Weiter Weg zum Einkauf

Das neue E-Center im Ex-Kasernenglände ist eröffnet. Dass der frühere Markt an der Rommelsbach geschlossen wurde, bedauern die Anwohner. Zumal bei einer Einwohnerversammlung angedeutet wurde, ein kleinerer Markt verbleibe am alten Standort. Aktuell ist derzeit das Bemühen, vertraglich wurde dazu nichts geregelt.

Wittlich. Wer gewohnt war, im Bereich Rommelsbach, seinen Einkauf zu Fuß zu tätigen, steht seit der Woche nach Ostern am Standort des alten Edekamarktes vor verschlossenen Türen. Das ist bei einer Betriebsumsiedlung normal. Dennoch beklagen sich Bürger. Etwa Leserbriefschreiber Josef Schäfer: "Wohl kaum einer hat tatsächlich so was erwartet." Die Anwohner haben nicht vergessen, was auf einer Einwohnerversammlung im Frühjahr 2005 zum Thema Konversion und Ansiedlung eines neuen Edeka-Marktes in den Raum gestellt worden ist. Damals hatte Leo Kappes, Wirtschaftsförderung bei der Stadtverwaltung, nicht nur gesagt, die vorliegende Cima-Studie belege, die Verlagerung des Edekamarktes sei für Wittlich tragbar. Er sagte auch, dass man seitens der Verwaltung wünsche, dass an der Rommelsbach ein Angebot bleiben solle, um die Nahversorgung zu erhalten. Mietvertrag bis 2010

Auf den Einwurf eines Bürgers, man solle nicht so blauäugig sein, zu denken, dass sich auf Dauer am alten Edekastandort ein Geschäft halten könne, erklärte Leo Kappes weiter, Edeka habe einen Mietvertrag, der laufe 2010 aus. Und bis dahin könne man Edeka verpflichten, etwa auf 600 bis 700 Quadratmetern etwa einen Treff-Markt anzubieten. Treff-Markt gehört zur Edeka-Gruppe. Diesen Hinweis der Stadtverwaltung haben die Bürger nicht vergessen. Allerdings sagte Hans Zimmermann, Edeka, bei der E-Centereröffnung auf TV-Nachfrage klipp und klar, es gebe keinerlei vertragliche Verpflichtung, am alten Standort ein Folge-Geschäft zu betreiben. Man bezahle bis Vertragsablauf seine Miete und bemühe sich, um eine Nachfolgenutzung, etwa durch die Bäckerei, die auch zuvor am Standort präsent war. Auch Bürgermeister Ralf Bußmer bekräftigte das Bemühen, eine Nahversorgung zu installieren. Auf Nachfrage von Jörg Krames, Grüne, in der Stadtratssitzung, warum in der Stadt kursiere, die Verwaltung habe gesagt, man wolle die Nachfolge vertraglich regeln, betonte der Stadtchef: "Das wurde definitiv nicht gesagt, sondern nur in Aussicht gestellt."Doch am Rommelsbach sind die Türen geschlossen und keine Folgenutzung in Sicht. Was auf unbestimmte Zeit bleibt, ist die Möglichkeit der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, IGFM, an der alten Adresse ihr Lager weiter zu betreiben. Katrin Bornmüller, IGFM, sucht aber nach einer Alternative für ihre Organisation.Widersprüchliche Informationen

Widersprüchlich sind auch die Informationen in der Cima-Studie vom Oktober 2004, die vor der Einwohnerversammlung bereits vorlag. Sie war wegen der Bauanfrage der Edeka notwendig geworden und sollte die "Verträglichkeit" der Ansiedlung im Ex-Kasernengelände untersuchen. Darin wird klar von einer Verlagerung des Unternehmens gesprochen. Es heißt aber auch zum alten Standort der Edeka: "Den Mietverpflichtungen soll aber nachgekommen werden und wieder Handel mit noch nicht benannten Sortimenten integriert werden." Entscheidend sei laut Cima-Gutachtermeinung aber auch "in wie weit die Nahversorgungsqualität mit Lebensmitteln in der Innenstadt weiter verschlechtert werden würde." Weiter steht im Gutachten: "Die Sicherung der Nahversorgung in der Innenstadt wird durch das Vorhaben nicht gefährdet." Das sehen die Anwohner offensichtlich anders. Leserbriefschreiberin Anni Wagner fragt im Hinblick auf ältere Anlieger: "Wer hat an ihre Lebensqualität gedacht?" Die Cima-Gutachter kommen aber zu ihrem abschließend positiven Urteil in Sachen Neuansiedlung, weil sie grundsätzlich von folgendem ausgehen: "Grundlage für diese Aussage ist insbesondere die Zusage der Edeka, dass ein bestehender Standort in der Rommelsbachstraße zu Gunsten des neuen Standortes im Konversionsgelände aufgegeben wird." Meinung Vorsicht bei Verspreche(r)n Dass Edeka sich keinen zweiten Markt ans Bein bindet, sondern alles auf die neue Karte E-Center setzt, ist völlig normal. Dass man als Bürger nicht erwarten kann, ein Einkaufsparadies genau vor der Haustüre zu haben, ist auch normal. Zumal in der Regel rein wirtschaftliche Interessen Ziel eines Unternehmens sind. Dass "die Wirtschaft" keine soziale Organisation ist, ist Realität. Es stimmt schon, dass teilweise auch "mit den Füßen" abgestimmt wird: Wenn jedermann das Billigste sucht, bleibt kein Markt mehr für kleinen Einzelhandel, der früher einmal vor vielen Haustüren zu finden war. Dass Edeka weiter seine Miete zahlt, kann naturgemäß auch so gesehen werden, dass Konkurrenz am alten Standort erst mal nicht Fuß fassen kann. Aber sowohl Edeka als auch der Bürgermeister sprechen ja noch vom Bemühen, eine Nachfolgelösung zu finden. Nur dumm, dass die Wittlicher ein "Elefantengedächtnis" haben. Wer den Einwohnern ein Geschäft am alten Standort verspricht und auch noch in den Raum stellt, das vertraglich regeln zu können, muss sich nicht wundern, wenn später unterstellt wird, man habe Augenwischerei betrieben. Auch wenn der Bürgermeister sich angeblich genau erinnert, man habe nie von vertraglich Regelbarem gesprochen. Edeka selbst hat dasselbe nie öffentlich bekräftigt. Der Retourkutsche in Form von Kritik hat die Verwaltung selbst die Pferde angespannt. s.suennen@volksfreund.de

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