Wie aus drei Bächen reißende Flüsse wurden

Kailbach, Salm und Bierbach - angeblich drei "reißende und lebensgefährliche" Bäche. Von der Quelle bis zur Mündung kann man die drei Bäche jedoch ohne Probleme durchwaten. Dennoch wurden sie im 18. Jahrhundert als gefährlich eingestuft. Ein Aktenstück aus dem Bistumsarchiv Trier von 1789 berichtet Interessantes.

Eisenschmitt. Als das Dorf Eisenschmitt - ausgehend von einer blühenden Eisenindustrie in der Zeit um 1750 - sich zum größten Dorf weit und breit mit rund 900, in der Zeit um 1840 sogar 1250 Einwohnern, entwickelte, wollten die Bewohner einen eigenen Pfarrer haben. Noch mussten die Eisenschmittner ins drei Kilometer entfernte Oberkail zur Sonntagsmesse gehen, ihre Kinder dort taufen lassen, dort Hochzeit halten und die Verstorbenen dort beerdigen. Das war für den größten Ort der Umgebung nicht mehr hinnehmbar. Daher schrieben die Eisenschmittner 1789 an das Generalvikariat zu Trier, "das Oberkail eine gut Stunde entlegen durch (…) ungemächliche Wege dahin drei große Bäche zu passieren hätten, welche zu einigen Zeiten dergestalten anschwellen, daß keiner ohne Lebensgefahr übersetzen und passieren könne, weswegen (…) besonders bei Winterszeit der Gottesdienst in ihrer Pfarrkirche zu Kayl unmöglich beiwohnen könnten". Mit der offensichtlichen Übertreibung von der Lebensgefahr durch drei "große” Bäche sind die Salm in Eisen schmitt, der Bierbach zwischen Schwarzenborn und Oberkail und der Kailbach am damaligen Ortsrand von Oberkail gemeint. Es unterzeichneten die Forderung nach Einrichtung einer eigenen Pfarrei sämtliche Einwohner von Eisenschmitt mit ihren Handzeichen. Unterstützung kam 1792 von Anselm von Pidoll, dem in Eisenschmitt-Eichelhütte geborenen Abt von Himmerod. Er schrieb am 8. Januar 1792 an den Bischof und unterstützte das Vorhaben. Auch der Abt argumentierte mit den Wasserläufen und machte aus der Salm einen großen Fluss: "Neben dem ist zwischen dieser Filial und der pfarr Kirch Kayl ein großer Fluß, über welchen man nicht kann kommen, wenn selbes angeschwollen, wodurch dann mehrmals geschehen ist, dass die Todte in vier, und fünf Tägen nicht konnten übergeführt werden, und begraben werden." Diese Fürbitte hatte Erfolg. Im August 1793 wurde Eisenschmitt pfarrtechnisch selbstständig.

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