Wem die Stunde (nicht) schlägt …

Unterrichtsausfall an Schulen ist nichts Neues. In Wittlich aber formiert sich Widerstand. Die Eltern der Schüler des Cusanus-Gymnasiums haben in einem Arbeitskreis Unterschriftsaktionen gestartet und Stellungnahmen der Verantwortlichen in Trier und Mainz gefordert. Erste Ergebnisse wurden diskutiert.

 Die Eltern des Arbeitskreises mit Rita Faßl-Lichter (Dritte von rechts), MSS 11–Elternsprecherin. TV-Foto: Lydia Vasiliou

Die Eltern des Arbeitskreises mit Rita Faßl-Lichter (Dritte von rechts), MSS 11–Elternsprecherin. TV-Foto: Lydia Vasiliou

Wittlich. Schon der erste Bericht im TV setzte ein Signal. "Ich bekomme E-Mails und Anrufe von überall her mit der Aufforderung und Ermunterung weiterzumachen", sagt Rita Faßl-Lichter. Gemeint ist die Aktion des Eltern-Arbeitskreises des Cusanus-Gymnasiums in Wittlich gegen den Unterrichtsausfall an der Schule (der TV berichtete). Rita Faßl-Lichter ist Elternsprecherin der MSS 11 und vertritt den Arbeitskreis nach außen. Beim dritten gemeinsamen Abend konnte sie erste Ergebnisse präsentieren: Bei der Unterschriften-Aktion kamen bisher mehr als 400 Unterschriften von Eltern und volljährigen Schülern zurück. Die Aktion soll Bildungsministerin Doris Ahnen und den Präsidenten der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier, Peter Josef Mertes, auf die Missstände am Cusanus-Gymnasium hinweisen. Die sehen die Situation aber nicht so dramatisch. Obwohl der Arbeitskreis dem Chef der ADD konkrete Zahlen des strukturellen Unterrichtsausfalls aus eigenen Recherchen vorlegen konnte, weist Mertes dies zurück. Nur Bildungsministerin Ahnen bleibe es vorbehalten, diese Zahlen zu veröffentlichen.

Auch der Schule sind die tatsächlichen Fehlstunden bekannt, dürfen aber nicht herausgegeben werden. Auch findet es Mertes vertretbar, dass kleine Oberstufenkurse gekürzt werden können. Das finden die Eltern nicht und sprechen von Benachteiligung der betroffenen Schüler. Nicht akzeptieren können die Eltern ebenso, dass Mertes erklärt: "Eine 100-prozentige Versorgung konnte weder in der Vergangenheit noch in naher Zukunft erreicht werden". Und in einem früheren Schreiben äußert er sich folgendermaßen: "Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die Personalsituation an Gymnasien in diesem Schuljahr schwierig ist". In einzelnen Mangelfächern wie zum Beispiel Mathematik oder auch Musik und Kunst könne der Bedarf an Lehrkräften zurzeit nicht mit Bewerbern gedeckt werden, die eine vollständige Ausbildung (zweites Staatsexamen für Lehramt an Gymnasien) vorweisen könnten. Außerdem könne das Versäumte nachgeholt werden, das Schuljahr sei ja noch lang. Auch Staatssekretärin Vera Reiß bestätigt den Mangel an Fachlehrkräften, regional auch bei Fremdsprachen. Außerdem sei die Versorgung im ländlichen Raum schwieriger, weil die wenigen zur Verfügung stehenden Bewerber für die dortigen Schulen nicht zu gewinnen seien.

Fazit: Die Eltern kämpfen weiter und wollen sich auch mit den anderen Schulen in Wittlich verbünden. Der nächste Schritt soll ein Gespräch mit dem Schulleiter des Cusanus-Gymnasiums Paul Lütticken sein. Auch soll die rechtliche Situation geprüft werden, was die Offenlegung der Fehlstunden betrifft. Schließlich werden auch ein Gespräch mit Peter Josef Mertes gesucht sowie eine Podiumsdiskussion oder ein TV-Forum angestrebt.

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