Wer etwas sieht und nichts sagt, macht mit

WITTLICH. (scho) Von den 1865 Straftaten, die bei der Polizei Wittlich 2006 angezeigt wurden, stechen manche Delikte durch ihrer Schwere heraus. Die Polizei geht noch mal auf die zwei gefährlichsten Fälle von Körperverletzung ein, um die Bedeutung von Zeugenaussagen deutlich zu machen. In beiden Fällen war ein Ermittlungserfolg vor allem dank vieler Hinweise möglich.

Hinter den Zahlen der Jahresbilanz der Polizei Wittlich (der TV berichtete) verbergen sich nicht nur geklaute Handys oder zerkratzte Autos - obgleich auch diese Schäden für die Betroffenen mehr als ärgerlich sind. Aber zum Teil steht hinter diesen Zahlen auch Kriminalität, die für die Opfer hätte tödlich ausgehen können. 90 Fälle schwerer Körperverletzung (fünf mehr als im Vorjahr) verbucht die Polizei bei insgesamt 352 Körperverletzungen 2006 (fünf Prozent mehr als im Vorjahr). Am Beispiel der zwei schwersten Delikte dieser Art 2006 weist die Polizei auf die hohe Bedeutung hin, die Zeugenhinweise für den Ermittlungserfolg haben. Der liegt bei einer Aufklärungsquote von bis zu 90 Prozent gerade bei Körperverletzungen erfreulich hoch.BLIND NACH LUFTPISTOLEN-SCHUSS: In diesem Fall haben die vielen Zeugenaussagen zum Ermittlungserfolg beigetragen. "Das schwierige bei diesem Fall, der für uns mit sehr aufwändigen Ermittlungen verbunden war, lag darin, dass sich die Zeugen teils heftig widersprochen haben", sagt Jürgen Riemann, stellvertretender Dienststellenleiter der Polizei Wittlich. Der Fall: An einem Abend Anfang Mai entwickelte sich zwischen etwa 20 Jugendlichen im Wittlicher Stadtpark eine Auseinandersetzung. In deren Verlauf schoss ein Jugendlicher mit einer Luftpistole auf seine Gegner (der TV berichtete) und traf dabei einen anderen Beteiligten am rechten Auge. Folge: Der Mann erblindete auf dem angeschossenen Auge. Die Polizei ermittelte einen 19-Jährigen aus dem Bekanntenkreis des Opfers als Täter. Der Schütze musste sich in einem Strafverfahren wegen Körperverletzung und Verstoß gegen das Waffengesetz verantworten.MASSENSCHLÄGEREI NACH KNEIPEN-TOUR: Wegen lebensgefährlicher Verletzungen musste das 26-jährige Opfer einer Schlägerei, zu der es Ende Mai nachts in der Wittlicher Karrstraße gekommen war, notoperiert werden. Acht Beteiligte waren in die Massenschlägerei verwickelt (der TV berichtete), bei der ein 21-jähriger ein Messer zückte und sein Opfer im Bauchbereich traf. Die Polizei Wittlich nahm den Täter kurze Zeit später in seiner Wohnung fest. Auch in diesem Beispiel gelang der Ermittlungserfolg dank zahlreicher Aussagen."Hinweise von Zeugen sind für uns sehr wichtig. Wir würden uns freuen, wenn die Bereitschaft in der Bevölkerung zu Zeugenaussagen noch weiter wachsen würde und sich Zeugen so schnell wie möglich melden", sagt Riemann. Oder wie die Polizei mal bundesweit in einer Kampagne titelte: "Wer zusieht und nichts sagt, macht mit". Das ist vor allem vor dem Hintergrund interessant, dass sich die Hälfte der Körperverletzungen auf öffentlichen Plätzen und Straßen ereignet. Auch bei anderen Delikten sind Zeugenaussagen wichtig. So konnte vergangenes Jahr ein Serien-Dieb, der die Weihnachtsbeleuchtung aus neun Vorgärten in Salmtal geklaut hat, nur dank der Aussagen aufmerksamer Nachbarn gefasst werden. Riemann rät: "Bleiben Sie wachsam und melden Sie sich lieber einmal zu viel als zu wenig."

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