Wer will fleißige Handwerker seh’n...

WITTLICH-DORF. Sperrung der Alftalstraße am letzten Augustwochenende: Keine Bauarbeiten, sondern ein historisches Dorffest mit authentischen Gegenständen, Werkzeugen, Kleidungsstücken und Leckereien sind die Ursache. Ein Besuch mit der ganzen Familie erweitert den Horizont – und verwöhnt den Gaumen.

Manch einer hat noch mit eigenen Augen gesehen, wie Forellen geräuchert, Wurst gekocht, Geländer geschmiedet oder Leisten bearbeitet werden. Anders verhält es sich bei den Kindern, spätestens bei den Enkelkindern. Die sind auf Erzählungen, Bücher und Filme angewiesen. Besser: Sie besuchen ein Museum, um selbst Zeuge von solider, alter Handwerkskunst zu werden. Noch besser: Sie kommen am Wochenende in Wittlichs Stadtteil Dorf und können dort stundenlang Menschen auf die Finger schauen, die für sie den Alltag aus - noch gar nicht so lang - vergangenen Zeiten lebendig machen. Nach dem Erfolg des ersten historischen Dorffestes vor zwei Jahren beschlossen Gerhard Schiffels und seine Truppe, die Veranstaltung zu wiederholen. Erstens wegen des Vergnügens, das sie selbst und ihre Gäste dabei empfinden, und zweitens gibt es da einen ganz praktischen Gesichtspunkt: Der Trägerverein "Dorfgemeinschaft" kümmert sich seit Jahrzehnten um den Unterhalt des Vereinshauses, des Zentrums allen dörflichen Lebens. So wurde das erstmals noch in einem sehr beschaulichen Rahmen veranstaltete Dorffest kurzerhand vergrößert: "Selbst der Ausschank wird sich wie vor 100 Jahren abspielen", verspricht Schiffels. Selbst gebackenes Brot, frisches Wellfleisch aus dem Wurstkessel, Bratkartoffeln mit Sülze, Schmalzbrote, frisch geräucherte Forellen, dazu ein Glas Viez oder Wein: Da läuft den Liebhabern der deftigen, regionalen Küche "Hausmacher Art" schon beim Lesen das Wasser im Mund zusammen. Daneben gibt es allerlei zu sehen: Dachdecker, Winzer, Steinmetz, Schuster, Holzschnitzer und -rücker präsentieren ihre hohen Künste, Jürgen Eltges zeigt, wie zu Gutenbergs Zeiten der Buchdruck funktionierte, es wird fleißig geschmiedet, getöpfert, gekeltert, Honig gemacht, Drehorgel und Akkordeon gespielt. Die Kinder dürfen zwar nicht überall - beim Schmied wäre es einfach zu gefährlich - aber doch an zahlreichen Ständen ihr Geschick einmal selbst probieren, und wer sich nicht traut oder schlichtweg zu klein ist, auf den warten Kutsche und Bastelstand.

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