Weniger spektakulär, aber im Kostenrahmen

Traben-Trarbach · Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus hat die Bilanz des zweiten Mosel-Wein-Nachts-Marktes vorgelegt. Ergebnis: Die fünfwöchige Veranstaltung schließt mit einem Verlust von rund 18 500 Euro ab. Der erste Mosel-Wein-Nachts-Markt hatte laut Rechnungsprüfungsausschuss ein Minus von 121 000 Euro verursacht.

 Einzigartiges Ambiente: die Keller im Hotel Moselschlösschen. Foto: privat

Einzigartiges Ambiente: die Keller im Hotel Moselschlösschen. Foto: privat

Traben-Trarbach. Nach dem finanziellen Desaster des ersten Mosel-Wein-Nachts-Marktes (MWM) und der Kündigung des ehemaligen Tourismusleiters Matthias Holzmann hatte die Stadt die Finanzierung und Organisation dieser Veranstaltung völlig neu konzipiert. Vier Personen, Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus, der Fraktionssprecher der SPD, Hajo Weinmann, der Hotelier Matthias Ganter und Thomas Marx, Inhaber der Firma Blickfang-Werbung Traben-Trarbach, haben den von der Tourist-Information organisierten zweiten MWM maßgeblich organisiert und kontrolliert. Ganter hatte zudem in Eigenregie den unterirdischen Markt mit seinen Ständen in den großen Kellern seines Hotels Moselschlösschen ausgerichtet. 25 Prozent der Standgebühren gingen an die Stadt. Keine teuren Events

Für die Schlittschuhbahn am Stadthaus alter Bahnhof, die bei der Premiere ein Defizit von 13 500 Euro machte, zeichnete Marx verantwortlich. Marx erhielt dafür von der Stadt einen Zuschuss in Höhe von 10 000 Euro. Es ist der größte Ausgabeposten des zweiten MWM. Außerdem: Die Stadt verzichtete diesmal auf spektakuläre und teure Events. Laut Stadtbürgermeisterin Pönnighaus wurden für den zweiten MWM 31 540 Euro (ohne Personalkosten) ausgegeben. Die Einnahmen betrugen 13 030 Euro - macht ein Defizit von 18 510 Euro. Im Haushalt war ein Fehlbetrag von 27 000 Euro ausgewiesen, somit ergibt sich eine Verbesserung um rund 8500 Euro. Der erste unter der Regie von Holzmann organisierte Markt hatte mit einem Defizit von 121 385 Euro abgeschlossen. Holzmann hatte diesem Bericht widersprochen und erklärt, die Verwaltung habe falsch gerechnet (der TV berichtete). Ob nun eine externe Prüfung folgt, ist noch unklar. Der Rechnungsprüfungsausschuss hatte dies der Stadt empfohlen. Der Stadtrat hat noch nicht darüber entschieden. Wie kommt die gewaltige Differenz zwischen dem ersten und zweiten MWM zustande? Laut Gemeindeprüfungsamt wurden beim ersten MWM allein für Marketing- und Werbeaufwenden rund 60 000 Euro ausgegeben, ein Jahr später waren es nur noch knapp 16 000 Euro. Deutlich weniger gab die Stadt zudem beim vergangenen MWM für Events aus - knapp 3000 Euro. Bei der Premiere 2011 wurde hingegen geklotzt - mit teilweise spektakulären Veranstaltungen, die laut Gemeindeprüfungsamt fast alle Verluste einfuhren. Im Einzelnen: die Veranstaltung klassische Weihnacht mit Tenor Thomas Kiessling 9000 Euro Defizit, die Weingala 14 700 Euro, die russische Weihnachtsrevue Ivushka 8600 Euro, der Abend mit den Black Gospel Singers 2100 Euro. Ein Jahr später erwirtschaftete die Stadt laut Pönnighaus mit den Events sogar ein Plus von 1300 Euro. Holzmann hatte die Besucherzahl des ersten MWM mit 40 000 angegeben. Wie viele es ein Jahr später waren, ist von der Tourist-Information nicht zu erfahren. Pönnighaus: "Das lässt sich auch nur sehr schwer schätzen. Es gab ja keine Eintrittskarten." Meinung

Der Wein-Nachts-Markt ist einzigartig Der Wein-Nachts-Markt in den riesigen Kelleranlagen von Traben-Trarbachs ist und bleibt eine großartige Idee. Die Premiere 2011 war ein großer Erfolg - wenn man ausschließlich den Effekt und die Werbewirksamkeit betrachtet. Aber, wenn es auch einige in der Stadt immer noch nicht einsehen wollen: Die Premiere war gleichzeitig ein finanzielles Desaster. Der damalige Tourismus-chef Matthias Holzmann hatte das Geld regelrecht mit beiden Händen rausgeworfen. Die Stadt zog, vielleicht zu spät, die Notbremse. Was dann folgte, ist bekannt. Es geht aber auch anders - weniger spektakulär, preiswerter, vor allem aber exakter durchkalkuliert. Trotz der Querelen um Holzmann, trotz der monatelangen unerträglichen Streitereien in der Stadt - der Mosel-Wein-Nachts-Markt Traben-Trarbach muss sich dauerhaft etablieren. Er ist einzigartig. w.simon@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort