Wenn Knob auf Knob trifft: Deutsch-brasilianisches Familientreffen

Hunolstein war am Wochenende zu klein. Kein Wunder, denn 18 temperamentvolle Brasilianer besuchten den Hunsrück. Alle trugen den Namen Knob und trafen hier ihre deutschen Verwandten. Caipirinha gehörte zu dem Treffen natürlich dazu.

 Sie alle sind verwandt mit einem ausgewanderten Hunolsteiner: Die brasilianischen und deutschen Knobs bei ihrem Treffen am Wochenende in Hunolstein. TV-Foto: Sven Eisenkrämer

Sie alle sind verwandt mit einem ausgewanderten Hunolsteiner: Die brasilianischen und deutschen Knobs bei ihrem Treffen am Wochenende in Hunolstein. TV-Foto: Sven Eisenkrämer

Hunolstein. (sve) "Tu mir das bitte nicht an!", flehte Ortsvorsteher Heribert Knob Bürgermeister Gregor Eibes lachend an, als dieser am Samstagabend im Hunolsteiner Bürgerhaus seinen Terminkalender auspackte um einen Termin für eine Rathausbesichtigung der 18 gastierenden Brasilianer am Montag zu finden. Planung ist für die Südamerikaner ein Fremdwort.Dementsprechend hektisch und nervenaufreibend geht es für Heribert Knob und die anderen Gastgeber zu, die ihre Verwandten aus Brasilien treffen — aber alles natürlich mit der passenden Portion Humor und Freude.Angefangen hatte alles 1992, als plötzlich Pater Bernado Knob aus Brasilien im Hunsrückörtchen auftauchte. Er war auf der Suche nach seinen Ursprüngen. Nachdem sich Heribert Knob drei Monate später mit dem Ergebnis seiner Ahnenforschung in Archiven zusammen mit seiner Frau nach Brasilien aufmachte, wurde er schon sehnsüchtig von Pater Bernado empfangen. Die brasilianischen Knobs gehen zurück auf den 1826 aus Hunolstein geflohenen Johann Matthias Knop (mit p). Mit nichts außer seiner Kleidung war er wohl vor den Franzosen geflüchtet, die ihn gesucht hatten. 1829 kam er in Brasilien an und hatte seitdem offensichtlich viele, viele Nachkommen. Mittlerweile soll es in Südamerika um die 7000 Knobs mit dem Ursprung Johann Matthias aus Hunolstein geben.Aktuell machten sich 18 Brasilianer (ursprünglich sollten es nur zwölf sein) auf den Weg nach Deutschland und trafen dort die anderen Nachkommen ihrer gemeinsamen Urahnen. Vor allem die Älteren von ihnen sprechen sehr gut Deutsch — aber nur Hunsrücker Platt. "Schwätzt wie ihr et geliehrt hat!", sagte Heribert Knob bei seinem Besuch 1992 in Brasilien zu einem misstrauischen, brasilianischen Knob. Gesprochen wird Hunsrücker Platt

"Die schwätze Deitsch", war die Antwort des verblüfften Südamerikaners. Auch die 80-jährige Maria Knob, geboren in Brasilien, lernte schon in ihrer Kindheit die Sprache ihrer Vorfahren und kann sich im Hunsrück entsprechend gut verständigen.Mit jeder Menge Caipirinha, dem Nationalgetränk der Brasilianer, und deutschem Bier, klang am vergangenen Samstag ein gemütlicher Abend der Knobs im Bürgerhaus in Hunolstein aus. Am heutigen Montag wollten die 18 Gäste eigentlich abreisen — sie bleiben aber nun doch noch bis Dienstag.

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