Wenn die Götter ihr Unwesen treiben

Bernkastel-Wittlich/Daun · Einst haben die zwölf Tage zwischen Weihnachten und Dreikönigstag als Orakel für das kommende Jahr mit seinen zwölf Monaten gegolten. Dazu fürchteten die Menschen diese Zeit als wilde, stürmische Tage, an denen besondere Vorsicht geboten war.

 Die Hinzerather Künstler Bruni Kluss und Rüdiger Luckow haben sich intensiv mit den Rauhnächten befasst. Auf dem Bild von Luckow schaut die Göttin Perchta hinter einem Baum hervor, während der Wind hindurchpfeift. Auf dem Kleid von Bruni Kluss sind die weißen Pferde dargestellt, mit denen sie über den Himmel zieht. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Die Hinzerather Künstler Bruni Kluss und Rüdiger Luckow haben sich intensiv mit den Rauhnächten befasst. Auf dem Bild von Luckow schaut die Göttin Perchta hinter einem Baum hervor, während der Wind hindurchpfeift. Auf dem Kleid von Bruni Kluss sind die weißen Pferde dargestellt, mit denen sie über den Himmel zieht. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Bernkastel-Wittlich/Daun. Die Zwölften, die zwölf heiligen Nächte, Laustertage oder Rau(c)h tage: Die Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönigstag gilt in vielen Regionen als mystisch, da die Götter in dieser Zeit besonders aktiv sind. "Nach dem Glauben unserer Vorfahren trieben gerade in diesen Nächten der zwölf Tage die Geister, Dämonen, Spukgestalten und Wotans wilde Jagd ihr schlimmes Unwesen", sagt der Dauner Heimatforscher Alois Mayer. Besonders in den Ställen hätten sie sich ausgetobt und versucht, Unglück zu bringen. So hätten gläubige Bauern gesegnete Dinge in Stall, Scheune, Haus und Hof abgelegt, um böse Mächte zu bannen. In der heiligen Nacht seien Obstbäume mit Strohseilen umwickelt worden, damit die bösen Geister im kommenden Jahr die gute Ernte nicht verderben. Eine bannende Kraft hätte man Weihwasser und verbrannten Kräutern zugeschrieben, sagt Mayer. Die Bauern seien mit rauchender Asche durch ihre Gehöfte geschritten, um die bösen Geister zu vertreiben und die schützenden Himmelsmächte herabzurufen. Von daher stammten auch die Namen Rauch- oder Rauhnächte.
Maiga Werner vom Naturkräutergarten in Kleinich bietet in diesem Jahr erstmals eine selbst kreierte Kräutermischung an, "die beruhigt und Klarheit schaffen soll", sagt sie. Darin sind beispielsweise Engelwurz, Beifuß und Ringelblumen enthalten.
Heimat- geschichte(n)


Das Wort Los, von dem sich der Begriff Laustertage ableitet, bedeute achtgeben, sagt Mayer. "Allerdings kennen nur noch wenige ältere Menschen die Bedeutung jener Tage", sagt er.
Auch die Hinzeratherin Bruni Kluss hat sich intensiv mit den Rauhnächten befasst. "In dieser Zeit sollen Menschen vorsichtig sein, es kann leicht zu Unfällen und Krankheiten kommen", sagt sie. Das habe mit Perchta zu tun, einer wohlmeinenden, aber auch wilden Göttin aus alten Kulturen, die heute noch in den Alpenländern bekannt und gefürchtet sei. Diese sei in den Rauhnächten umhergezogen und habe an den Tagen an Fensterläden gerüttelt und so den Menschen Angst eingeflößt. Deshalb sei früher viel geräuchert worden. "Das hat die Menschen davor geschützt, dass ihnen was Böses widerfährt", sagt sie. Während den Rauhnächten seien die Übergänge zwischen der Jetztwelt und der Anderswelt, also zwischen den Lebenden und den Toten, besonders dünn, so dass in dieser Zeit besonders viel Unheil drohe.
Kluss kann sich aus ihrer Kindheit daran erinnern, dass die Bauern Stroh an die Stalltüre gebunden haben, um böse Geister abzuhalten und damit das Vieh nicht krank wird. Doch seien die Rauhnächte auch dazu geeignet, das vergangene Jahr abzuschließen und das neue Jahr vorzubereiten. Je intensiver man diese Tage gestalte, desto intensiver könne man die kommenden zwölf Monate erleben. "Deshalb soll man in dieser Zeit zur Ruhe kommen und sich in aller Stille zurückbesinnen", sagt sie.
Auch wenn die Rauhnächte heute nicht mehr so bekannt sind, haben sich über das soziale Netzwerk Facebook doch einige Leser gemeldet, die sich an Gebräuche aus früheren Zeiten erinnern können. So sollen die Menschen früher in dieser Zeit keine Wäsche zum Trocknen auf die Leine gehängt haben, denn wer das gemacht habe, habe das ganze Jahr Wäsche dort hängen, schreibt eine Leserin. Die wilden Götter könnten in dieser Zeit auch ein Wäschestück mitnehmen und als zukünftiges Leichentuch für den Besitzer verwenden, scheibt eine Leserin aus Würzburg. Zudem gelten die zwölf Tage als Wetterorakel für die kommenden zwölf Monate.
"In den Rauhnächten gehören die Kreuzungen den Teufeln und Hexen, sie tanzen hier, und man kann von ihnen unter bestimmten Voraussetzungen die Zukunft erfahren", führt sie aus.
Eine andere Leserin schreibt, es gehe darum, dass die "Wilde Horde" sich in dieser Nacht nicht in den Wäscheseilen verfangen kann, damit sie nicht über die Hausbewohner herfallen.
Andere wiederum nutzen die Zeit zum Abschluss und zur Besinnung. Offene Rechnungen sollten bezahlt, geliehene Sachen zurückgegeben werden und Konflikte in Gesprächen geklärt werden.

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