Wer trinkt, gehört dazu

Wittlich · Warum trinken Jugendliche Alkohol? Und wie kann man über- mäßigem Konsum ent- gegenwirken? Experten boten bei einem Info-Abend in St. Bernhard zumindest eine klare Antwort: Sie sollten nicht zu früh damit konfrontiert werden.

 Die Experten im Jugend- und Pfarrheim stehen Rede und Antwort. Das Foto zeigt (rechts) Hans-Peter Pesch vom Weissen Ring.TV-Foto: Mara Felzen

Die Experten im Jugend- und Pfarrheim stehen Rede und Antwort. Das Foto zeigt (rechts) Hans-Peter Pesch vom Weissen Ring.TV-Foto: Mara Felzen

Foto: (m_kreis )

Wittlich "Trinken bis zum Abwinken oder Genuss bis zum Schluss?" - diese Frage ist auf einer großen, weißen Leinwand zu lesen. Davor steht Andrea Jehn. Die Oberärztin in der Kinder-und Jugendmedizin im Wittlicher Krankenhaus eröffnet im Wittlicher Jugend- und Pfarrheim St. Bernhard die Veranstaltung unter dem Motto "Alkohol im Jugendalter- und nichts geht mehr?" Gastgeber war die Kinderschutzgruppe Känguruh des Verbundkrankenhauses Bernkastel-Wittlich.
Alkohol ist ein großes Thema bei Jugendlichen, auch immer mehr in jüngerem Alter. Viele sind sich über die Risiken und Folgen des frühen und häufigen Alkoholkonsums nicht bewusst. 2015 seien laut Statistik 21 907 Jugendliche im Alter von zehn bis 20 Jahren aufgrund zu starken Alkoholkonsums ins Krankenhaus gebracht worden.
Helga Thiel von der Fachstelle Suchtprävention der Caritas will die Zuhörer vor allem aufklären. Was sind die Gründe für einen häufigen Alkoholkonsum? Was erwarten Jugendliche, wenn sie Alkohol trinken? Wann merken Eltern, wenn das Kind gefährdet ist, und was kann man selber als Elternteil dagegen tun?
Thiel sagt: "Jugendliche denken oft, dass Alkohol normal ist und leiden dazu noch unter starkem Gruppendruck." Um diesem Effekt entgegenzuwirken, bietet die Caritas Projekte und Präventionen für Jugendliche an, unter anderem auch in Schulen. Das Fazit von Thiel: "Je später der erste Kontakt mit Alkohol ist, desto größer ist das Verantwortungsbewusstsein im Umgang damit."
Barbara Theis ist eine der Zuhörerinnen. Sie ist Biolehrerin und kümmert sich an ihrer Schule vor allem um die Orientierungsstufe. "Ich finde es ist immer wichtig, sich neue Informationen zu holen. Und das Thema Sucht ist auch für meinen Unterricht sehr interessant." Einen übermäßigen Alkoholkonsum bei ihren Schützlingen hat sie nur einmal selbst erlebt. Damals war sie noch Referendarin. "Am meisten gespannt am heutigen Abend bin ich auf den Vortrag des Kindertherapeuten." Ralph Dobberke ist Kinder-und Jugendlichen Psychotherapeut sowie ausgebildeter Suchttherapeut.
Dobberke beginnt seinen Vortrag mit der Frage: "Ist Sucht normal und sogar gesund?" Schnell klärt er auf, dass sich das natürlich widerspricht, aber dass man die Dinge manchmal auch von einer anderen Perspektive betrachten muss. Dieser Ansatz zieht sich wie ein roter Faden durch den gesamten Vortrag. "Die anderen sind immer die Bösen und wir immer die Guten. Wir können nicht akzeptieren, dass wir beides sind", so Dobberke.
Er hinterfragt vieles und regt somit auch die Besucher zum Nachdenken an. Der Mensch sei oft seinen eigenen Bedürfnissen ausgeliefert. Und der Verstand des Menschen befindet sich eben genau mit diesen Bedürfnissen in einem Konflikt. Der Psychotherapeut erläutert auch, dass es Menschen gebe, die keine körperlichen Barrieren während des Trinkens verspüren. Die Übelkeit, der Schwindel, vielleicht die Kopfschmerzen, alles das tritt bei diesen Menschen nicht auf. "Wieso sollten sie also aufhören?", fragt Dobberke.
Neben den Vorträgen gab es auch die Chance, sich über die Folgen von Alkohol zu informieren, sowie sich eine ganz besondere Brille aufzusetzen. Eine Brille, die einem den Eindruck vermittelt alkoholisiert zu sein. Das alles war an den Informationsständen möglich. Unter anderem waren das DRK-Bildungswerk, der Weisse Ring, das Bistum Trier/Dekanat Wittlich, die Kinderschutzgruppe Känguruh sowie der Caritasverband Mosel-Eifel-Mosel-Hunsrück vor Ort.

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