Wenn's um Parkgroschen geht, gibt es Ärger

Das Parken in Wittlich bleibt ein Erregethema. Der Stadtrat soll es nach der Sommerpause anpacken. Laut einer aktuellen Statistik wird seit einer Verlängerung des kostenlosen Kurzzeitparkens vor allem die Zeit überzogen. Es gibt mehr Knöllchen. Einzelhändler machen schon jetzt gegen künftige Gebühren mobil.

 Dass am Schloßplatz seit einem Jahr eine volle Stunde kostenfrei geparkt werden kann, hat Folgen: Viele bleiben einfach länger stehen. Dort sind die sogenannten Parkzeitverstöße um 35 Prozent gestiegen, in der Karrstraße um 50 Prozent. TV-Foto: Klaus Kimmling

Dass am Schloßplatz seit einem Jahr eine volle Stunde kostenfrei geparkt werden kann, hat Folgen: Viele bleiben einfach länger stehen. Dort sind die sogenannten Parkzeitverstöße um 35 Prozent gestiegen, in der Karrstraße um 50 Prozent. TV-Foto: Klaus Kimmling

Wittlich. Steht "das wirtschaftliche Überleben der Altstadt auf dem Spiel", wenn die Stadt Wittlich vermehrt Geld fürs Parken nimmt?

Das befürchten Einzelhändler. Nachdem der Bürgermeister angedeutet hat, dass die Stadt "bei Einführung moderater Parkgebühren ein Einnahmepotenzial von 500 000 Euro erwarte", sind die Geschäftsleute alarmiert (der TV berichtete). Über 30 haben an Joachim Rodenkirch geschrieben. Ihre Angst: "Die kostenfreien Parkplätze gebührenpflichtig zu machen wird die Besucher und Kunden der Innenstadt endgültig zu den großzügig mit kostenfreien Parkplätzen ausgestatteten Einkaufszentren der Peripherie und auch weiteren Umgebung vertreiben."

Gut finden sie, dass 2010 das kostenfreie Parken teilweise verlängert wurde: "Ein Schritt in die richtige Richtung." Das sieht die Verwaltung anders. Konkret geht es darum, dass seit einem Jahr auf dem Schloßplatz (40 Plätze) und in der Karrstraße (100 Plätze) werktags eine Stunde Parken nichts kostet. Davor galt die sogenannte Brötchentaste nur für eine halbe Stunde. Zu wenig, um schnell ein paar Einkäufe zu erledigen, dachte man vor der Umstellung.

Doch laut Statistik der Stadtverwaltung hat sich die Neuregelung nicht bewährt. Beweis: Die Verwarnungen sind um 40 Prozent gestiegen. Die Folgerung laut schriftlicher Mitteilung an den Stadtrat: "Es bleibt festzuhalten, dass die Einräumung einer längeren kostenfreien Parkzeit sich negativ auf das Parkverhalten der Fahrzeughalter ausgewirkt hat. Der zur Verfügung stehende kostenfreie Parkraum wird länger durch die Nutzer geblockt, so dass ein anzustrebender häufiger Kundenwechsel für die nahe gelegenen Geschäfte nicht erfolgen kann." Kommentar von SPD-Stadtrat Joachim Gerke: "Das war wohl ein Schuss in den Ofen." Allerdings müssten erst alle Fakten auf den Tisch, bevor noch einmal etwas geändert werde. "Parkraumbewirtschaftung" nennt sich das Thema im Beamtendeutsch. "Wir haben das auf der Agenda. Vom Zeithorizont kann nach der Sommerpause diskutiert werden", sagte Bürgermeister Joachim Rodenkirch. Zunächst bleibe alles wie es sei, dann müsse man "intelligente Lösungen" finden.

Derweil hat die FWG auf die im Rat präsentierte Park-Statistik reagiert und bezweifelt die Schlüsse, die die Verwaltung zieht. Dass die längere kostenfreie Parkzeit "negativ" zu beurteilen sei, hinterfragt sie: "Spricht nicht die höhere Anzahl an Verwarnungen für eine höhere Anzahl an Parkplatznutzern und damit für die angestrebte Frequenzsteigerung?"

Laut Verwaltung hat die Umstellung der Parkscheinautomaten auf eine Stunde freies Parken 6500 Euro gekostet. Außerdem ist seither samstags das Parken ganz kostenlos. Deshalb sind die Einnahmen aus Parkgebühren von 102 000 Euro auf 85 500 Euro gesunken.

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