Tradition Weihnachten in allen Farben 

Wittlich · Weihnachten ist das Fest der Liebe. Deutsche denken an Adventskränze, Weihnachtsmärkte und an das Christkind. Doch im Kreis Bernkastel-Wittlich sind mehr Kulturen versammelt.

 Weihnachten international wird auch im Kreis Bernkastel-Wittlich gefeiert.

Weihnachten international wird auch im Kreis Bernkastel-Wittlich gefeiert.

Foto: picture-alliance/ dpa/Stefan Thomas

Wie wird bei Ihnen Weihnachten gefeiert? Diese Frage haben wir Familien mit ausländischen Wurzeln im Landkreis Bernkastel-Wittlich gestellt, in dem Menschen aus 134 Nationen leben.

Polen: Der Heilige Abend ist in Polen besonders wichtig, denn dort glauben viele Menschen, dass dessen Ablauf bestimmend für das gesamte nächste Jahr ist. Eine junge Frau aus Wittlich, deren Eltern aus Polen kommen, erzählt von ihrem Weihnachtsfest zuhause: „Grundsätzlich gibt es immer ein Fischgericht mit Kartoffeln oder Sauerkraut und einen Nachtisch, der sich „Makufki“ nennt – den bereitet mein Opa zu.“ Das Essen beginne bevor der 1. Stern am Himmel steht und darüber hinaus sei die Oblatenteilung vor dem Essen wichtig. „Jeder besitzt eine geweihte Oblate und bricht dann mit Jedem am Tisch ein Stück ab. Dabei verspricht man sich die gegenseitige Erfüllung aller Wünsche.“ Es gäbe aber noch zwei weitere belangvolle Traditionen. Zum einen lege man ein Geldstück unter seinen Teller, was vor Armut schützen soll und zum anderen sei immer ein Gedeck zu viel am Tisch. Für die junge Frau sei dies ein Symbol der Nächstenliebe, sodass immer noch Platz für einen Bedürftigen am Tisch wäre. Außerdem erinnere es an die Verstorbenen.

Frankreich: Die Adventszeit der Franzosen gleicht der Deutschen sehr. Auch in Frankreich werden Häuser festlich geschmückt und in Paris gibt es eine der größten Weihnachtskrippen weltweit. „Der Höhepunkt des Abends ist das Réveillon, das Weihnachtsessen, welches einige Stunden dauern kann. Bei uns gibt es jedes Jahr Geflügelbraten. Was gegessen wird, hängt aber häufig von der Region ab.“ Geschenke bringe übrigens auch nicht das Christkind, sondern der Père Noël, der Weihnachtsmann. „Außerdem liegen die Geschenke erst am Morgen des 25. Dezember unterm Sapin de Noël, dem Weihnachtsbaum“.

Griechenland: Ursprünglich nimmt Ostern bei den Griechen einen höheren Stellenwert ein. Dennoch wird auch Weihnachten gebührend zelebriert. Wie in Deutschland werden Girlanden, Lichterketten und der Weihnachtsbaum aufgestellt, obwohl es tatsächlich einen alten Brauch aus Byzanz gibt, ein aus Holz geschnitztes Schiff, statt einem Weihnachtsbaum aufzustellen. In Griechenland ziehen am Morgen des 24. Dezember die Kinder von Haus zu Haus und überbringen singend die Nachricht der Geburt Christi. Auch wenn ein Grieche, der vor vielen Jahren nach Wittlich gezogen ist, diese Tradition nicht fortführt, erhält er andere am Leben. „Nach dem Rezept meiner Mutter backt meine Frau Plätzchen. Die nennen sich Kourambiedes.“ Auf diese Weise leben einige griechische Traditionen in Deutschland weiter.

Sri Lanka:Von den Christen in Sri Lanka werde Weihnachten häufig ohne Weihnachtsbaum gefeiert. Ein junger Mann, dessen Mutter Sri Lankanerin ist, erfährt von ihr, dass die Hinduisten ein vergleichbares Fest haben: „Im Hinduismus wird natürlich kein Weihnachten gefeiert. Allerdings gibt es das Diwali.“ Bei diesem Fest kaufen die Hindus neue Lampen und werfen alte weg, was den Toten den Weg ins Nirwana erleichtern soll. Es sei dem christlichen Weihnachten in seiner spirituellen und sozialen Bedeutung sehr ähnlich. Denn beim Diwali, auch Lichterfest genannt, werden wie an Weihnachten, die Kinder beschenkt, Verwandte besucht und gemeinsam gegessen.

Türkei: In Wittlich gibt es eine große türkische Gemeinde. Allerdings ist Weihnachten ein christliches Fest und die Mehrheit der Türken muslimisch. „Ich feiere Weihnachten nicht, da ich sehr gläubig bin.“, sagt ein junger Mann mit türkischen Wurzeln. „Trotzdem mag ich die weihnachtliche Atmosphäre.“ Andere Familien scheinen Weihnachten in der einen oder anderen Art zu feiern. Für sie steht das Fest jedoch nicht für die Geburt Jesu, sondern für eine Gelegenheit sich mit der Familie zu treffen. So berichtet ein anderer Deutschtürke: „Da alle Familienmitglieder an Weihnachten Ferientage haben, kommt die ganze Familie zusammen. Wir essen gemeinsam Reis und Hähnchen mit Bulgur, einer Weizensorte, und es gibt türkische Pizza. Außerdem unternehmen wir oft Städtetrips mit der Familie.“ So wird auch bei Nicht-Christen, Weihnachten als eine Möglichkeit des Zusammenkommens genutzt.

USA: In den Vereinigten Staaten bringt Santa Claus die Geschenke am Heiligabend. Geöffnet werden sie allerdings erst am 1. Weihnachtstag. Außerdem wünscht man sich dort schon ab dem 1. Dezember gegenseitig frohe Weihnachten. Ein Amerikaner, der vor Jahren in der Base in Spangdahlem stationiert war, berichtet von den Neuheiten in Deutschland: „Als ich nach Deutschland kam war ich überrascht wie viele Weihnachtsmärkte es hier gibt. Das ist in den Vereinigten Staaten nicht üblich. Genauso wenig kannte ich Adventskalender.“

Aufgrund der vielen Kulturen erstrahlt Wittlich an Weihnachten in allen Farben. Vermutlich gibt es bedeutend mehr unterschiedliche Traditionen, doch im Grunde hat jede Familie bekanntlich ihre eigenen. Dabei werden manche Bräuche vom Deutschen übernommen, andere aus der alten Heimat mitgebracht. In einem Punkt jedoch stimmen alle überein: Egal ob und wie man Weihnachten feiert – es eine Zeit des Beisammenseins.

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