Also ich hab schon alleine drei Artikel über Neunkirchen geschrieben, da es für Japaner aufregend ist zu erfahren, wie es sich in so einem kleinen Dorf leben lässt. Japan leidet mehr noch als Deutschland am "demographischen Faktor" und den sich verbreitenden "Geisterdörfern". Und Japaner sammeln Infos aus aller Welt, aus jeder auch noch so "abgelegenen Region", um zu erfahren, wie außerhalb Japans mit solchen Problem umgegangen wird. Und in Japan gibt es auf dem Land sowie in den größten Städten eine starke Gegenbewegung gegen die "Wal-Martisierung" der Supermärkte und gegen die Superbilligshops. Da liegt es auf der Hand, dass die weitere Entwicklung von zum Beispiel Morbach von höchstem Interesse auch für Japan ist. Nun wohn ich halt in der Nähe von Morbach und denke, man kann anhand der Darstellung der Lidl-Ansiedlungspolitik konkret aufzeigen, welche folgen Derartiges für den ländlichen Raum hat. Mit anderen Worten: Was bedeutet die konzerngesteuerte Globalisierung für den ländlichen Raum und dessen Selbstversorgungsfähigkeiten. Ein hochbrisantes Thema, da Japan anders als Deutschland extrem von ausländischen Nahrungsmittelimporten abhängig ist. Und in Deutschland, gleichwohl es da in einer besseren Situation als Japan ist, welches sich nur noch zu 34 Prozent selber mit Nahrungsmitteln versorgen kann, sehen wir, wie ebenfalls die regionalen Selbstversorgungsfähigkeiten abnehmen und Strukturausdünnungen voranschreiten. Aber auch hier gibt es zunehmend Gegenwehr. Das interessiert die Japaner ebenfalls. Kurzum Morbach und japanische ländliche Regionen haben mehr gemeinsam als die Sprach- und Kulturunterschiede vermuten lassen. Nüchtern betrachtet bleibt da wenig übrig von Exotik. RichardPestemer, Neunkirchen