Weinstraße und Nationalsozialismus

Traben-Trarbach · "Die Deutsche Weinstraße war zunächst ein Reinfall ...". Das zumindest hat Christof Krieger in seiner Doktorarbeit an der Universität Trier rausgefunden. Warum das seiner Meinung nach so ist, wird er am Donnerstag, 26. November in einem Vortrag in Traben erläutern.

 Christof Krieger sorgt mit seinen Forschungen zur Deutschen Weinstraße für Aufregung. Foto: privat

Christof Krieger sorgt mit seinen Forschungen zur Deutschen Weinstraße für Aufregung. Foto: privat

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Traben-Trarbach. Der Traben-Trarbacher Museumsleiter Christof Krieger sorgt in der Pfalz für Aufregung. In Bezug auf die Deutsche Weinstraße kommt er zu überraschenden Ergebnissen. Diese wird er am Donnerstag, 26. November, 19.20 Uhr, im Trabener Bürgersaal vortragen.
Krieger hat sich in seiner Doktorarbeit an der Universität Trier mit der ersten umfassenden wissenschaftlichen Aufarbeitung der Weinpropaganda im Dritten Reich befasst. Der Leiter des Mittelmosel-Museums ordnet die Deutsche Weinstraße in den zeitgenössischen historischen Kontext ein. Seine These: "Die Begründung einer solchen Werbemaßnahme unter dem Namen 'Deutsche(!) Weinstraße' wäre zu keiner anderen Zeit und wohl von niemanden anderem als einer hochrangigen Nazipersönlichkeit durchsetzbar gewesen." Krieger ist überzeugt: "Welche Anmaßung und welcher Affront diese Namensgebung gegenüber den anderen deutschen Weinanbaugebieten bedeutete, scheint innerhalb der pfälzischen Bevölkerung bis heute nicht vollständig ins Bewusstsein gedrungen zu sein!" Laut Krieger hat der pfälzische Gauleiter Josef Bürckel mit Gründung der Weinstraße versucht seinen benachbarten Koblenz-Trierer Gauleiter-Kollegen und -Konkurrenten Gustav Simon auszustechen. Denn auch Simon versuchte, sein Parteigebiet als bedeutendste Weinbauregion des Reiches zu stilisieren.
Simon versuchte seinerseits, seinen Kontrahenten durch sogenannte Weinpatenschaften auszustechen. Hinter Bürckels Rücken lenkte er zwei Drittel der Patenschaften in sein Gaugebiet. Während der Festwoche wurden insgesamt rund zwölf Millionen Liter Rebensaft abgesetzt. Sieben Millionen stammten aus seinem Gau. Und aus der Pfalz, wo man sich anlässlich der Weinstraßeneröffnung vor allem selbst feierte, flossen nur 180 000 Liter Patenwein.
Krieger hat bereits einen Vortrag zu diesem Thema gehalten unter dem Titel: "Die Gründung der Deutschen Weinstraße 1935 - Bürckels größte Niederlage im Kampf gegen die Winzernot." Nun wird er seine Ergebnisse im Rahmen der Vortragsreihe des "Arbeitskreises für Heimatkunde e.V." vorstellen. Der Eintritt ist frei. red

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