Wenn aus Spaß Ernst wird

WITTLICH. "Manche Eltern glauben wohl, sie haben die Aufsichtspflicht für ihre Kinder an der Kasse abgegeben": Peter Heinen, dem Betreiber des Wittlicher Hallen-Kinderspielplatzes Kilawi reicht's. Ihm flatterte nun schon die zweite Schmerzensgeld-Klage auf den Tisch. Wieder hat sich ein Kind auf einem Spielgerät verletzt. Wieder auf dem "Wackelberg".

Der "Wackelberg" im Wittlicher Kilawi ist eine Art Hüpfburg, die über ein Gebläse mit Luft gefüllt wird und dann unter dem Gewicht spielender Kinder mal hier, mal da einknautscht und dadurch "wackelt". So können Kinder auf das wabernde gelb-rote Gebilde klettern, runterrutschen und sich hin- und herschaukeln lassen. Umgrenzt ist das Spielgerät von einem dicken blauen Schutzrand. Anders als bei Dorffesten, wo solche Hüpfburgen auf Pflastersteinen stehen, hat das Kilawi einen gepolsterten Boden. Ein Relikt aus der Zeit als in der Halle noch Tennis gespielt wurde. Solche Böden seien noch nicht mal vorgeschrieben, sagt Kilawi-Chef Peter Heinen, der den alten Schwingboden auch gerne übernommen hat. Einzig mögliche Garantie: TÜV-Prüfungen

Dennoch: "Eine Garantie, dass sich hier nie ein Kind verletzt, können wir natürlich nicht geben", sagt Heinen. Die einzige Garantie, die der Kilawi-Chef geben kann: "Alle Spielgeräte sind vom TÜV geprüft und ordnungsgemäß aufgebaut. Obgleich dies rechtlich nicht vorgeschrieben ist, hat immer einer unserer Angestellten ein Auge auf den Spielbetrieb und achtet darauf, dass die Hallenregeln, die gleich am Eingang hängen, beachtet werden." Dazugehört etwa auch, dass der "Wackelberg" nicht für Kinder unter sechs Jahren geeignet ist und Erwachsene dieses Gerät nicht benutzen dürfen. Wegen Missachtung dieser Regel war es im Juni zum ersten Kilawi-Unfall gekommen: Ein kleiner Junge kletterte über den Wackelberg, ein Erwachsener sprang mit Schwung darauf, der Junge wurde hochgeschleudert und stürzte über die blaue Begrenzung auf den Boden. Diagnose: Gehirnerschütterung. Die geschockte Mutter verklagte den Kilawi-Chef auf Schmerzensgeld (der TV berichtete), bis heute ist das Verfahren nicht entschieden. Heinen ist sich sicher: "Uns trifft keine Schuld, wir können doch nichts dafür, wenn ein Erwachsener sich nicht an die Hallenregeln hält. Selbst die schnellste Hallenaufsicht hätte das nicht verhindern können." Das sieht die betroffene Mutter anders: "Man kommt dahin, und denkt: Alles ist sicher. Aber wie ich später erfuhr, ist vor meinem Jungen schon ein anderes Kind vom Wackelberg gestürzt und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Erst danach haben die im Kilawi das Warnschild vor den Wackelberg gestellt." Mit ihrer Schmerzensgeld-Klage will die Mutter erreichen, dass sich etwas in der Halle ändert: "Sonst geht es vielleicht irgendwann nicht mehr so glimpflich aus." Vorgeworfen wurde dem Betreiber-Team damals auch, dass der Wackelberg nicht ausreichend aufgepumpt war und eben deshalb der Aufprall des Erwachsenen - der übrigens immer noch nicht gefunden wurde - so große Wirkung hatte. Heinen dazu: "Wir haben das Gerät immer wie vorgeschrieben aufgepumpt. Je nach dem, wie viele Kinder darauf spielen, entweicht mal mehr, mal weniger Luft und so ist das Gerät mal mehr, mal weniger prall gefüllt, weshalb es ja wackelt. Es ist ja kein Autoreifen mit gleichbleibendem Luftdruck." Mehr Luft scheint zudem kein Garant für mehr Verletzungsschutz. Denn zum jüngsten Unfall kam es, als das Gerät gerade besonders prall gefüllt war. "Das Kind stürzte mit dem Kopf auf den Boden"

"Das Kind rutschte den Berg runter, überschlug sich auf dem blauen Rand und stürzte mit dem Kopf auf den Boden", schildert Heinen den Vorfall, der ihm nun die zweite Schmerzensgeld-Klage einbrachte. Diagnose diesmal: Schädelfraktur. Dem dreifachen Großvater geht es zu Herzen, wenn ein Kind sich verletzt. "Aber das passiert auch auf öffentlichen Spielplätzen und in Schwimmbädern. Nur da gibt's dann keine Schmerzensgeld-Klagen." Das Kilawi-Team habe sogar beratschlagt, ob der Wackelberg raus soll. Heinen: "Aber wenn dann ein Kind die Treppe runterstolpert und stürzt, soll ich dann die Treppe entfernen? Oder soll ich die ganze Halle auspolstern, nur damit niemand mehr vom Rand stürzt?" Eine Gewähr auf körperliche Unversehrtheit kann Heinen aber nie geben: "Die Eltern geben ja nicht ihre Verantwortung an der Kasse ab."NÄCHSTE AKTION: Am 6. Dezember kommt der Nikolaus ins Kilawi (Öffnungszeiten: 14 bis 19 Uhr). Alle Kinder mit einer Zipfelmütze bekommen einen um einen Euro ermäßigten Eintritt. Und um 18 Uhr verteilt der Nikolaus kleine Präsente an die Kinder.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort