Weltmeister mit Geschmack und Käsetrick

Wintrich · Man trifft selten Menschen, die einen Erfolg so freudig-bescheiden annehmen wie der gebürtige Wintricher Christoph Eckert, der in der Spitzengastronomie in Norddeutschland arbeitet. Mit gerade einmal 24 Jahren gewann er den Titel "Weltmeister der Jungköche" der Chaîne des Rôtisseurs. Jetzt tankt er zuhause, bei Freunden und Familie, für die kommenden Aufgaben auf.

 Jungkoch-Weltmeister Christoph Eckert freut sich auf Paris. TV-Foto: Barbara Gollan

Jungkoch-Weltmeister Christoph Eckert freut sich auf Paris. TV-Foto: Barbara Gollan

Foto: (m_kreis )

Wintrich. Für absolute Feinschmecker zu kochen ist für Christoph Eckert eigentlich nichts besonderes mehr. Sein Arbeitsplatz ist die Küche des kleinen, aber sehr feinen Gourmetrestaurants "Der Butt" in der Yachthafenresidenz Hohe Düne in Warnemünde. Angefangen hat er mit 16 Jahren im Mülheimer Richtershof. Von dort ging es nach Mecklenburg-Vorpommern ins Schlosshotel Burg Schlitz. Nach Beendigung der Tätigkeit dort beschloss er im Norden zu bleiben und gelangte so nach Warnemünde. Sein Chef, Sternekoch Matthias Stolze, Mitglied im Chaîne des Rôtisseurs, einer internationalen Vereinigung gehobener Gastronomie (siehe Extra), erkannte schnell das Potential des Jungkochs und meldete ihn für die regionalen Meisterschaften in Usedom an. Hier qualifizierte er sich für die nationalen Meisterschaften. Bei der Endausscheidung im April setzte er sich gegen 14 Konkurrenten durch und erwarb so den Fahrschein zur Weltmeisterschaft in Manchester. Obwohl ihn sein Job schon bestens für den Wettbewerb gerüstet hat, holte er sich noch ein paar Mal professionelle Hilfe von anderer Seite. Die in Berlin tätige "Meistermacherin" und Trainerin der Nationalmannschaft Thea Nothnagel hat ihm in sechs Trainingseinheiten den letzten Schliff gegeben. Im Wettbewerb selbst war Christoph Eckert die Ruhe selbst. Ein paar Tage vorher, bei der Besichtigung der Stadt und Besuchen auf den regionalen Märkten, sah das noch ein bisschen anders aus. Der Austragungsort spielt bei diesem Wettbewerb eine nicht unerhebliche Rolle, denn der Inhalt des "Warenkorbs", mit dem gekocht werden muss, ist auch regional beeinflusst. So ist Eckert froh, dass er nicht erst nächstes Jahr antritt, denn dann findet die Meisterschaft in Australien statt: "Wer weiß, mit welchen Zutaten man da zu tun hat. Man kann ja beim besten Willen nicht alle Produkte kennen, die es auf der Welt gibt". In Manchester waren es ein Taschenkrebs, Kaninchen, Apfel, Wirsing und Cheddarkäse, aus denen es ein Dreigangmenü für vier Personen zu zaubern galt. Daneben gab es noch einen "offenen Warenkorb", auf den alle zugreifen konnten. Eine halbe Stunde gab es für das Tüfteln und Schreiben der Rezepte, dann dreieinhalb Stunden zum Kochen und Anrichten. Ein wenig Kopfzerbrechen hat Eckert die Menge des Käses gemacht, aber das hat er ganz pragmatisch gelöst. "Ich habe einfach einen Teil davon aufgegessen", lacht er. Denn übrig bleiben darf auch nichts. Beim Warten auf das Urteil der Jury war er zuversichtlich. "Das erste Feedback war sehr positiv, aber man kann nie sicher sein, dass es für ganz vorne reicht".
So sehr ihn diese Herausforderung auch gereizt hat, im Alltag kocht er lieber basisorientiert und nicht zu experimentell. Und wie bei vielen Köchen der Haute Cuisine steht auch bei ihm die Hausmannskost hoch im Kurs, leckere Kartoffel- und andere vegetarische Gerichte ebenso wie das Wild, das auch bei seinen Eltern im Brühler Hof auf der Karte steht. Er ist kein passionierter Jäger, aber sehr naturverbunden. Draußen holt er sich die Kraft für lange und anstrengende Arbeitstage. Als Kind war er allerdings der Meinung, gerade wegen der Arbeitszeiten Koch werden zu müssen. Da muss ich wie der Papa nur von fünf bis neun arbeiten, soll er mal gesagt haben. Inzwischen weiß er es besser, aber trotz allen Stresses merkt man dem jungen Mann an, das er in seinem Beruf seinen Traum lebt. Sein Vertrag im Butt läuft bald aus, und sein Chef lässt ihn nur ungerne ziehen, aber er soll sich weiterentwickeln können. Die nächste berufliche Station steht aber noch nicht fest und auch eine Rückkehr in die Heimat ist noch keine Option. "Mal was im Süden wäre schön, wo es wärmer ist". Bevor es aber an die Zukunftsplanung geht, freut er sich erst einmal auf seinen Gewinn: eine sechswöchige exklusive Schulung in Paris.Extra

Die Chaîne des Rôtisseurs ist eine Gastronomie-Vereinigung mit mehr als 25 000 Mitgliedern in über 80 Ländern. Ihr Ziel sind Förderung und Erhalt gehobener Kochkunst und Aufrechthaltung gastronomischer Werte und gepflegter Tischsitten. Die Geschichte der Vereinigung begann im Jahre 1248, als König Ludwig der Neunte die Genehmigung zur Gründung der Zunft der "Gänsebrater" (Rôtisseurs) gab. Diese Zunft bekam 1610 die königliche Anerkennung durch die Überreichung des Berufswappens der Rôtisseure, wurde jedoch 1789 während der französischen Revolution, wie alle anderen Zünfte auch, aufgelöst. 1950 kam es zur Neugründung der Vereinigung, die sich Confrérie de la Chaîne des Rôtisseurs nennt. Die Chaîne veranstaltet jedes Jahr nationale und internationale Meisterschaften für Jungköche bis 27 Jahre und Sommeliers. Mit der Teilnahme an der Weltmeisterschaft werden die Jungköche in die Confrérie aufgenommen. bg

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