen und Martinsumzug und halte die Anlagen ums Bürgerhaus in Schuss. Dass die Gemeinde jüngst Helfer für Aktionen suchte, könne er daher nicht verstehen. "Wenn sie auf die Feuerwehr zukäme, wären wir die letzten, die das ablehnen würden." Selbst Spenden sind für die sieben Aktiven selbstverständlich. Die dem Roten Kreuz kürzlich gestifteten 100 Euro seien das "Zigfache" der 26 Euro, die die Gemeinde dem Verein früher jährlich zugestanden, und nun verwehrt, habe. Dass die Wehr über Jahre die weithin bekannte Merschbacher Osterkirmes ausrichtete, scheint vergessen. Dabei konnte die Gemeinde mit den Erlösen viel anpacken und hat bis heute einen gut gefüllten Rücklagen-Topf aus dieser Zeit. Großen Anteil hat die Wehr auch am Bürgerhaus, in dessen Keller sie ihr Domizil hat. Die gemeinsame Toilette ist ihr aber seit dem Austausch eines Schlosses versperrt. Gemeindechefin Hornberg führt als Begründung "ständige Probleme" an. "Die haben die Toilette benutzt, aber nie sauber gemacht." Ihre eigentliche Kritik ist jedoch, dass die Wehr sich nicht mehr integriere. "Fürs Dorf machen sie nichts", beharrt sie weiter, räumt aber auch ein: "Ich hätte das vielleicht nicht sagen sollen." Sie habe im "Eifer des Gefechtes so reagiert" und nun sei die Sache verfahren. Was sie ärgere sei, dass bei Einsätzen der Gemeinde von der Wehr keiner helfe. Mit der jetzigen Situation ist Hornberg aber alles andere als glücklich. Die Kinder litten schon darunter, weil sie nicht mehr miteinander spielen dürften. Sie persönlich wäre daher froh, wenn sich die zwei Lager einander nähern könnten, was angesichts der "gestörten Kommunikation" aber schwierig sei. Doch, so Hornberg: "Beide Seiten haben Fehler gemacht." Die öffentliche Kritik sorgt auch außerhalb für Irritation. Zum Beispiel bei Wehrleiter Roland Sommerfeld, der zur Zeit der Veröffentlichung in Urlaub war. Merschbach decke den örtlichen Brandschutz ab und bilde mit den Wehren Horath und Gräfendhron eine große Einheit. "Die Leute abzuwerten, die für die Gemeinde noch etwas machen" - so etwas habe er noch nirgendwo erlebt. Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo betont, er könne "aus der Ferne" zwar nicht beurteilen, ob die Situation im Ort eine besondere sei. Doch die Verbandsgemeinde unterstütze grundsätzlich die Wehren, und er denke, dies sollten auch die Ortsgemeinden tun.

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