Welt-Whisky-Tag „Ich bin heute noch geflasht, was ich ab und zu im Glas habe“ - Ein kleiner Whisky-Exkurs mit Elmar Mayer

Wittlich · Für manche schmeckt er nach Bootslack, andere schwärmen von Apfel-Aromen: Heute ist Welt-Whisky-Tag – ein Grund, die Spirituose zu feiern. Doch aus was besteht Whisky eigentlich, wie viel kostet eine Flasche und welcher wird im Moment besonders gern getrunken?

 Elmar Mayer (links) und Peter Harder in ihrer Whiskeyburg in der Burgstraße. Das Foto wurde letztes Jahr aufgenommen und zeigt die Geschäftspartner und Freunde im Doppelpack. „Das ist ja keine Ein-Mann-Show“, erklärt Mayer bei unserem Besuch.

Elmar Mayer (links) und Peter Harder in ihrer Whiskeyburg in der Burgstraße. Das Foto wurde letztes Jahr aufgenommen und zeigt die Geschäftspartner und Freunde im Doppelpack. „Das ist ja keine Ein-Mann-Show“, erklärt Mayer bei unserem Besuch.

Foto: Bents Christina

Trinken Sie gerne Whisky? Zugegeben, die herbe Spirituose schmeckt nicht jedem. Doch zum World Whisky Day, zu deutsch Welt-Whisky-Tag, stellen wir das „Wasser des Lebens“ in den Mittelpunkt – und besuchen die Whiskyburg von Elmar Mayer und Peter Harder in Wittlich. Deren Liebe zum Whisky begann mit dem Dreierpack einer Luxemburger Tankstelle – und nach 25 Jahren Whisky-Erfahrung gibt es für Mayer immer noch Überraschungen. „Ich bin heute noch geflasht, was ich ab und zu im Glas habe.“

Lektion 1: Wann der Whisky zum Whisky wird

Zu Beginn des Unterrichts fangen wir mit etwas leichtem an: Aus was besteht Whisky? Grundsätzlich ist Whisky ist ein Destillat aus gemälzter Gerste. Bevor sich die Spirituose jedoch überhaupt Whisky nennen darf, muss sie mindestens drei Jahre in Eichenfässern lagern – „vorher heißt sie Newmake oder Spirit, in Deutschland sagt man auch Malzbrand“, erklärt unser heutiger Experte Elmar Mayer. Wieder was gelernt.

Lektion 2: Von Single Malts und Blended Malts

In der Whiskyburg in der Wittlicher Fußgängerzone gibt es rund 2000 verschiedene Single Malts. Moment, Single was? Das bedeutet, dass das Destillat von einer Brennerei kommt. Im Gegensatz zum Blended Malt Whisky: „Die Destillate kommen von unterschiedlichen Brennereien. Im Johnny Walker sind bis zu 200 verschiedene Whiskys enthalten“, sagt Mayer. Also vergleichbar mit einem Cuvée in der Weinwelt. Sehr interessant.

Whisky ist damit nicht gleich Whisky – die Geschmacksnuancen und Aromen können ganz unterschiedlich sein. Von fruchtig bis erdig ist die gesamte Palette dabei. „Wir hatten mal ein Tasting, da sagte einer: Boah, der schmeckt nach Bootslack“, erinnert sich Mayer. Manch einer behauptet sogar, den Unterschied zwischen einem roten oder gelben Apfel herausschmecken zu können.

Lektion 3: Torfigen Geschmack gibt‘s auf Islay

Wer es hingegen lieber rauchig mag, dem seien die Whiskys von der Islay-Insel (ausgsprochen: Aila) ans Herz gelegt: In der Herstellung wird der Keimprozess der Gerste (das eingangs erwähnte „gemälzte“) durch Trocknung unterbrochen, normalerweise mit Buchenholz. Da es auf Islay jedoch fast keine Bäume gibt, wird dafür Torf verwendet, auch die Gerste wächst im Torfboden, was dem Whisky seinen einzigartigen Geschmack verleiht. So ist das also.

Lektion 4: So viel Alkohol muss Whisky mindestens haben

Wie sieht es mit dem Alkoholgehalt aus? Mayer klärt auf: „Mindestens 40 Prozent muss er haben, der höchste in unserem Geschäft hat 68 Prozent.“ Was nicht unbedingt schlecht schmecken muss. „Ich sage immer, wenn der gut im Fass eingebunden ist, dann sind 55 bis 60 Prozent nicht schlimm, die tun nicht weh. Der Alkohol ist wie der Fettrand am Steak ein Geschmacksträger. Wenn er gut eingebunden ist. Es gibt Whiskys mit 40 Prozent, da meinst du, du hättest Chilischoten auf der Zunge.“ Wäre das auch geklärt.

Lekton 5: Aktuelle Trends

Und was ist derzeit gefragt? Im März und April war es Whisky von der Marke Springbank. Aktuell zeichnet sich jedoch ein anderer Trend ab. „Der neue Hype, man munkelt, soll jetzt Glendronach werden“, sagt Mayer – doch keiner weiß so genau, warum. „Es ist einfach so. Einmal macht es bum, bum, bum, dann gehen die Flaschen alle weg.“ Auch in der Whiskyburg ist er gefragt – ein vor Ort abgefüllte, mit UK-Label versehene, 28-jährige besondere Flasche, die es nicht auf dem europäischen Markt zu kaufen gibt, wird im Shop für 949 Euro angeboten.„Wir haben die gleichen Flaschen 2018/2019 für 500 Euro verkauft. Zoll, Steuern, Transport, alles geht durch die Decke.“

Der Glendronach schneidet auch bei Mayer gut ab. „Ein ganz feiner, fruchtiger Whisky mit einem schönen Alkoholgehalt, wunderbar wärmend und ein toller Abgang. Viel mehr Whisky geht nicht.“ Der kommt aus der sogenannten Speyside – und das schreit geradezu nach einer weiteren Lektion.

Lektion 6: Die fünf Whiskyregionen in Schottland

Die Whiskylandkarte ist in sechs Regionen unterteilt: Die Lowlands (ganz unten bei Edinburgh), die Highlands (im Norden), Campbeltown, Islands (Inseln), das eben genannte Islay (Torfinsel) und eben Speyside. „In der Mitte von den Highlands ist ein Tal, da läuft der Fluss Spey durch“, erklärt Mayer. „In diesem Tal ist ungefähr die Hälfte der schottischen Whisky-Industrie beheimatet. Diese Region nennt sich Speyside. Die gibt es nicht auf einer geografischen Karte, das ist nur ein Stück, das die Whisky-Welt kennt.“ Und nun auch unsere Leser.

Lektion 7: Der Preis - Von 15 Euro bis Ende (fast) offen

Preislich ist beim Whisky alles möglich. „Wir haben Whiskys, die gehen los bei 15 Euro. Unsere teuerste Flasche ist im dicken vierstellen Bereich“, sagt Mayer. Die teuerste, die bisher verkauft wurde, ging Ende letzten Jahres für 9990 Euro über den Tresen – ein 40-jähriger Laphroaig.

Whiskykunde im Schnelldurchlauf. Man könnte noch viel mehr schreiben, sehr viel mehr. Doch hier findet die Whisky-Stunde ihr Ende. Wie wäre es zu Feier des Tages mit einem Gläschen? „Das Leben ist zu kurz“, heißt es. Oder, wie Mayer es formuliert: „Das Leben ist zu kurz für schlechten Whisky.“

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