Weisgerber-Gegner schießen immer schärfer

Traben-Trarbach · Der Streit um Matthias Holzmann, Touristikchef von Traben-Trarbach, wird zunehmend im Internet ausgefochten. Dort äußern sich - teilweise in beleidigender Form - vor allem Gegner von VG-Chef Ulrich K. Weisgerber und Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus. Der Kröver Jan Klein hat eine Internet-Petition gestartet, in der er den Rücktritt von Weisgerber und Pönnighaus fordert. Dies stößt bei Politikern auf deutliche Kritik.

 Eine Internet-Petition fordert den Rücktritt des Traben-Trarbacher VG-Bürgermeisters Weisgerber und der Stadtbürgermeisterin Pönnighaus. Huntergrund ist der Tourismus-Streit in der Moselgemeinde.

Eine Internet-Petition fordert den Rücktritt des Traben-Trarbacher VG-Bürgermeisters Weisgerber und der Stadtbürgermeisterin Pönnighaus. Huntergrund ist der Tourismus-Streit in der Moselgemeinde.

Foto: Archiv

Traben-Trarbach. "Wir sind Traben-Trarbach" nennt sich eine Gruppe im sozialen Netzwerk Facebook. 770 Personen sind angemeldet. Dort wird schon mal auf eine Veranstaltung hingewiesen oder es werden Neujahrswünsche gepostet. Der allergrößte Teil der Einträge befasst sich aber mit dem Streit um Touristikchef Matthias Holzmann, mit VG-Chef Ulrich K. Weisgerber (CDU) und Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus.
Erbitterter Streit


Zur Erinnerung: Zwischen der Stadt und Holzmann herrscht seit einem Jahr ein erbitterter Streit. Zuletzt hatte sich der von der Stadt geschasste Touristikchef erfolgreich auf seine Arbeitsstelle zurückgeklagt, im März folgt aber eine weitere Verhandlung am Amtsgericht in der Sache (der TV berichtete).
Die beiden Bürgermeister werden in der Facebook-Gruppe teilweise abqualifiziert und diffamiert. Höhepunkt der Beschimpfungen: Heide Pönnighaus wird als "garstige Alte" bezeichnet, Weisgerber als Gröfaz. Gröfaz bedeutet "Größter Feldherr aller Zeiten" und war ein Spottname für Adolf Hitler.
Irritierend ist auch eine E-Mail von Holzmann an den Trierischen Volksfreund, in dem er auf einen Vortrag des Traben-Trarbacher Historikers Christoph Krieger am 29. und 31. Januar aufmerksam macht. Der Vortrag befasst sich mit den Anfängen des Nationalsozialismus in Enkirch. Der Ort war, so Krieger, eine Keimzelle des Nationalsozialismus an der Mittelmosel. Holzmann schreibt: "Interessant, oder? Sowohl der VG-Bürgermeister Weisgerber als auch Stadtbürgermeisterin Frau Pönnighaus kommen aus Enkirch. Ich werde mir den Vortrag mal anhören."
Der Gröfaz-Vergleich stammt von dem Kröver Winzer und CDU-Gemeinderatsmitglied Jan Klein, der zeitweise auch in Traben-Trarbach wohnt. Er hat am 10. Januar im Internet eine Bürgerpetition "zur Absetzung von VG-Chef Weisgerber und Stadtbürgermeisterin Pönnighaus und zur Neuwahl des Stadtrates" gestartet. Auf der von Klein benutzten Internet-Plattform avaaz.org, nach eigenen Angaben "das größte und wirksamste Kampagnen-Netzwerk für Wandel weltweit", schreibt Klein: "Seit einem Jahr ist Traben-Trarbach aufgrund seiner kontroversen Politik in aller Munde. Es geht um Macht, Gesichtsverlust und persönliche Eitelkeiten. Hauptperson des Ganzen ist Verbandsbürgermeister Weisgerber. Es geht unter anderem um durch den Stadtrat gestützte Verleumdung und Überwachung von Angestellten, Rufmord, bewusste Verschwendung von Steuergeldern und vieles mehr."
Bislang unterstützen 104 Personen diese Petition. Unterschrieben haben Traben-Trarbacher, aber auch Menschen aus ganz Deutschland, aus Irland, Kanada, Polen, Lettland, den Niederlanden und Ungarn.
Klein will die Petition an Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Landrat Gregor Eibes schicken. Wann genau das sein soll, weiß er noch nicht. Klein gegenüber dem TV: "Mit dieser Petition will ich erreichen, dass die Öffentlichkeit Notiz davon bekommt, was in Traben-Trarbach los ist. Und dass es einen Neuanfang in der Stadt gibt."
Klein hat auch den rheinland-pfälzischen CDU-Generalsekretär Patrick Schnieder kontaktiert und wegen der Vorkommnisse in Traben-Trarbach um ein Gespräch gebeten. Schnieder bestätigt das. Er habe zunächst zugesagt, mit Klein zu sprechen, jetzt aber davon wieder Abstand genommen. Schnieder: "Von dieser obskuren Petition im Internet wusste ich nichts. Ich habe keine Lust, mich instrumentalisieren zu lassen."
Landrat Gregor Eibes teilt mit, dass er persönlich nichts von der Online-Petition halte. Eibes: "Auch wenn es das Recht eines jeden ist, sich mit Bitten und Beschwerden an die zuständigen Stellen zu wenden, trägt diese Petition aber nicht zur Beilegung der Streitigkeiten in Traben-Trarbach bei. Vielmehr bewirkt sie das Gegenteil." Und weiter: Die Abwahl eines Bürgermeisters beziehungsweise Neuwahl eines Rates seien in der Gemeindeordnung gesetzlich geregelt. Den Landrat träfen hierbei keine Pflichten.
VG-Chef Weisgerber äußert sich zu der Kampagne zurückhaltend. "Es fällt mir schwer, dazu etwas zu sagen. Nazi-Vergleiche anstellen - das sollten andere bewerten."
Meinung

