Wein, Weib und Gesang

TRABEN-TRARBACH. (mkri) Die vorletzte Veranstaltung der Lesungen im Mittelmosel-Museum stellte am vergangenen Sonntag die Moseldichtung "Brixiade" von dem Schriftsteller Joseph von Lauff vor. Es las in altbekannter Manier Richard Ochs.

Durch die Kehle glucksender Moselwein, überschwellende weibliche Reize, Herren aus der gehobenen Bürgerschaft zum Beginn des vorigen Jahrhunderts. Man sieht die goldene Uhrkette auf der Weste aus englischem Tuch, die rundliche Bäuche zieren. Karten schmatzen auf den Tisch im Hotel Brixius in Cochem. Die Weinpokale werden nie leer. Moselorte geben sich die Ehre mit ihren besten Tropfen, ausgeschenkt von Joseph Brixius, dem Wirt und Zechkumpan der illustren Runde von Honoratioren der Gegend. Der Dichter Joseph von Lauff war einer von ihnen. Er kam an die Mosel durch das Geschenk seines Schwiegervaters, der als Fabrikant in Köln lebte. Der schenkte dem berühmten Schwiegersohn, der 27 historische Romane, sechs epische Dichtungen und acht Dramen schrieb, die zu seiner Zeit allgemein bekannt waren, die Villa Krein in Cochem. Von Lauff wurde in Kalkar geboren. Den Mosel, die Mosel und ihre Bewohner beschrieb er mit liebevoller Ironie. Sein Humor drückte sich auch in Karikaturen aus, die mit denen von Wilhelm Busch zu vergleichen sind. Im Hotel Brixius ist ein Raum von Lauff und seinem Werk gewidmet. Er vermachte dem Haus sein Mobiliar. Richard Ochs las die Verse mit Schwung und Elan. Sie sprudelten geschwind hervor, wie die Mosel bei Hochwasser dem Rhein zustrebt. Die Brixiade ist in zwölf Kapitel gegliedert. Jeder "Cantus" entspricht einer Flasche, die den Zechern zu Kopfe steigt und die Phantasie immer buntere Blüten treiben lässt. Am Schluss wird der Mond verhaftet und rausgeschmissen, da er die Moselnixe vernaschen will. Der Tag bricht an und ein Lied beendet das lange Gedicht: "Und hiermit Gott befohlen, es lebe der Moselwein!..." Das beachtliche Alter des Dichters, er starb 1933 mit 78 Jahren, zeugt von der Bekömmlichkeit des Moselweins.

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