Weinhaus mit langer Historie

Bernkastel-Kues · Vor dreieinhalb Jahrhunderten hat die moselländische Adelsfamilie von der Leyen einen herrschaftlichen Verwaltungssitz mit Weinkellerei in der Bernkasteler Hebegasse errichtet. Seit 1903 beherbergt das ehemalige Leyensche Zehnthaus das Traditionslokal "Doctor-Weinstube".

 Die Doctor-Weinstube in der Bernkasteler Hebegasse wurde einst von der Weinhändlerfamilie Popp nach der Riesling-Steillage „Bernkasteler Doctor“ benannt. TV-Foto: Markus Philipps

Die Doctor-Weinstube in der Bernkasteler Hebegasse wurde einst von der Weinhändlerfamilie Popp nach der Riesling-Steillage „Bernkasteler Doctor“ benannt. TV-Foto: Markus Philipps

Foto: Markus Philipps (phi) ("TV-Upload Philipps"

Bernkastel-Kues Das Hotel-Restaurant "Doctor-Weinstube" zählt zu den ältesten und bekanntesten Gaststätten der Region. Die wechselhafte Historie des geschichts trächtigen Hauses ist eng mit dem Moselweinbau verknüpft. Sie begann um das Jahr 1668 mit der Errichtung des früheren kurfürstlichen Amtssitzes durch die Familie der Grafen von der Leyen.
Zwischen 1672 und 1679 ließ der Trierer Kurfürst und Erzbischof Karl Kaspar von der Leyen die einstige Kellerei erweitern. Dabei wurde das ursprüngliche Herrschaftshaus durch einen größeren Neubau ersetzt. In den geräumigen Kellern des Gebäudes lagerten stets edle Moselweine, darunter auch der weltbekannte "Bernkasteler Doctor" (siehe Extra).
Da am Leyenschen Zehnthof ehemals Steuern und Abgaben von den Lehenswinzern erhoben wurden, bekam die zum Gehöft führende Straße den Namen "Hebegasse". Um die Wende des 18. Jahrhunderts diente Stadtvizeschultheiß und Hofmann Valentin Schwarz als Verwalter des gräflichen Weinguts. In der Nachfolge übernahm sein Sohn Johann Schwarz den Hof. Dieser nutzte das Anwesen bis in die 1860er Jahre. Danach ging die Immobilie an den Weinhändler Peter Hauth aus Wehlen über. 1903 wurde das historische Weinhaus vom Bernkasteler Kaufmann Franz Josef Popp und seiner aus Graach stammenden Ehefrau Anna-Maria, geborene Philipps, erworben. Da die Erbauer des ehemaligen Zehnthauses einst Besitzer des Bernkasteler Doktorbergs waren, nannte Familie Popp den Gasthof "Doctor-Weinstube".
Der Wirt Franz Popp setzte sich zeitlebens mit großem Eifer für den Moselweinbau und die moselländische Weinkultur ein. So beteiligte sich der frühere Volksschullehrer 1908 an der Gründung des Weinbauvereins Mosel-Saar-Ruwer. Als Geschäftsführer leitete er den Verband bis 1920. Zudem arbeitete Popp ehrenamtlich als Stadtverordneter (1909-34), erster Beigeordneter (1930-34) und Bürgermeister (1932-34) von Bernkastel-Kues. In Ausübung seiner Ämter initiierte er bemerkenswerte Vorhaben, wie die Einrichtung der Omnibuslinie Bernkastel - Idar-Oberstein und die Schaffung der Bernkasteler Weinkirmes (Vorläufer des Weinfestes der Mittelmosel). Als Anerkennung für sein außergewöhnliches Engagement im Weinbau erhielt der vielseitige Moselaner im Oktober 1953 das Bundesverdienstkreuz.
Nach dem Tode Franz Popps (1954) wurde die Doctor-Weinstube von den Erben übernommen. Später wechselten die Eigentums- und Pachtverhältnisse mehrmals. Darüber hinaus erfolgte in den 1970er Jahren eine bauliche Erweiterung des Lokals zum Hotel. Heute befindet sich der Traditions-Betrieb im Besitz der Günther-und-Käthi-Reh-Stiftung.Extra: GESCHICHTE DES "BERNKASTELER DOCTORS"


Die berühmte Mosel-Weinlage "Bernkasteler Doctor" befindet sich oberhalb der historischen Altstadt von Bernkastel-Kues. Der 3,25 Hektar große Riesling-Weinberg gehört zur Steillage "Bernkasteler Badstube". Eine alte Legende besagt, dass der Trierer Kurfürst Boemund II. im 14. Jahrhundert während eines Aufenthaltes auf der Burg Landshut schwer erkrankte. Durch den Genuss eines Fass Weines vom Doktorberg wurde er auf wundersame Weise wieder gesund. Daraufhin verlieh der Kurfürst dem Weinberg den Namen "Bernkasteler Doctor".

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