Weichen stellen für die Zukunft

WITTLICH. Informationen zu Berufen aus erster Hand erhielten 60 Schülerinnen und Schüler der 12. Klassen. Der große Vorteil gegenüber anderen Berufsberatungen: Die Rotarier des Kreises Bernkastel-Wittlich plauderten aus der Praxis.

Alljährlich im Herbst laden die Rotarier Bernkastel-Wittlich Gymnasiasten der Jahrgangsstufe 12 zu einem Gespräch über ihre Wunschberufe ein. Das Spektrum ist breit: Im Club sitzen Ökonomen, Mediziner, Lehrer, Bauunternehmer, Juweliere und Juristen, aber auch Vertreter von Polizei und Theologie, um nur einige zu nennen. Rund 60 Schülerinnen und Schüler waren der Einladung ins Casino gefolgt.Zunächst einmal war Auflockerung angesagt, um den jungen Leuten die anfänglich durchaus spürbare Schwellenangst zu nehmen. Dem in vielen Kreisen der Bevölkerung elitären Ruf des Clubs arbeiteten die Mitglieder denkbar einfach entgegen: Sie ließen Kartoffelsalat und Würstchen servieren.Mangel an qualifizierten Fachärzten

Christoph Heim, Orthopäde aus Traben-Trarbach und aktueller Vorsitzender der Rotarier, stellte kurz Geschichte und Anliegen des weltweit agierenden Clubs vor, bevor es an die Arbeit ging. Bankkaufleute an den einen, Maschinenbauer an den zweiten, Informatiker an den dritten Tisch, bis alle verteilt waren.Ein Orthopäde, ein Kardiologe und ein Gynäkologe rieten drei Mädchen zu Flexibilität in der Anfangsphase ihrer Ausbildung, aber auch dazu, unbedingt einen Facharzt zu machen, bevor sie möglicherweise eine Kinderpause einlegen. "Die Perspektiven in unserem Beruf werden wieder besser", versicherte Hans Werner Steudel, Chef-Gynäkologe im Wittlicher Krankenhaus. Qualifizierte Fachärzte fehlten in vielen Krankenhäusern. Den schlecht bezahlten "Arzt im Praktikum" verabschiede die Ärzteschaft derzeit. Dass die meisten Mediziner regelmäßig mit dem Tod konfrontiert seien, müsse den Interessenten für den Beruf vor der Ausbildung klar sein. Allerdings können selbst Mediziner ausweichen: "Medizinjournalismus, die Forschung, Sportmedizin: Vieles ist für unseren Berufsstand möglich", so Kardiologe Bernd Olbing.Klärungsbedarf bestand auch bei denen, die ein Jura-Studium ins Auge gefasst haben. Zwar könne man sich das Ziel setzen, einmal Richter oder vielleicht Spezialist in Sachen Sport- oder Familienrecht werden zu wollen, so Anwalt Rolf Weber. "Sie müssen sich aber vor Augen halten: Zum Richter werden Sie berufen, und selbst in einer Kanzlei bekommen Sie, zumindest am Anfang, das Ressort zugewiesen, das gerade frei ist." Auch Weber betonte das breite Spektrum juristischer Berufe. "Eine meiner Kolleginnen ist beim ZDF gelandet."Michael Krumeich und Christoph Hayer vom Technischen Gymnasium der BBS Wittlich sehen nun klarer. Ihr Berufswunsch ist Bankkaufmann. "Die Fachleute haben uns diese Ausbildung empfohlen." Die Zeit der Fusionen bei den Banken sei abgeschlossen; die Branche blicke wieder optimistischer in die Zukunft, war die Quintessenz, die die Jungs überzeugte. Sie werden sich in absehbarer Zeit bewerben. Konkrete Ergebnisse auch bei Romeo Faustmann, Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Wittlich. Den vier Interessenten für den Polizeidienst empfahl er ein Kurzpraktikum im Innendienst, um wenigstens für drei Tage in den Beruf hineinschnuppern zu können."Die Schüler waren auch diesmal sehr wissbegierig", sagte Werner Kappes, der Beauftragte für den Berufsdienst, nach der Veranstaltung. Der direkte Kontakt sei nicht selten richtungsweisend für die spätere Karriere der jungen Leute. Auch Visitenkarten wurden verteilt und Plätze für mögliche Praktika diskutiert. Christoph Heim bedauerte, dass keine Schüler des Traben-Trarbacher Gymnasiums nach Wittlich gekommen seien. "Vielleicht ist die Entfernung einfach zu groß", mutmaßte er augenzwinkernd.Für die enge Zusammenarbeit mit dem Peter-Wust-Gymnasium dankte Heim der zuständigen Lehrerin Stephanie Schneiders-Richter. 30 der rund 60 angemeldeten Schüler waren von dort gekommen.

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