Weil Plaudern tabu ist

THALFANG. Mit einer vermuteten Verletzung der Verschwiegenheitspflicht eines Mitglieds des Verbandsgemeinderats Thalfang soll sich nun die Staatsanwaltschaft Trier beschäftigen. Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo, Verbandsgemeinde Thalfang am Erbeskopf, hat sie im Auftrag des Haupt- und Finanzausschusses der VG angeschrieben.

Hans-Dieter Dellwo fordert ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt. Hintergrund: Details aus einer nicht-öffentlichen Sitzung über die Vergabeprozedur in Sachen Sanierung der Regionalen Schule waren öffentlich geworden. Die Folgen: Schadenersatzforderungen gegenüber der VG, Beeinflussung des Vergabeverfahrens zu ungunsten der VG und ein nicht unerheblicher Imageschaden für die örtliche Architektengemeinschaft - das befürchtet Hans-Dieter Dellwo, Bürgermeister der VG Thalfang. Ursache seien an den Trierischen Volksfreund gelangte Details aus einer nicht-öffentlichen Verbandsgemeinderatssitzung. Es ging um die Vergabe in Sachen Sanierung der Regionalen Schule und Schulturnhalle Thalfang. Die geschätzten Kosten von 4,5 Millionen Euro, rund 200 000 Euro für die Planung, hatten zur Folge, dass das Projekt europaweit ausgeschrieben werden musste. Allerdings: Schon 2005 hatte sich der VG-Rat in der Vergabe-Frage für das heimische Büro Brückner/Sommerfeld entschieden. Dieser Auftrag konnte wegen der "Europa-Frage" nun nicht erteilt werden (der TV berichtete). Also Kommando zurück. Das Projekt europaweit ausschreiben - so hatte es auch die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) als korrekten Weg befürwortet. Das Ergebnis: Wieder sprach sich der Rat mehrheitlich für die Firma vor Ort aus. Außerdem war aus dem nicht-öffentlichen Teil des VG-Rats bekannt geworden, dass das Büro, das den Auftrag nach neuerlichem Ratsbeschluss erhalten sollte, angeblich nicht die höchste Punktzahl im Bewertungsprozess erhalten hat. In Folge hatten zwei auswärtige Büros aus Stuttgart und Wiesbaden versucht, gegen die Entscheidung vorzugehen. Ortsnähe war ausschlaggebend

Letzterem habe die VG Thalfang mitgeteilt, dass ausschlaggebend die Ortsnähe des heimischen Anbieters gewesen sei, hieß es. So mache eine europaweite Ausschreibung dann allerdings keinen Sinn, reagierten die Mit-Bewerber aus Wiesbaden. Sowohl die Vergabekammer in Mainz als auch die Vergabe-Prüfstelle der ADD wurden von den Mit-Bewerbern eingeschaltet. Neu im Spiel ist die Staatsanwaltschaft Trier. Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo hat sie in einem Schreiben vom 17. Mai gebeten, ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen Verletzung der Verschwiegenheitspflicht einzuleiten. Staatsanwalt Horst Roos lagen gestern noch keine Informationen zum Schreiben der VG Thalfang vor.

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