Weltoffen, vorurteilsfrei, menschlich

WITTLICH. Kein geringerer als der frühere Bundespräsident Johannes Rau ist Schirmherr der Umbenennung von Grundschule Jahnplatz in Georg-Meistermann-Grundschule: Das Fest wurde zum Triumphzug für Farbe und Bewegung, für Vielfalt und Toleranz.

Dass es höchste Zeit war, den Namen von Friedrich Ludwig Jahn aus dem Programm einer Schule des dritten Jahrtausends zu streichen, belegte Kulturamtsleiter Justinus Calleen anhand einiger Eckdaten in dessen Leben: Der als "Turnvater" bekannte Jahn scheiterte in Schule und Universität, beteiligte sich 1819 an Bücherverbrennungen, verbrachte nach 1819 als Mitinitiator des Mordes an August von Kotzebue, einem Kämpfer für Demokratie und Pressefreiheit, mehrere Jahre im Gefängnis und gebar Gedanken wie "Polen, Franzosen, Juden und Pfaffen sind Deutschlands größtes Unglück." Ganz anders Georg Meistermann, der 1942 aus dem Schuldienst flog, weil er einen rotzigen Hitlerjungen geohrfeigt hatte. Er blieb trotz Gefahr für Leib und Leben seinen Überzeugungen treu, war niemals käuflich, unterstrich Helmut Fetz von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier: Allein schon deshalb sei er ein gutes Vorbild und der passende Namenspatron für die Wittlicher Grundschule. So stand neben aller Kunstfertigkeit Meistermanns dessen Weltanschauung gleichwertig im Mittelpunkt des Namensgebungsfests. Im Gottesdienst lud Dechant Rudolf Halffmann neben "seinen" Katholiken auch Protestanten und Muslime in die Markuskirche ein. Bürgermeister Ralf Bußmer war später voll des Lobs: "Das ist wirklich nicht überall erlebbar!" Bußmer "outete" sich als Verteidiger der Neukonzeption der Grundschule in der Tradition von Meistermann: Komplex, weltoffen, vorurteilsfrei und menschlich sei seine Geisteshaltung gewesen. Er hoffe darauf, dass die Schule unter ihrem neuen Namenspatron anspornendes Vorbild auf dem Weg der intensiven Begegnungen mit den Bewegungen des Geistes und den Bewegungen der Kunst und Kultur sein könne. Er zitierte Meistermanns tiefste Überzeugung: "Der Mensch ist zur Pflege und Förderung der Kultur verpflichtet, ohne sie verwahrlost er." Das sah Johannes Rau als Schirmherr der Veranstaltung ähnlich. Schülerin Valentina verlas sein herzliches, auch für Kinder verständliches Grußwort. Calleen, selbst ein Spross aus dem "Meistermann-Clan", überreichte als Geschenk der Familie die Totenmaske des Meisters. Wo sie in Zukunft stehen wird, muss die von dem Geschenk überwältigte Schulleiterin Maria Maas erst noch entscheiden, die es als eine zentrale Aufgabe von Schule sieht, "diese kleinen Menschen zu ermutigen, sich gestaltformend in der Welt zu betätigen". Das taten die Mädchen und Jungen auch voller Hingabe: Ob Tänzer, Sänger, Musiker, Schul-Rallye-Gestalter, Maler oder Bildhauer - jeder hatte auf diesem Fest seinen Platz.

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