Wenn das Plesshorn in der Doctorstadt ertönt

Bernkastel-Kues · Vor 50 Jahren gründeten sechs Morbacher Forstbeamte eine Jagdhornbläsergruppe, in der heute Männer aus dem ganzen Hunsrück sowie von der Mosel ins Horn blasen. Zur Jubiläumsfeier am Sonntag werden 14 Jagdhornbläsergruppen erwartet.

 Schauen voll Vorfreude auf das Jubiläum: die Jagdhornbläser Bernkastel. Foto: privat

Schauen voll Vorfreude auf das Jubiläum: die Jagdhornbläser Bernkastel. Foto: privat

Bernkastel-Kues. Für eine Weinfest-Metropole etwas untypische Musik wird am Wochenende in Bernkastel-Kues erklingen. Die nach der Stadt benannte Jagdhornbläsergruppe Bernkastel feiert am Sonntag auf dem Forumsplatz ihr 50-jähriges Bestehen. Zu dem Fest, Schirmherr ist Landrat Gregor Eibes, werden 14 Jagdhornbläsergruppen aus drei Bundesländern erwartet: aus Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland.
Besondere Anlässe


Jede für sich wird ihr Können insbesondere im Umgang mit Fürst-Pless- und Parforcehörnern zeigen. Die beiden Jagdhörner unterscheiden sich schon rein optisch in ihrer Größe. Das kleinere Fürst-Pless-Horn, auch Plesshorn genannt, lässt insbesondere Jagdsignale wie zum Beginn oder zum Ende einer Treibjagd erklingen. Mit dem stattlicheren Parforcehorn werden festliche Hubertusmessen geblasen oder auch Märsche. Ihre Namen verdanken sie dem schlesischen Herzog Hans Heinrich XI. von Pleß, einem großen Waldbesitzer mit eigenem Jagdbetrieb beziehungsweise dem französischen parforce (kraftvoll).
Ins Horn blasen werden nicht nur die Gäste, sondern auch die Gastgeber. Die 17 Aktiven, die sich jeden zweiten Montag im Monat treffen, um zu üben, und auch Anfänger ausbilden, repräsentieren einen Großteil der Region. Sie stammen aus Bärenbach, Brauneberg, Hirschfeld, Kesten, Kirchberg, Morbach, Traben-Trarbach, Wintrich und Zell. Nur aus dem namensgebenden Ort Bernkastel ist derzeit keiner dabei. Alle Aktiven seien "mit Begeisterung bei der Sache ", sagt Hartmut Garth, der Manager der Gruppe. Gegründet wurde sie im Hunsrück - von sechs jungen Beamten des damaligen Forstamts Morbach. Hornmeister, sprich Dirigent, der Bläsergruppe ist seit 1965 Rudi Schweigerer. Er studiert neue Stücke mit der Gruppe ein, die jährlich 20 bis 25-mal auftritt. Allerdings ausschließlich zu Anlässen, die etwas mit Wald oder Jagd zu tun haben. Sie umrahmt Kreisgruppensitzungen und Versammlungen, goldene Hochzeiten und besondere Geburtstage und bläst bei Beerdigungen das "Große Halali".
Eine zentrale Rolle bei der Gründung spielte Otto Schmitt, anfangs Leiter seiner Kollegen Erich Gauer, Kurt Kleinmann, Fritz Bähr, Werner Ostermann und Heinz Otto. Ihr erster öffentlicher Auftritt war in Bernkastel-Kues anlässlich der Jahreshauptversammlung des Landesjagdverbandes.
Drei Monate später sicherten sie sich einen dritten Platz beim Landeswettbewerb der Jagdhornbläser, was sie 1965 wiederholten.
Blasen statt Spielen


Ab 1968 traten auch Nichtmorbacher der fortan gemischten Jagdhornbläsergruppe mit Pless- und Parforce-Hörnern bei. Im Erholungswald Ortelsbruch des Gründungsortes wurde laut Schmitt mehr als einmal eine Hubertusmesse gefeiert. Die nächste sei bereits terminiert: am 29. September in der Kirche St. Anna. Er erklärt auch eine sprachliche Finesse, die Jagdhornbläser etwa von Musikvereinen unterscheidet: "Wir spielen keine Musik - wir blasen das Jagdhorn, Signale und Märsche."
Programm: Beginn 11 Uhr am Forumsplatz (bei schlechtem Wetter in der Güterhalle); Schirmherr: Landrat Gregor Eibes; zum Frühschoppen Jagdmusik der Winzerkapelle Dhron; nach dem Mittagessen werden zu Kaffee und Kuchen 14 Jagdhornbläsergruppen aus Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland ihre Hörner blasen. Auch die Waldschule von Landesforsten ist vertreten. urs

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