Einzelhandel Wenn Kunden in Wittlich vor verschlossenen Türen stehen

Wittlich · Die Meinungen der Händler in der Wittlicher Innenstadt sind gespalten: Samstags bis in den Nachmittag zu öffnen, findet nicht jeder gut.

 Schon 2012, das Jahr aus dem dieses Archivbild stammt, gab es die Thematik um längere Öffnungszeiten an Samstagen in Wittlich.

Schon 2012, das Jahr aus dem dieses Archivbild stammt, gab es die Thematik um längere Öffnungszeiten an Samstagen in Wittlich.

Foto: klaus kimmling (kik), klaus kimmling

Wer in der Wittlicher Innenstadt unterwegs ist und einen Blick auf die Öffnungszeiten wirft, kann ins Grübeln kommen. Die Geschäfte, Cafés und Boutiquen haben zu verschiedenen Zeiten geöffnet. Die einen schließen am Samstag um 13 Uhr. Andere um 14 oder 16 Uhr. Wer keine Lust auf den Wirrwarr hat, geht direkt woanders einkaufen – so die Angst mancher Händler.

„Aus Sicht der Stadt und der Wirtschaftsförderung sind einheitliche Öffnungszeiten einer der wesentlichen Punkte, die die Stadt Wittlich lebenswert machen, und um dort einkaufen zu gehen“, sagt Rainer Stöckicht, Pressesprecher der Stadt Wittlich. Aber: Die Verwaltung kann die Öffnungszeiten nicht beeinflussen. Denn jeder Händler kann selbst festlegen, wann er seine Tür abschließt. Stöckicht: „Einheitliche Öffnungszeiten sind immer wieder Tenor, auch alle zwei Wochen montags am Runden Tisch, wenn verschiedene Maßnahmen und Veranstaltungen besprochen werden.“ Zwar werden es zunehmend mehr, die sich daran beteiligen. Stöckicht hofft aber, dass bald alle mitmachen.Und: „Auf dem Weg zu einheitlichen Öffnungszeiten ist der Genussmarkt der erste Schritt.“

So ähnlich sieht es auch Claudia Jacoby, Inhaberin der Altstadtbuchhandlung mitten in der Innenstadt. „Sie sind unbedingt notwendig“, sagt sie. Das ganze Kaufverhalten der Menschen habe sich verändert. „Die Menschen gehen heute später einkaufen, sie wollen ein wirkliches Erlebnis und genießen und stöbern.“ Daher appelliert sie auch an ihre Kollegen, sich an den längeren Öffnungszeiten zu beteiligen. „Ein gemeinsamer Auftritt ist wichtig. Wir können dadurch nur gewinnen!“ Ganz ähnlich sieht es auch Matthias Seidel vom Modehaus Seidel. Denn auch er denkt, dass sich der Lebensstil der Kunden geändert hat und sie zu späteren Uhrzeiten einkaufen gehen als früher. „Ich bin dafür, dass wir samstags bis mindestens 16 Uhr geöffnet haben. Und bisher habe ich darauf auch viel positive Resonanz erhalten.“ Mit längeren Öffnungszeiten, ist er sich sicher, könne man die Kunden auch zum Einkaufen motivieren.

Natalia Stefan von Art of Chocolate in der Innenstadt sieht es etwas anders. Sie hat samstags schon verschiedene Öffnungszeiten ausprobiert. „Früher hatte ich auch bis 15 oder 17 Uhr geöffnet. Ab 13 Uhr ist bei mir samstags aber einfach nichts mehr los. Und ohne Umsatz zu machen, nur rumzustehen, bringt nichts.“ Aber sie sagt auch: „Wäre mehr los, würde ich auch samstags länger öffnen.“

Längere Öffnungszeiten hat auch Peter Meyenschen von Meyenschen Optics am Marktplatz ausprobiert. „Auch wenn wir länger aufhatten, kam nicht mehr bei rum“, sagt er. „Jeder sollte es so machen, wie es bei ihm am besten passt. Aber ich bin mir sicher, dass nicht mehr Kunden in die Stadt kommen, nur weil bis 16 Uhr geöffnet ist.“

So sieht es auch Marco Marczynski vom Fotoatelier Big Shot. „Von 13 bis 16 Uhr ist in der Stadt samstags tote Hose. Wir haben es schon mit längeren Zeiten ausprobiert, da war dann aber nichts los.“ Das Geschäft dennoch zu öffnen, sei für ihn verschwendete Zeit. Aber er sagt auch: „Das ist wahrscheinlich auch geschäftsabhängig. Für manche macht es durchaus Sinn, lange geöffnet zu haben. Für andere aber nicht.“ Das hänge vor allem von den Angeboten des jeweiligen Geschäftes ab. Denn manche Dinge kaufen Kunden gerne spontan, wie etwa ein Buch, während andere Sachen geplant und gezielt gekauft würden. Zum Beispiel ein Bilderrahmen. „Den kauft man nicht auf Vorrat, den kauft man, wenn man ihn braucht.“ Und das könnte auch an einem anderen Tag als einem Samstag erledigt werden.Karsten Mathar vom Stadtmarketing sagt dazu: „Der Samstag hat mit rund 60 geöffneten Geschäften, Cafés und Gastronomiebetrieben in der Innenstadt bis mindestens 16 Uhr schon einiges an einheitlichen Öffnungszeiten zu bieten. Je größer die Anzahl an geöffneten Geschäften im Bereich der Innenstadt für den Kunden ist, desto eher ist der Kunde auch bereit, die Innenstadt zu besuchen und dort zu kaufen oder zu verweilen.“

Die jetzige Situation der Händler müsse differenziert betrachtet werden, sagt er. Denn „die hervorragende Kaufkraftbindung an die Stadt zeigt, dass die Gesamtsituation der Händler in Wittlich gut ist“. Die Situation in der Innenstadt sei hingegen schwieriger. Unter der Woche fehle die Frequenz für einige Branchen, der Kunde gehe beim abendlichen „Klick“ am Computer shoppen und kaufe seinen Bedarf an Waren des täglichen Bedarfs eher am Rande von Wittlich ein. „Daher ist kein Besuch der Innenstadt notwendig.“

Das Stadtmarketing weise zurzeit auf die Dringlichkeit der gemeinsamen Öffnungszeiten hin, sagt er. „Zurzeit hat der Verein Stadtmarketing-Wittlich ein Plakat für die Samstage erarbeitet, das den Kunden die geöffneten Geschäfte nach Straßen aufzeigt.“ Dennoch sagt er auch: „Letztendlich sind die Geschäftsinhaber selbst für ihre Öffnungszeiten verantwortlich, vertreten ihre Öffnungszeiten auch gegenüber ihren Kunden und uns als Verein.“

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