Wenn das Grab vergessen wird

Klausen/Wittlich · Das gibt es nicht nur in Großstädten. Auch auf dem Land wie in Klausen und anderswo gibt es inzwischen vermehrt Grabstätten, um die sich niemand mehr kümmert. Die verwilderten Gräber werden notfalls von den Friedhofsverwaltungen eingeebnet und eingesät.

 Um dieses Grab hat sich offensichtlich schon längere Zeit niemand mehr gekümmert. TV-Foto: Harald Jansen

Um dieses Grab hat sich offensichtlich schon längere Zeit niemand mehr gekümmert. TV-Foto: Harald Jansen

Klausen/Wittlich. Zur Beerdigung waren vermutlich die Nachbarn und einige Verwandte da. Die Messe war sicher feierlich, der Abschied traurig. Inzwischen ist die Tote, die da im Grab auf dem Klausener Friedhof liegt, wohl vergessen. Offensichtlich kümmert sich seit Jahren niemand mehr um die letzte Ruhestätte. "Es kommt immer wieder vor, dass wir Probleme mit verwilderten und ungepflegten Gräbern haben", sagt Alois Meyer, Ortsbürgermeister von Klausen. Von den rund 200 Grabstellen auf dem gemeindeeigenen Gottesacker hinter der Wallfahrtskirche sind vier oder fünf in einem so schlechten Zustand, dass dort etwas geschehen muss. Jüngst hat er im Mitteilungsblatt noch einmal darum gebeten, dass die Gräber gepflegt werden müssen.
"Ich werde meist von Leuten angesprochen, die selber Gräber pflegen und sehen, dass das Nachbargrab ungepflegt ist", sagt Meyer. "Wir versuchen dann Angehörige zu ermitteln, damit die sich um das Grab kümmern." Doch das gelingt nicht immer. Manchmal gibt es gar keine Angehörigen mehr, manchmal sind sie unbekannt verzogen, manchmal ist niemand mehr da, der sich für das Grab interessiert. Die früher engen sozialen Bande in den Orten gibt es oft nicht mehr. "Das ist ein Zeichen des gesellschaftlichen und demografischen Wandels", sagt der Ortsbürgermeister.
Wenn die Klausener niemanden finden, der sich um das Grab kümmert, dann greift notfalls der Gemeindearbeiter zum Freischneider und mäht das oft üppig sprießende Gestrüpp auf den Gräbern ab. Viel mehr bleibt nicht zu tun. Denn vor Ablauf einer 25 Jahre währenden Ruhefrist darf die Grabstelle nicht neu belegt werden.
Und wie sieht es in der Stadt aus? In Wittlich sind regelmäßig Mitarbeiter der Stadtwerke unterwegs, um nach dem Rechten zu sehen, sagt Jan Mußweiler, Sprecher der Stadtverwaltung. Fallen dabei Gräber auf, werden die Angehörigen von der Friedhofsverwaltung angeschrieben und aufgefordert, die Grabstätte innerhalb einer festgesetzten Frist herzurichten.
"Sollte dies bis zu dem festgelegten Zeitpunkt nicht geschehen, können die Stadtwerke die Grabstätte auf Kosten der Nutzungsberechtigten angemessen herrichten lassen", sagt Mußweiler. Werden keine Angehörigen gefunden, kann die Friedhofsverwaltung die Grabstätten einebnen und einsäen lassen. Doch dazu kommt es meist nicht, da sich die Angehörigen dann meist doch um die Gräber kümmern.
Für Wittlich hat die Verwaltung Trend bezüglich des Grabschmucks ausgemacht: Statt pflegeaufwendiger Einzelgräber werden Rasengräber oder die Urnenwand als Beisetzungsart gewählt. Andere Gräber erhalten eine Dauerbepflanzung oder eine Grababdeckplatte.
Wer die Grabpflege aufgrund seines Wohnorts oder seiner Gesundheit nicht mehr leisten kann oder will, kann auch eine Gärtnerei beauftragen. Bestatter Guido Eis aus Wittlich rechnet mit Kosten von 200 bis 300 Euro jährlich. Jenseits der Stadt Wittlich könne es jedoch sein, dass sich kein Gärtner findet, der sich um das Grab kümmert.

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