Wenn Verwandte aus Übersee kommen

Zeltingen-Rachtig · Anfang September werden Nachfahren ehemaliger Bürger aus Zeltingen-Rachtig den Heimatort ihrer Vorfahren besuchen. Den Kontakt stellte der Hobby-Historiker und Ahnenforscher Werner Weber her.

 Werner Weber hat mehrere Nachfahren von Amerika-Auswanderern aus Zeltingen-Rachtig ausfindig gemacht. TV-Foto: Ursula Schmieder

Werner Weber hat mehrere Nachfahren von Amerika-Auswanderern aus Zeltingen-Rachtig ausfindig gemacht. TV-Foto: Ursula Schmieder

Zeltingen-Rachtig. Über Internetplattformen hat Werner Weber früheren Auswanderern seiner Wahlheimat Zeltingen-Rachtig nachgespürt. Um 1850 verließen viele Menschen aus der Region ihre Heimat in Richtung Amerika. Armut und Hungersnöte trieben sie dazu. Webers selbst angelegte Datei umfasst derzeit 168 Namen ehemaliger Zeltingen-Rachtiger.
Von einigen konnte er ihre Nachfahren ausfindig machen. Darunter bekannte Persönlichkeiten wie den früheren demokratischen Senator John Melcher oder den Republikaner Jim Sensenbrenner, als "Congressman" Mitglied des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten. Laut Weber spielt er aktuell eine wichtige Rolle bei der Debatte um die Abhörpraktiken des US-Geheimdienstes NSA. Die Vorfahren beider Männer stammten aus dem heutigen Ortsteil Rachtig und fuhren einst mit dem gleichen Schiff nach Amerika. Melcher ist laut Weber der Urenkel des 1849 ausgewanderten Winzersohnes John Melcher.
Sensenbrenner ist der Urenkel einer Nichte des Schuhmachers Jacob Stülp, der in Rachtig in der Nachbarschaft von Melcher wohnte. Als er drei Jahre in Amerika war, folgten ihm sein Vater und drei Geschwister nach. Darunter auch John, dessen Tochter Margarethe einen Frank Jakob Sensenbrenner heiratete. Der Buchhalter arbeitete sich laut Weber zum Präsidenten der weltbekannten Firma "Kimberley&Clark" hoch: "Er machte die ehemals kleine Firma zu einer der führenden Hygieneartikelhersteller der Welt."
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Bei dem Besucher, den er im September erwartet, handelt es sich um James E. Schultz, einen pensionierten Mathematik-Professor. Seine Vorfahren waren Elisabeth Ames und Christoph Scheer, beide aus Zeltingen. 1854 wanderten sie mit zwei Kindern und Bekannten aus Zeltingen und Rachtig aus. Ihre Namen sind auf der von Weber programmierten Internetseite http://www.beiwebers.de/genealogy/emigrants/ zu finden. Sie ist frei zugänglich und enthält auch einige Hintergrundgeschichten. Von seinem Gast, der die Heimat seiner Vorfahren kennenlernen möchte, weiß Weber, dass er sich auch mit Ahnenkunde (Genealogie) beschäftig. "Amerikanische Nachfahren deutscher Auswanderer sind sehr interessiert, mit deutschen Genealogen zu korrespondieren." James Schultz dürfte sich freuen, dass Weber dabei ist, Nachkommen der Geschwister von Elisabeth Ames und Christoph Scheer für ein Familien-Treffen zu gewinnen. Außerdem wird er dank Webers zweitem Steckenpferd (siehe Extra) dort vorbeischauen können, wo sein Ur-Ur-Großvater geboren wurde. Dabei wusste er bis vor kurzem nur, dass seine Urgroßmutter, von der er noch ein Familienfoto hat, 1848 im Raum Trier geboren wurde. urs
Extra

2008 kaufte Werner Weber ein altes Zeltinger Haus. Der Forscherdrang packte ihn, als er eine auf 1829 datierte Landkarte mit dem eigenen Haus entdeckte. Anhand der "Topographischen Aufnahme der Rheinlande" fertigte er je eine Karte für Zeltingen und Rachtig mit den damaligen Häusern und den Namen ihrer Eigentümer an. Für seine Ahnenforschung greift er auf Listen mit Auswandererdaten zurück und aufs Internet, mit dessen Hilfe er schon viele Daten ergänzen konnte.urs

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