Weinkontrolle muss sein - überall

Kürzlich blätterte ich in einem Wörterbuch der Kellerwirtschaft und fand unter dem Buchstaben P das Wort "Panschen". Ein unschönes Wort, ein Wort, das jedem Weinfreund Schmerzen bereitet, ein Wort, das jeden ehrlichen Winzer wütend macht, aber auch ein Wort, das leider in unregelmäßigen Abständen über Presseberichte die Öffentlichkeit aufschreckt.

Vor wenigen Wochen machte ein Weinskandal in Italien Schlagzeilen. Dort soll die unglaublich große Menge von 70 Millionen (!) Liter gepanschter Billigwein, versetzt mit Wasser und Chemikalien, auf den Markt gekommen sein. Aber auch die teuren und edlen Brunello-Weine seien gepanscht worden. Zwar nicht mit Wasser und Chemie, sondern mit einfachen französischen Weinen, um den von Weinliebhabern in aller Welt so begehrten Brunello zu strecken. Auch die deutsche Weinwirtschaft wurde bereits von einem großen Weinskandal erschüttert. 1985 schwappte aus Österreich der Glykol-Skandal nach Deutschland. Österreichische Weinerzeuger hatten Frostschutzmittel dem Wein zugesetzt, um ihn "extraktreicher" und "geschmeidiger" zu machen. Deutsche Weinkellereien wiederum verschnitten deutsche Weine mit diesen österreichischen "Glykol-Weinen" - der Skandal erhielt dadurch eine neue Dimension und sorgte für einen immensen wirtschaftlichen Schaden. Damals wurde kein Mensch gesundheitlich geschädigt, wohl aber ein Jahr später, als in Italien mit Methylalkohol gepanschter Wein verkauft wurde. Vermutlich ist das Panschen von Wein so alt ist wie die Weinerzeugung selbst. Es ist ja auch so einfach und vor allem so lukrativ. Aus einem geringen Wein lässt sich mit Zucker und Aromastoffen ein feiner Wein machen, mit Wasser lässt sich die Menge längen, mit künstlicher Farbe der Rotwein verschönern, und ob der Wein tatsächlich aus der auf dem Etikett angegebenen Top-Lage stammt, lässt sich auch nur schwerlich feststellen. Das einzige was gegen Weinpanschereien hilft, sind harte Strafen und konsequente Kontrollen. Dass in Deutschland diese Kontrollen strenger gehandhabt werden als beispielsweise in Italien, dürfte nicht verwundern. Weineinkauf ist Vertrauenssache. Aber: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Ohne Kontrolle geht es nicht. In Deutschland ebenso wenig wie in anderen Weinbauländern. Deutschland hat ein effektives Wein-Kontrollsystem. Das ist gut so und muss auch so bleiben - zum Schutze des Verbrauchers und des ehrlichen Winzers. w.simon@volksfreund.de

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