Wie aus Asche Kultur wird

Bleckhausen · Ein rund drei Hektar großes Gebiet bei Bleckhausen ist mit Wacholder bewachsen und steht unter Naturschutz. Wacholderheiden waren in der Vergangenheit für die Eifel charakteristisch und haben das Landschaftsbild geprägt. Das Gebiet gilt als historische Kulturlandschaft - sie wurde vor über 200 Jahren zufällig durch Brandrodung geschaffen. Es ist das älteste Naturschutzgebiet der Region. Es existiert seit 1937.

Bleckhausen. Weite Flächen der Eifel waren bereits im 19. Jahrhundert mit Wacholder bewachsen. In den 1930er Jahren wuchsen nachweislich sechs Meter hohe Säulenwacholder dort. Bis heute gibt es bei Bleckhausen (Vulkaneifelkreis), umgeben von Wald, auf 3,1 Hektar Fläche Wacholderpflanzen. Das Gebiet steht unter Naturschutz - es gilt als "historische Kulturlandschaft". Gerd Ostermann, Biotopbetreuer des Landes Rheinland-Pfalz, erklärt: "Es ist eine historische Kulturlandschaft. So wie die Wacholderheiden, die noch in Bleckhausen, Demerath und Rengen in der Vulkaneifel zu finden sind, sah es hier vor 200 Jahren aus."
Eifelwälder abgeholzt


Entstanden ist die Landschaft, weil über Jahrhunderte weite Teile der Eifelwälder zur landwirtschaftlichen Nutzung abgeholzt und das Holz direkt im Wald verbrannt wurde. Mit der Asche hatten die Bauern eine leichte Düng ung für ein bis zwei Jahre, um Getreide anzubauen. Danach versuchten sie, den Boden fruchtbar zu machen, indem sie die Rasenschicht verbrannten. Da die Flächen in wenigen Jahren ausgelaugt waren, entstanden magere Weiden. Auf denen grasten Schafe und Ziegen, die alle Sträucher abgefressen hatten, bis auf den für sie ungenießbaren, weil stacheligen Wacholder. "In Demerath, wo es jetzt noch eine drei Hektar große Fläche gibt, waren es früher 80 Hektar Wachholderheide", berichtet Ostermann. "Die Wacholderheide bei Bleckhausen war schon 1937 sehr groß und exemplarisch für die Landschaft der Eifel. Zudem waren die Säulenwacholder mit ihren teilweise sechs Metern Höhe sehr imposant. Das hat die Bezirksregierung damals so gesehen und das Gebiet unter Naturschutz gestellt. Es ist das älteste Naturschutzgebiet im Kreis Vulkaneifel", so der Experte.
Schnee, Wind und Überalterung haben den Wacholderpflanzen bei Bleckhausen in den vergangenen Jahrzehnten geschadet. Der Biotopbeauftragte hat deshalb mit Experten und Ehrenamtlichen, beispielsweise dem Musikverein Bleckhausen, dem Nabu (Naturschutzbund) Daun, dem Eifelverein und dem Verein der Pflege- und Adoptiveltern Kreis Vulkaneifel das Gelände ausgelichtet. Die Pflege- und Adoptiveltern haben sich im Kreis Vulkaneifel zu einem Verein zusammengeschlossen. Jedes Jahr machen sie gemeinsam bei einem Naturschutzprojekt mit. Eins davon war das Freistellen der Wachholderheide in Bleckhausen.
Erste Erfolge


Dabei wurden abgestorbene Wacholderäste weggeräumt sowie sonstige Büsche und Bäume entfernt. Zudem sind seit 2011 wieder Schafe in der Heide, um die Büsche, die den Wacholder verdrängen würden, abzufressen. Erste Erfolge gibt es. "Neue Wacholdersträucher wachsen bereits", berichtet Gerd Ostermann stolz.
Biologisch ist das Gebiet interessant, denn hier wachsen auch Heidekraut, Borstgras, Blutwurz und kleinere Ginsterarten. Vögel wie die Wacholderdrossel oder der Zaunkönig fühlen sich im Wacholder wohl und nisten gerne in den dichten Büschen. "Charakteristisch ist die Heidelerche für solche Landschaften, aber sie ist nicht mehr da, vielleicht kommt sie ja wieder, wenn das Gelände weiter gepflegt wird", hofft der Biotopbeauftragte.
Die Wacholderzweige haben die Menschen früher zum Räuchern von Schinken genutzt, die Beeren als Gewürz verwendet oder daraus Schnaps gemacht. "Außerdem ist es ein hervorragendes Drechselholz", erklärt Ostermann. Das Gelände kann bei jeder Jahreszeit besucht werden. Es ist an der L 46 zwischen Manderscheid und Bleckhausen ausgeschildert.
Extra

 Es gibt wieder Schafe in dem Gebiet bei Bleckhausen: Sie sorgen dafür, dass andere Pflanzen kurz gehalten werden. Den Wacholder fressen sie nicht, so dass sich die Bäume wieder entfalten können. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Es gibt wieder Schafe in dem Gebiet bei Bleckhausen: Sie sorgen dafür, dass andere Pflanzen kurz gehalten werden. Den Wacholder fressen sie nicht, so dass sich die Bäume wieder entfalten können. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Wacholderpflanzen sind sehr anpassungsfähig. Sie gedeihen in der Tundra ebenso wie in Halbwüsten. Sie kommen auch mit trockenen Böden zurecht. Wacholder sind Nadelbäume und gehören zu den Zypressengewächsen. Wacholdersträucher können bis zu drei Meter hoch werden, der Säulenwacholder bis zu zehn Meter. In stark beweideten Gebieten ist Wacholder aufgrund seiner Unverträglichkeit für Weidetiere oft der einzige vorkommende Baum. Der Heide-Wacholder war der Baum des Jahres 2002. chb

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