Wettbewerb: Auf die Dörfer, fertig, los

Wolf/Rapperath · Hunsrück gegen Mosel: Rapperath und Wolf treten bei „Unser Dorf hat Zukunft“ an. Eine Jury geht auf Rundgang.

Wettbewerb: Auf die Dörfer, fertig, los
Foto: Klaus Kimmling

Wolf/Rapperath Fünf Menschen, zwei unterschiedliche Orte und nur ein Vormittag: Der Jury im Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" (siehe Extra) blieb nicht viel Zeit, sich ein Bild zu machen. Der Traben-Trarbacher Stadtteil Wolf und der Morbacher Ortsbezirk Rapperath waren das Ziel ihrer Visite.
Beide Orte wollen den Kreisentscheid im Landkreis Bernkastel-Wittlich gewinnen, und beide gaben sich alle Mühe, vor der Jury zu glänzen.

Landrat Gregor Eibes bedauert ein wenig, dass es im Kreis nur noch zwei Teilnehmer gibt. "Bei früheren Wettbewerben war das mehr, da war die Jury noch mehrere Tage unterwegs." Er sieht Potenzial im Kreis: "Von der Substanz her könnten wirklich mehr Orte teilnehmen."

In der aktuellen Runde sind es dennoch nur Wolf und Rapperath. Für beide gelten die gleichen Wettbewerbsbedingungen: Die Jury beurteilt, wie gut die Orte jeweils in den Kriterien Entwicklungskonzepte beziehungsweise wirtschaftliche Initiativen, bürgerschaftliches Engagement, Baugestaltung und Grünflächen aufgestellt sind - und ob sie damit zukunftsfähig sind. Die Kontrahenten von Hunsrück und Mosel luden deshalb jeweils zu einem Rundgang ein.

Eine Gemeinsamkeit war übrigens schnell gefunden: Der Morbacher Edgar Reitz drehte manche Sequenz seiner Filmreihe "Heimat" in den Wolfer Weinbergen.

In Rapperath führt Ortsvorsteher Egon Schabbach die Jury, Vertreter der Kommunalpolitik und interessierte Bürger vom historischen Ortskern ins Neubaugebiet und wieder zurück. Prägend für das Ortsbild ist die kleine Dhron, sie fließt durch Rapperath durch.

An ihr entlang stehen viele Häuser im Trierer Baustil, meist gut erhalten beziehungsweise saniert. Aber auch einige, die eine Sanierung nötig hätten- das alte Pfarrhaus gleich neben der Kirche etwa.

Doch Schabbach will nicht nur zeigen, welchen Wert man auf die Bausubstanz legt. Ebenso wichtig sei das bügerschaftliche Engagement im 450-Seelen-Ort und die Arbeit der Vereine. Der Musikverein etwa, der nicht nur Musik mache, sondern immer wieder auch zu Festen lade. "Das ist ein kulturtreibender Verein, ohne den wäre unser Ort tot", sagt Schabbach. Auch die Dorfjugend ist aktiv: Sie stellt jedes Jahr den Maibaum auf - von Hand. "Nicht mit dem Traktor, wie anderswo."

Was die Gewinnchancen von Rapperath auf Kreisebene angeht, ist Schabbach zurückhaltend: "Ich habe mir Wolf kürzlich angeschaut. Die Moseldörfer sind gut in Schuß."

Dennoch ist auch Beatrix Kimnach, Ortsvorsteherin von Wolf, nicht allzu siegessicher. Schon deshalb, weil die Orte nur schwer miteinander zu vergleichen seien. "Wir haben schon öfter gehört, dass Rapperath ein ganz anderer Ort ist, etwa von der Atmosphäre her."

Bruchsteinmauern, viel Fachwerk, das für die Mosel so typisch ist: Wolf jedenfalls verströmt ein kleines bisschen die Atmosphäre eines Museumsdorfes. Der Traben-Trarbacher Stadtteil ist mit 840 Einwohnern fast doppelt so groß wie Rapperath und von Tourismus und Weinbau geprägt. Immerhin 14 Winzer gibt es im Ort.

Aber auch hier spielt etwas eine wichtige Rolle: Das Vereinsleben. Landfrauen, Feuerwehr, Jugendclub, Karnevalsverein - Ortsbeiratsmitglied Edgar Langen hebt ihre Arbeit der Jury gegenüber besonders hervor. Etwa die Feuerwehr: Zwar hat sie nur etwa fünf bis sechs Einsätze im Jahr. Sie packt aber bei vielem, was im Ort ansteht, kräftig mit an.

Und Langen bescheinigt seinem an einer Moselschleife gelegenenOrt "eine gewisse natürliche Schönheit". Den Beweis erbringt er auch: "Unsere Landschaft ist so schön, da hat die Post sogar eine Briefmarke gemacht."

Die Entscheidung, welcher Ort für den Landkreis Bernkastel-Wittlich in der nächsten Runde antritt, fällt Ende Mai.

NEUER NAME FÜR EINEN WETTBEWERB MIT TRADITION
Den Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" gibt es bereits seit 1955, früher war er unter dem Namen "Unser Dorf soll schöner werden" bekannt. Teilnehmen können Gemeinden und Ortsteile mit maximal 3000 Einwohnern. Derzeit läuft der Landeswettbewerb. Das rheinland-pfälzische Innenministerium ermittelt auf Kreis-, Gebiets- und Landesebene die Gesamtsieger für Rheinland-Pfalz. Diese dürfen am Bundesentscheid 2019 teilnehmen. Ziel des Wettbewerbs ist die Verbesserung der Zukunftsperspektiven der Dörfer und einer Verbesserung der Lebensqualität im ländlichen Raum. Eine große Rolle spielt das bürgerschaftliche Engagement.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort