Wellnesszentrum ruft Missklänge hervor

Politiker der Stadt Traben-Trarbach beobachten mit Interesse das Projekt "Gesundheit und Wein" der Nachbarkommune Bernkastel-Kues. Vor allem der geplante Bau eines Wellness-Zentrums wird kritisch beäugt. Die Befürchtung: Mit Steuergeldern werde ein Konkurrenzprojekt gefördert.

Bernkastel-Kues. Traben-Trarbach hat seit 1995 mit der Moseltherme ein sehr attraktives Erlebnisbad. Dort gibt es eine Bade- und Saunalandschaft mit angegliedertem Therapie- und Wellness-Center. Doch die Besucherzahlen sind leicht rückläufig. Im April vergangenen Jahres wurde im 25 Kilometer entfernten Bad Bertrich die Vulkaneifeltherme eröffnet, ein vom Land sehr großzügig gefördertes 15-Millionen-Projekt, das keine Wellness-Wünsche offenlässt und den ein oder anderen Saunabesucher von Traben-Trarbach weglockt. Und jetzt soll auch in Bernkastel-Kues im Rahmen des Projektes "Vino Sanitas" ein rund fünf Millionen Euro teures Wellnesszentrum entstehen — ebenfalls, so hofft man in Bernkastel-Kues, mit großzügiger Förderung des Landes (der TV berichtete mehrmals).

Geplant ist die Errichtung eines mehrstöckigen Wellness- und Gesundheitsbereiches mit Gastronomie und direkter Verbindung zum bestehenden Hotel Moselpark. Nach Auskunft von Wolfgang Port, Stadtbürgermeister von Bernkastel-Ku es, gibt es konkrete Anfragen von möglichen Investoren.

In Traben-Trarbach betrachtet man dieses Projekt nicht gerade mit großem Wohlwollen. Es war auch schon Thema im Stadtrat, denn die VG-Verwaltung Bernkastel-Kues hat die Nachbarkommune über den Bebauungsplan für das Wellnesszentrum unterrichtet.

Das seit April 2008 gültige Landesentwicklungsprogramm (LEP IV) zwingt die Städte Bernkastel-Kues und Traben-Trarbach dazu, sich bei vielen Fragen (Ansiedlung von Gewerbe, Einzelhandel, Schulen, Sport- und Freizeiteinrichtungen) kurzzuschließen, damit es nicht zu einem Überangebot kommt. Und das könnte aus Sicht der Traben-Trarbacher entstehen. Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus: "Wir haben das Gefühl, in Bernkastel-Kues soll etwas entstehen, was es hier schon gibt."

Jutta Schneider (CDU) sagte im Stadtrat: "Es darf keine eklatante Bevorzugung von Bernkastel-Kues geben." Die Sprecher der anderen Fraktionen sehen das ähnlich. Im Gespräch mit dem TV machen Pönnighaus und VG-Chef Ulrich K. Weisgerber deutlich: "Solche bedeutenden, mit Steuergeldern geförderten Infrastrukturmaßnahmen erfordern eine Abstimmung im Rahmen einer gutnachbarschaftlichen Beziehung."

Ein Gesprächsangebot seitens der Stadt Bernkastel-Kues hat es allerdings noch nicht gegeben. Stadtbürgermeister Port sieht dazu auch keinerlei Veranlassung. Port gegenüber dem TV: "Ich bin mehr als erstaunt über die Debatte in Traben-Trarbach. Ich kann doch nicht unseren Leistungsträgern vor Ort sagen, dass sie ihre Gäste 25 Kilometer moselabwärts in die Sauna schicken sollen."

Im Bereich Einzelhandel, so Port, müsse zwischen den beiden Mittelzentren zu Recht eine Abstimmung erfolgen, aber nicht bei einem touristischen Projekt eines privaten Investors. Port weiter: "Immerhin wird in Traben-Trarbach registriert, dass sich bei uns in Bernkastel-Kues etwas bewegt."

Meinung

Wenn's ums Geld geht

Subventionen haben nicht nur den Nachteil, dass die Allgemeinheit, sprich der Steuerzahler, für sie aufkommen muss, sie erzeugen oft auch Neid und Missgunst. Was der eine bekommt, will der andere auch haben. Und jeder will sich ein möglichst großes Stück aus dem Fördertopf schnappen. Die Stadt Bernkastel-Kues, touristisch gesehen wesentlich bedeutender als Traben-Trarbach, hat mit Vino Sanitas ein in die Zukunft weisendes Projekt angestoßen. Für die Erstellung eines 100 000 Euro teuren Masterplans gab es bereits 80 Prozent Zuschuss vom Land. Jetzt geht es um viel mehr Geld. (Förder-)Geld für ein fünf Millionen Euro teures Wellnesszentrum. Das schmeckt den Traben-Trarbachern nicht. Sie argumentieren mit "Kooperation" und "gutnachbarschaftlicher Beziehung". Soll heißen: Wir wollen auch ein Stück aus dem Fördertopf. In Bernkastel-Kues wundert man sich und vermutet Neid hinter der Debatte. Kooperation? Gutnachbarschaftliche Beziehung? Bei Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf. Auch an der Mosel. w.simon@volksfreund.de

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