 Bürgermeister Ulrich K. Weisgerber vor dem Rathaus der VG Traben-Trarbach. Einige in der Stadt wünschen seinen Rücktritt und schrecken nicht vor üblen Diffamierungen zurück. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Bürgermeister Ulrich K. Weisgerber vor dem Rathaus der VG Traben-Trarbach. Einige in der Stadt wünschen seinen Rücktritt und schrecken nicht vor üblen Diffamierungen zurück. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Es wird weiter geholzt
Es gab mal einen Ort, an dem man so richtig ablästern, schimpfen, beleidigen und andere bloßstellen konnte: die Kneipentheke. Dort sind schon - zumeist nach dem berühmten Glas Bier oder Wein zu viel - so manche üblen Worte gefallen, die dem ein oder anderen später vielleicht leidgetan haben. Heute bieten die "sozialen" Netzwerke im Internet eine Plattform für Spott und Diffamierungen aller Art, gegen die sich die Betroffenen kaum wehren können. Und jeder kann\'s lesen. Was auch immer VG-Chef Weisgerber und Stadtbürgermeisterin Pönnighaus vorzuwerfen ist: Mit der seit Monaten andauernden Diffamierungskampagne im Internet disqualifizieren sich deren Gegner selbst. Und die Bürgerpetition im Internet? Sie besagt gar nichts. Jeder - ob aus Kairo oder Kautenbach - kann dort unterschreiben. Wer einen Bürgermeister absetzen will, muss schon die Mühe eines ordentlichen Abwahlverfahrens auf sich nehmen - mit Ratsbeschluss und anschließendem Bürgervotum. Davor schrecken die Weisgerber- und Pönnighaus-Gegner aber anscheinend zurück - vermutlich, weil sie ihr Ziel nicht erreichen würden. Sie machen lieber Stimmung. Es wird also weiter geholzt und geschlagen - inzwischen viel zu oft auch unter die Gürtellinie. w.simon@volksfreund.de

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