Wetten, dass alles logischer ist, als es wirkt?

Also, da hat die Stadt mal wieder gut nachgedacht: Wittlich hat's eben - vielleicht auch nötig. Wer weiß. Jedenfalls geht es jetzt schon seit Jahren steil bergab mit der Neustraße. Kein Wunder, dass schon hinter vorgehaltener Hand von der Geisterstraße gesprochen wird.

Fast jeder zweite Laden steht leer. Naja, vielleicht ein bisschen übertrieben, aber so wirkt es. Sieben Leerstände sind es auf jeden Fall. Auch, wenn die Stadt das mit schicken Bilder-Ausstellungen in den verwaisten Geschäften vertuschen will. Auf die Idee, dass in Wittlich die hohe Kunstbeflissenheit zu Hause ist, kommt dennoch keiner. Selbst der Beitrag im ARD-Nachtjournal zu unserer prima Gedenk-Veranstaltung am 9. November, wo in der Synagoge passender Weise Liebesbriefe an Hitler vorgelesen wurden, wird Wittlich nicht zur Kulturstadt machen. Aber, und darum geht's doch, der Wirtschaftsstandort Wittlich wird dadurch bekannter. Erst das Flugzeug, jetzt das Fernsehen. Denn wie bei jeder großen Marketing-Strategie geht es auch beim Stadtmarketing zunächst mal einfach darum, den Produktnamen bekannt zu machen. Frei nach dem Grundsatz: Auch "bad news are good news". So macht es die Air Base Spangdahlem ja auch. Der Wirtschaftsfaktor der Westeifel. Ist der Name erst mal in aller Munde, will der Kunde auch das Produkt kennen lernen Und dann will Wittlich als d e r Wirtschaftsstandort im Herzen Europas natürlich nicht mit einer toten Geisterstraße in der Stadtmitte glänzen. Deshalb die Kunst in den Schaufenstern. Ein Effekt, der auf Auswärtige wohl mächtig Eindruck macht. Wer will sich nicht in einer so kunstvollen Straße in direkter Nachbarschaft zum kunstbeflissenem Kulturamt niederlassen? Kein Wunder also, dass ein wirtschaftlich ambitioniertes Paar keinen besseren Standort für sein Wettbüro finden konnte, als die Neustraße in Europas wichtigstem Wirtschaftsstandort. Doch da haben die beiden die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Der lässt sie mal erst ihr Gewerbe anmelden, um ihnen dann drei Monate später zu sagen, dass er so einen Wett-Schund wegen der drohenden Suchtgefahr verbietet. Basta. Eins muss man Bußmer lassen: Nun gibt es einen Laden mehr, der die Neustraße zur Kunststraße macht, und der Basta-Bürgermeister steht wenigstens bei den Wettsüchtigen als der rettende Ordnungs-Sheriff in größter Not da. Und mal ehrlich: Die ganze Sache mit dem Wirtschaftsstandort macht er doch nur, um davon abzulenken, dass Wittlich nämlich eigentlich sich als Sozialstadt profilieren will. Wetten dass....?! Uuuuups, Wetten gibt's ja jetzt nicht mehr in Wittlich, der Stadt ganz ohne Suchtgefahr. Das muss uns mal erst einer nachmachen... Bis dann, Euer

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