Wer braucht schon Elmar Gunsch?

KRÖV. Festlich eingestimmte Besucher, bestens aufgelegte Interpreten und ein Moderator, der nicht kam. Die Kröver und ihre Gäste waren verärgert über das Fernbleiben von Elmar Gunsch. Das tat dem gelungenen Konzert jedoch keinen Abbruch.

500 Besucher beim Neujahrskonzert. Erneut haben es die Kröver verstanden, ihren Bürgern und Gästen Anspruchsvolles zu bieten. Die Weinbrunnenhalle bot den akustisch passenden Rahmen für das Neujahrskonzert der Tschechischen Kammerphilharmonie Prag. Weltberühmte Melodien der Klassik sollten von Fernsehmoderator Elmar Gunsch angesagt werden. Doch daraus wurde nichts. "Herr Gunsch hat seine Moderation kurzfristig abgesagt wegen Verzögerungen bei Rundfunk- und Fernsehaufnahmen", erklärte Wolfgang Lichter vom Veranstalter, dem Förderverein "Freunde der Mosel Festwochen".Dirigent übernimmt Moderation

Lichter war ebenso verärgert wie viele Besucher. Aber dann drehten die Kröver den Spieß um. Ein Konzertbesucher merkte an, dass der Förderverein durch das Wegbleiben von Gunsch immerhin dessen Honorar spare. "Deswegen spende ich 500 Euro für die Opfer der Flutwelle in Asien, wenn der Förderverein Ähnliches tut." Lichter sagte zu: "Der Verein beteiligt sich mit 500 Euro." Ebenso spontan zeigte sich Krövs Ortsbürgermeister Trossen solidarisch mit den Flutopfern: "Wir verzichten auf die Saalmiete zugunsten der Flutopfer." Und auch das Publikum spendete fleißig mit. Am Ende des Neujahrskonzerts standen 3350 Euro fest, die dem Kinderhilfswerk Unicef und der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" zugeleitet werden. Vojtech Spurny, Dirigent der Kammerphilharmonie war kurz vor Konzertbeginn gebeten worden, die Moderation zu übernehmen. Er tat dies gern und kündigte mit kurzen Worten die avisierten Juwelen der Klassik an. Bizet, Schumann, Mozart, Verdi, Tchaikowsky, Strauß, Rimsky-Korsakow - alle waren sie zu hören. Erfrischende Musik durchströmte die Festhalle, fehlerfrei und flockig leicht dargeboten. Die elegante Art des jungen Dirigenten ganz ohne Taktstock brachte seine ebenso jungen Musiker - 16 Streicher, sieben Bläser, Pauke und Harfe - nie in Verzug. Die Leichtigkeit der Interpretation von Rossinis "Barbier von Sevilla", Mozarts "Klaviersonate A-Dur", Brahms "Ungarischer Tanz Nr. 5" oder Bizets Ouvertüre aus Carmen war verblüffend. So sanft wie Albinonis "Adagio in G-Moll", das die Festhalle mit Sphärenklängen erfüllte, so kräftig und strahlend klang das Allegro bei Rossinis "Ouvertüre zu Wilhelm Tell". Gelegentlich fehlte an den erwarteten Fortissimo-Passagen, so beim Abschluss von Suppés "Leichte Kavallerie" oder Verdis Gefangenenchor mit den prägenden Crescendo-Teilen. Was allerdings den Gesamteindruck des Konzerts nur wenig trübte. "Strauß darf bei einem Neujahrskonzert nicht fehlen", sagte Dirigent Spurny. Das Walzermedley der Tschechischen Kammerphilharmonie enthielt weltbekannte Melodien wie den Kaiserwalzer, Wiener Blut oder die schöne blaue Donau. Die Tschechen glänzten auch beim "Hummelflug" von Rimsky-Korsakow, angesagt mit einer Spieldauer von einer Minute und 20 Sekunden. Den Abschluss des Neujahrskonzerts mit dem Florentiner Marsch von Julis Fucik genossen besonders die Mitglieder des Kröver Musikvereins, die in der Pause für die Bewirtung mit edlen Kröver Tropfen sorgten.

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