Weniger, aber bessere Wege für Wanderer

Wandertouristen werden immer anspruchsvoller. Die Premiumwege in der Region haben großen Zulauf. Das umfangreiche bisherige Netz soll nun ausgedünnt werden. Abgeschlossen wird die Initiative von Tourismusfachleuten, Kommunen und Forstverwaltung mit einer neuen Karte, die Mitte 2011 erscheinen soll.

 Weniger Schilder, weniger Verwirrung: Wegewart Andreas Ludwig ist allein für die Pflege von 550 Kilometern Wanderweg zuständig. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Weniger Schilder, weniger Verwirrung: Wegewart Andreas Ludwig ist allein für die Pflege von 550 Kilometern Wanderweg zuständig. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Morbach/Thalfang/Hermeskeil/Kell. Seit der Saar-Hunsrück-Steig zum besten Wanderweg Deutschlands gekürt wurde und immer neue Traumschleifen mit dem Prädikat "Premium" ausgestattet sind, verliert das bisherige Wanderwegenetz zunehmend an Bedeutung. Dem wollen Touristiker, Kommunen und Forstämter entgegenwirken. "Weniger ist mehr", heißt die Devise.

"Als ich 1999 als Wegewart angefangen habe, trafen sich an manchen Stellen bis zu zehn Wanderwege", sagt Andreas Ludwig. Als Angestellter des Vereins Erholungsgebiet Hochwald zwischen Mosel und Saar ist er für 550 Kilometer in den Verbandsgemeinden Hermeskeil, Kell und Ruwer zuständig.

Ein gutes Drittel des ausufernden Wanderwegenetzes aus den 80er Jahren wurde Anfang des neuen Jahrtausends bereits zurückgestuft. Das heißt, die Wege sind nicht mehr ausgeschildert. Die Pflege der übrigen Strecken wird vom Landesbetrieb Forsten übernommen.

"Waldwege sind für den Forst einfach nur Betriebseinrichtungen, die LKW-tauglich sein müssen", sagt der Leiter des Forstamtes Dhronecken, Hans-Jürgen Wagner. Darauf könne auch gewandert werden. Wer aber ausschildert, müsse die Wege auch pflegen.

Nach der Rückstufung "müssen nicht mehr gepflegte Bauten wie Stege oder Treppen entfernt werden", sagt Ludwig.

Nicht überall gibt es übrigens einen hauptamtlichen Wegewart. Es sind auch ehrenamtlich Aktive, Gemeindearbeiter oder Angehörige von Bauhöfen, die nach den Wegen sehen.

"Wir haben immer mit 325 Kilometern markierten Wanderwegen geworben, setzen aber künftig auf Qualität statt auf Quantität", kündigt der Leiter der Morbacher Tourist-Information, Karl-Heinz Erz, an. Gerade wird in Morbach an der Ausweisung der dritten Traumschleife, der acht Kilometer langen so genannten Ölmühlen-Tour gearbeitet. Dort gelten die hohen Traumschleifen-Standards, unter anderem, was die Beschilderung angeht. Für die anderen Wege ist das nicht der Fall. "Die Einheimischen kennen sich doch aus", sagt Erz.

In der Verbandsgemeinde Thalfang sind zwei weitere Traumschleifen in Planung. Eine soll über den Erbeskopf führen und eine in den Haardtwald. Daniel Thiel von der dortigen Tourist-Information sagt: "Unsere insgesamt 350 Kilometer langen Wege sind sicherlich zu viel." Die Touristiker aus Morbach, Thalfang, Hermeskeil, Kell und Ruwer wollen sich mit ihren Verbands- und Ortgemeinden und den Forstleuten beraten, auf welche Trassen komplett verzichtet werden kann.

Erhalten bleiben sollten nach Ansicht von Herbert Schindler, dem Leiter der Tourist- Information in Hermeskeil und Anbieter von 337 Kilometern Wegenetz, alle Fernwanderwege, die Anbindungen an Sehenswürdigkeiten und die Verbindungen zwischen den Dörfern: "Das Ergebnis wird eine neue Wanderkarte Mitte 2011 sein." Die Themenwanderwege seien bereits Vorläufer der Traumschleifen gewesen, nur ohne Zertifizierung, fügt Schindler hinzu.

Seine Kollegin Walburga Meyer in Kell, die 280 Kilometer im Angebot hat, spricht von einem "Mammutprojekt", aber: "Es führt kein Weg daran vorbei, dem wachsenden Anspruch der Wandertouristen gerecht zu werden."

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