Wem gehen da die Gäule durch? - Feuerwehrübung löst im Hochwald Diskussionen aus

Rorodt · Eine Feuerwehrübung hat in Rorodt zu heftigen Diskussionen im sozialen Netzwerk Facebook geführt. Auf der einen Seite steht ein Ehepaar, dessen Pferde Zäune umgeworfen haben, auf der anderen Seite die Aktiven der Feuerwehr und ihre Unterstützer.

 Jetzt sind sie wieder friedlich im Stall: Zwei Pferde der Familie Brinkmann. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Jetzt sind sie wieder friedlich im Stall: Zwei Pferde der Familie Brinkmann. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Wenn es um Tiere und um Feuerwehren geht, reagieren viele Menschen emotional. Schließlich sind den Besitzern ihre Vierbeiner ans Herz gewachsen, und die Feuerwehren sorgen in vielen Dörfern nicht nur für Sicherheit, sondern sind auch wichtige Aktivposten in den Gemeinden. Doch was passiert, wenn zwei dieser Parteien aufeinander treffen, lässt sich derzeit in dem 49 Einwohner zählenden Rorodt beobachten. Denn dort tragen beide Parteien und ihre Unterstützer eine vielbeachtete Konfrontation auf dem sozialen Netzwerk Facebook aus.

Was ist passiert? Am vergangenen Samstag hat die Feuerwehr Rorodt eine Übung gemacht, deren Zeitpunkt der Wehrführer im Amtsblatt der Gemeinde angekündigt hatte. Der Ort der Übung geht daraus nicht hervor. Auf einem privaten Grundstück hat die Feuerwehr Verteiler und Schläuche aufgebaut und mit Wasser einen angenommenen Brand bekämpft.
Während der Übung sind aus einem Stall auf einem benachbarten Grundstück insgesamt fünf Pferde, davon zwei Fohlen, herausgelaufen und haben dabei mehrere Zäune zerstört.

Die Pferdebesitzer, Nicole und Vinzenz Brinkmann: Sie gehen davon aus, dass ihre Pferde durch die Übung in Panik geraten sind. Ihnen habe keiner gesagt, dass in der unmittelbaren Nachbarschaft eine Übung abgehalten werde. Die Sirene hätten sie nicht gehört, zuerst auch nicht bemerkt, dass die Pferde aus dem Stall gelaufen seien, weil beide nicht direkt vor Ort gewesen seien. Auch die Feuerwehrleute hätten sie darüber nicht informiert. "Sie hätten sofort den Besitzern der Tiere Bescheid geben müssen, dass durch ihre Übung die Pferde in Panik ausgebrochen sind. Nichts dergleichen ist passiert! Sie bauten noch seelenruhig ihre Gerätschaften ab und versammelten sich mit ihren Kollegen auf dem Nachbargrundstück, von dort aus war das weitere Szenario noch besser zu beobachten und in gebührenden Abstand zu den panischen Pferden...." führt Nicole Brinkmann in einem sehr emotional formulierten Beitrag im sozialen Netzwerk Facebook aus, wo sie auch von einer "Verwüstung" spricht. Torstangen seien verbogen, die Elektrozäune von den Pferden hinter sich hergezogen worden. Bei den Versuchen, "zu retten was zu retten ist", sei lautes Gelächter mit "bösartigen" Äußerungen auf sie eingeschallt.

"Eure Zäune sind kaputt, Ihr müsst mal besser einzäunen", sei ihnen zugerufen worden. "Ihr seid eine Schande für die ganze Fraktion der freiwilligen Feuerwehren", schreibt Nicole Brinkmann über die Aktiven, die sie in dem Wortwechsel vor Ort auch mit Schimpfworten belegt. Ihr Vorwurf: Die Feuerwehrleute hätten kein zweites Strahlrohr mehr aufbauen dürfen, nachdem sie bemerkt hätten, dass die Pferde panisch weglaufen, sondern die Übung abbrechen müssen.

Dem Wehrführer wirft sie in diesem Zusammenhang in einem Gespräch mit dem TV "unverantwortliches Handeln" vor. Auch wenn die Brinkmanns die Übung nicht gesehen haben, gehen sie davon aus, dass die Feuerwehrleute mit ihren Schläuchen auf die Stallungen gezielt hätten. "Es war dermaßen nass, das kann nicht allein vom Nieselregen gekommen sein", sagt Vinzenz Brinkmann. Er bezeichnet die Rorodter Feuerwehr als "Privatarmee des Ortsbürgermeisters", mit dem er im Streit liege.

Der Rorodter Wehrführer Sven Schmidt: In einem Kommentar, mit dem er auf den Post von Nicole Brinkmann bei Facebook antwortet, sagt Schmidt, dass Nicole Brinkmann den Vorgang falsch schildere. Nach dem Öffnen des Strahlrohres seien mehrere Pferde aus dem Stall gelaufen und hätten sich von der Einsatzstelle entfernt. "Was die Pferde aus dem Stall getrieben hat, kann ich nicht beurteilen, aber das Öffnen des Strahlrohres erzeugt keinen so großen Lärm, als dass ein Tier in einem Gebäude dadurch in Panik geraten könnte", schreibt er. Im weiteren Übungsverlauf sei ein zweites C-Rohr vorgenommen worden, und beide Rohre lagen zu jedem Zeitpunkt der Übung nicht dem Grundstück der Familie Brinkmann zugewandt, schreibt er, was bedeuten soll, dass die Übenden mit ihren Schläuchen nicht auf das Grundstück und die Stallungen der Familie Brinkmann gespritzt hätten, sondern in die entgegengesetzte Richtung.

Während die Feuerwehrleute ihre Geräte abgebaut haben, seien sie von der Familie Brinkmann beleidigt und beschimpft worden, was einen der Aktiven zu einer "unnötigen" Bemerkung zum Zustand der Zaunanlage veranlasst habe. "Eine Unterstellung, wir würden eine Gefährdung für Mensch und Tier in "gewollter und eiskalt kalkulierter" Art absichtlich herbeiführen, ist beschämend und schockierend", schreibt Schmidt, der sich über seine bei Facebook veröffentlichte Gegendarstellung hinaus nicht weiter zum Geschehen äußern möchte.

Der Ortsbürgermeister Hermann Klein, der die Übung beobachtet hat: Nicole Brinkmanns Behauptungen bei Facebook, die Feuerwehrleute hätten bei ihrer Übung mit den Strahlrohren auf die Stallungen gezielt, seien "erstunken und erlogen." Er habe als Bürgermeister inzwischen einen Anwalt eingeschaltet, um die ehrenamtlichen Feuerwehrleute zu verteidigen.

Die Brinkmanns haben im Verlauf des Geschehens die Polizei gerufen. Von einer zuerst beabsichtigten Anzeige hätten sie nach einem Gespräch mit den Beamten abgesehen. Statt dessen sei ihnen geraten worden, der Verbandsgemeinde eine Rechnung über die Schäden zu stellen, was sie jetzt auch in Angriff nehmen wollen.KommentarMeinung

Miteinander reden und das Kriegsbeil begraben
Feuerwehrleute verrichten eine unverzichtbare und wichtige Arbeit für die Gemeinschaft. Wenn bei ihren Übungen etwas schiefgeht, dann ist das in der Regel keine böse Absicht. Ein möglichwerweise entstandener Schaden muss natürlich behoben werden. Um das zu ermitteln, sollte man das Kriegsbeil begraben und miteinander reden. Sind die Fronten derart verhärtet, könnte es lohnenswert sein, einen neutralen Vermittler hinzuzuziehen. hp.linz@volksfreund.de

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