Wenn der Hausarzt im Krankenhaus behandelt

Wittlich · Der ärztliche Bereitschaftsdienst im Kreis wird neu geregelt: Am Freitag, 20. September, öffnet in Wittlich die neue Zentrale am St. Elisabeth-Krankenhaus für alle, die außerhalb von Praxis-Öffnungszeiten Hilfe brauchen.

Wittlich. Innere Blutungen nach einem Motorradunfall, schwere Verbrennungen oder ein Herzinfarkt - bei lebensbedrohlichen Verletzungen kümmert sich die Notaufnahme einer Klinik um die Patienten. Wer wiederum am Wochenende krank wird, nutzt den Bereitschaftsdienst - und fährt dafür künftig nach Wittlich. Dort eröffnet am Freitag, 20. September, eine neue Bereitschaftsdienstzentrale (BDZ). Sie ist Anlaufpunkt für alle, die außerhalb der Öffnungszeiten ihrer Arztpraxen Hilfe benötigen.
Immer die gleiche Anlaufstelle



Die bisherigen Bereitschaftsdienste der Hausärzte in Bernkastel-Kues, Traben-Trarbach, Zeltingen/Kröv und Wittlich wird es nicht mehr geben. Die neue BDZ, deren Träger die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP) ist, wird am St.-Elisabeth-Krankenhaus eingerichtet. Den Dienst leisten die niedergelassenen Ärzte. Leiter ist der Allgemeinarzt Norbert Schmitt aus Bernkastel-Kues.
Laut KV ergebe sich mit der BDZ für Patienten der Vorteil, "dass sie vor einer Behandlung nicht erst im Amtsblatt nach der Telefonnummer des jeweils diensthabenden Arztes suchen zu müssen, sondern stets die gleiche zentrale Anlaufstelle in Wittlich zu haben." Den längeren Anreiseweg, der sich dabei für manche ergibt, sieht die KV nicht als Problem. Wenn Patienten den Hausarzt aufsuchen könnten, seien sie auch in der Lage, die BDZ zu erreichen, sagt Pressesprecher Rainer Saurwein. Zudem gebe es die Möglichkeit von Hausbesuchen.
Bisher seien die Ärzte zu einer Vielzahl von Bereitschaftsdiensten über Nacht und an Wochenenden verpflichtet gewesen, sagt Saurwein. Diese Belastung werde sich verringern. Auf diese Weise wolle man den Kreis für Mediziner attraktiver machen und dem Ärztemangel entgegenwirken.
Es wird nur die BDZ in Wittlich eingerichtet - der Standort Bernkastel-Kues geht leer aus. Dies würde, sagt Saurwein, zum einen die Dienstbelastung der Ärzte erhöhen, zum anderen sei es nicht finanzierbar. Die KV will bis Ende des Jahres das neue Modell überall im Land durchsetzen, weil die dezentrale Organisation des Bereitschaftsdienstes vor allem in ländlichen Regionen immer mehr an Grenzen stoße. Die Finanzierung erfolgt laut Saurwein durch die Honorare für die Behandlung und über einen monatlichen Pflichtbetrag, den alle Vertragsärzte zahlen. Dieser betrage derzeit 3 240 Euro im Jahr. "Weitere Finanzierungsquellen oder Zuschüsse, etwa von Krankenkassen, Kommunen oder dem Land, gibt es nicht", sagt Saurwein.
Axel Steinke, Vorsitzender der Kreisärzteschaft, sagt, das System sei ihnen "gegen die erklärte Meinung der Mehrzahl der ansässigen Ärzte von der KV übergestülpt" worden. Die Mediziner würden durch die Beiträge finanziell erheblich belastet. "Und wer Fahrdienst hat, kann für einen Hausbesuch eineinhalb Stunden oder länger unterwegs sein." Da müssten Patienten auch mal mit mehreren Stunden Wartezeit rechnen. Man müsse abwarten, wie alles anlaufe.
Saurwein von der KV sieht in der direkten Angliederung der BDZ ans Krankenhaus einen Vorteil: "Stellt der Arzt im Bereitschaftsdienst eine Diagnose, die einer weiteren Abklärung bedarf, kann diese ohne organisatorischen Aufwand und gefährlichen Zeitverlust unter einem Dach organisiert werden."
Denn die BDZ-Ärzte nutzen Praxisräume im Wittlicher St.- Elisabeth-Krankenhaus. Sie sind gemeinsam mit der chirurgischen Ambulanz der Klinik in einem neu entstandenen Areal im Erdgeschoss untergebracht, das vier Untersuchungs- und Behandlungsräume, einen Empfangsbereich und ein Wartezimmer umfasst, wie Sabine Zimmer vom Verbundkrankenhaus mitteilt.Extra

Die BDZ Wittlich beim St.-Elisabeth-Krankenhaus in der Koblenzer Straße 91 in Wittlich ist zu erreichen unter 06571/1495030. Öffnungszeiten: Mittwoch, 14 Uhr, bis Donnerstag, 7 Uhr, und Freitag, 8 Uhr bis Montag, 7 Uhr. An Feiertagen vom Vorabend des Feiertages, 18 Uhr, bis zum Folgetage, 7 Uhr. Sonderöffnungszeiten: Tag der Deutschen Einheit, Mittwoch, 2. Oktober, 14 Uhr, bis Montag, 7. Oktober, 7 Uhr. Allerheiligen, Donnerstag, 31. Oktober, 18 Uhr, bis Montag, 4. November, 7 Uhr. Weihnachten/Neujahr, Freitag, 20. Dezember, 18 Uhr, bis Donnerstag, 2. Januar, 7 Uhr. Der Versorgungsbereich der BDZ Wittlich umfasst: Altrich, Arenrath, Bausendorf, Bengel, Bergweiler, Bernkastel-Kues, Brauneberg, Bruch, Burg, Burgen, Diefenbach, Dodenburg, Dreis, Eisenschmitt, Enkirch, Erden, Esch, Flußbach, Gipperath, Gladbach, Gornhausen, Graach an der Mosel, Greimerath, Großlittgen, Hasborn, Heckenmünster, Hontheim, Hupperath, Irmenach, Karl, Kesten, Kinderbeuren, Kinheim, Klausen, Kommen, Kröv, Landscheid, Lieser, Longkamp, Lösnich, Lötz beuren, Maring-Noviand, Minderlittgen, Minheim, Monzelfeld, Mülheim, Musweiler, Neumagen-Dhron, Niederöfflingen, Niederscheidweiler, Niersbach, Oberscheidweiler, Osann-Monzel, Piesport, Platten, Plein, Reil, Rivenich, Salmtal, Schladt, Sehlem, Starkenburg, Traben-Trarbach, Ürzig, Veldenz, Willwerscheid, Wintrich, Wittlich, Zeltingen-Rachtig. Bereitschaftsdienstzentralen gibt es in der Region unter anderem bereits in Bitburg, Prüm, Trier, Saarburg, Birkenfeld und Cochem. eib

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