Wenig Ermutigendes für Mobilfunk-Gegner

REINSFELD. An der umstrittenen Aufstellung des E-Plus-Sendemasts führt wohl kein Weg vorbei. Diese nüchterne Erkenntnis steht am Ende der Einwohnerversammlung mit rund 50 Zuhörern. Dennoch betonte Theresa Spies von der Bürgerinitiative (BI) am Dienstagabend: "Wir können stolz nach Hause gehen. Wir haben es zumindest versucht, einen Funkmast zu verhindern, der keinen Nutzen für die Gemeinde hat."

Vor der Kulturhalle steht Martha Lehnen im Regen: Wie sie im TV angekündigt hatte, nimmt die Sprecherin der BI aus Protest über das Fehlen eines Mobilfunk-Kritikers in der Referentenrunde nicht an der Einwohnerversammlung teil, in der über die umstrittene Aufstellung eines Sendemastes informiert und diskutiert werden soll. Sie drückt vor dem Eingang den Zuhörern ein Heft und ein Info-Blatt in die Hand, in der noch einmal die Ziele der BI zusammengefasst sind.BI-Sprecherin bleibt bei Boykott-Haltung

Doch obwohl die zunächst einstimmig vom Rat beschlossene Errichtung des E-Plus-Mastes am "Alten Sportplatz" seit Monaten das Reizthema in Reinsfeld schlechthin ist, tröpfeln die Besucher nur spärlich ein. Am Ende werden es rund 50 Bürger sein, die von Ortsbürgermeister Rainer Spies (SPD) begrüßt werden. Er betont eingangs, dass er weder Mobilfunk-Gegner noch -Befürworter sei, sondern nur die Beschlüsse des Gemeinderats umsetze. Er gibt einen Überblick über die Chronologie der Ereignisse und weist darauf hin, dass sich die Gemeinde bereits seit mehreren Jahren mit der Errichtung eines E-Plus-Mastes beschäftigt und mehrere Standorte geprüft habe. Dann überlässt er den Experten das Wort. Hartmut Gdanitz von der Gewerbeaufsicht Trier geht zunächst auf die geltenden Grenzwerte für diese Anlagen ein und gibt Beispiele für Messergebnisse aus anderen Orten. Das stellt einige Zuhörer aber nicht zufrieden. Sie fordern eine Aussage, mit welcher Belastung durch gepulste elektromagnetische Strahlung beim geplanten Mast in Reinsfeld gerechnet werden muss. Alfred Lehnen von der BI weist zudem darauf hin, dass die Grenzwerte in Deutschland weit über denen der Schweiz liegen. Gdanitz versichert jedoch: "Wir werden in Reinsfeld selbst die in der Schweiz geltenden Werte einhalten.""Gesundheitsrisiken nicht bewiesen, aber denkbar"

Keinen Hehl macht Harald Michels, der Leiter des Trierer Gesundheitsamts, anschließend daraus, dass gerade in Bezug auf eine mögliche gesundheitliche Gefährdung des Menschen durch die Mobilfunk-Strahlung "viele Dinge noch nicht geklärt sind". Er informiert über die Resultate aktueller wissenschaftlicher Studien und macht deutlich, dass noch weiterer Forschungsbedarf besteht. Michels Fazit lautet, dass "Risiken nicht bewiesen, aber denkbar sind". Seine Auffassung sei aber, dass das "Handy am Kopf gefährlicher ist als der Funkmast im Gelände". "Wenn gesagt wird, Gesundheitsschäden kann es geben, wir wissen es aber nicht, dann habe ich schon Angst", reagiert der Reinsfelder Kurt Peschel auf diese Ausführungen. Zumeist verläuft die rund zweistündige Diskussion sachlich. Nur selten kochen kurzzeitig die Emotionen hoch. Lehnen wirft Rainer Spies eine "äußerst schlechte Informationspolitik" vor. Peschel geht noch weiter und sagt, dass der SPD-Gemeindechef seine Fürsorgepflicht für die Bürger vernachlässigt habe. Kreis: Baugenehmigung auch ohne Reinsfelder Ja

Von Michael Hülpes, Bürgermeister der Verbandsgemeinde, gibt es aber Rückendeckung für Spies. Der CDU-Politiker ist der Meinung, dass es "kein besonderes Risiko gibt, wenn die Abstände eingehalten werden". Deshalb lege die Verwaltung Wert darauf, dass in der VG Anlagen nur noch im Außenbereich aufgestellt werden dürfen, wie in Reinsfeld vorgesehen. Hülpes macht zudem darauf aufmerksam, dass der Gesetzgeber einer flächendeckenden Mobilfunk-Versorgung einen so privilegierten Status einräumt, "dass die Gemeinde keine Möglichkeit hat, die Aufstellung eines Sendemastes aus Gründen des Gesundheitsschutzes zu untersagen". Diese Einschätzung bestätigt auch Horst Mertes, Leiter des Bauamts bei der Kreisverwaltung. Er machte darauf aufmerksam, dass die Gemeinde zwar ihr Einvernehmen verweigern kann, wenn der Rat in seiner nächsten Sitzung über den Bauantrag von E-Plus entscheidet. In letzter Konsequenz könne der Kreis die Baugenehmigung aber auch ohne Zustimmung aus Reinsfeld erteilen, so dass der Kommune nur der Klageweg bliebe. An der Aufstellung des umstrittenen Masts führt wohl kein Weg vorbei. Das wissen auch die Streiter von der BI. "Ich denke, der Mast wird kommen", sagt Lehnen am Ende der Versammlung zum TV. Aber: Auch wenn ihre Bemühungen letztlich keinen Erfolg haben sollten. Theresa Spies betont, dass sie stolz darauf sei, "dass wir alles in unserer Macht Stehende unternommen haben, um den Funkmast zu verhindern".

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