Wie die Schulen zu ihren Namen kommen

Bernkastel-Wittlich · Von den 64 Schulen im Landkreis Bernkastel-Wittlich sind 18 nach berühmten Persönlichkeiten benannt. Die meisten davon sind Heilige und Theologen - und vor allem Männer. In Wittlich sorgt jetzt Clara Viebig für ein wenig Abwechslung. Denn die vor 60 Jahren gestorbene Schriftstellerin ist seit kurzem Namensgeberin der dortigen Realschule plus. Offiziell wird die Taufe am Monatsende gefeiert.

Bernkastel-Wittlich. Eine Schule nach ihrem Standort zu benennen ist zwar hilfreich, aber eben nicht sonderlich originell. Und trotzdem sind allein von den 44 Grundschulen im Landkreis Bernkastel-Wittlich gerade mal acht nach einer Person benannt. Wie zum Beispiel die Grundschule St. Andreas in Altrich, die Grundschule St. Hubertus in Hetzerath, die Grundschule St. Helena in Neumagen-Dhron, die Grundschule Blandine Merten in Morbach oder aber die Cusanus-Grundschule in Bernkastel-Kues. Namensgeber sind in diesen Fällen Persönlichkeiten, die entweder den Heiligenstatus erreicht oder aber zumindest einen religiös geprägten Lebenslauf vorweisen können.
Im Fall von Schwester Blandine Merten, die 1918 gestorben ist und 1987 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen wurde, gibt es sogar einen lokalen Bezug. Denn die gläubige Christin war vor ihrem Eintritt in den Ursulinenorden als Volksschullehrerin im heutigen Ortsbezirk Morscheid-Riedenburg der Gemeinde Morbach tätig.
Vor allem männliche Vorbilder


Weitaus bekannter ist der lokale Bezug bei Cusanus beziehungsweise Nikolaus von Kues, nach dem heute in dessen einstiger Heimat nicht nur die bereits erwähnte Grundschule, sondern auch das Gymnasium benannt ist. Und auch in Wittlich musste der Name des Theologen und Philosophen Cusanus herhalten.
Auf philosophischen Pfaden unterwegs war auch der christlich geprägte Peter Wust, Namensgeber des zweiten Gymnasiums in Wittlich. Nicht zu vergessen Kurfürst Balduin, der im 14. Jahrhundert Erzbischof in Trier war und nach dem die Wittlicher Realschule benannt ist. Zusammen mit Georg Meistermann, der zwar kein Geistlicher, sondern ein Künstler war, mit dessen Namen sich aber ebenfalls eine der Wittlicher Grundschulen ziert, bleibt festzustellen, dass bei der Namensgebung vor allem männliche Vorbilder ein Rolle gespielt haben. Wie zum Beispiel Freiherr vom Stein (Realschule plus in Bernkastel-Kues), Friedrich Spee (Realschule plus in Neumagen-Dhron) oder aber Peter Zirbes, Namensgeber der Grundschule in Landscheid.
Zirbes stammte übrigens aus Niederkail, hat von 1825 bis 1901 gelebt und gilt als der erste Eifeldichter. Von Niederkail bis Landscheid sind es knapp drei Kilometer. Und von dort bis nach Eisenschmitt sind es noch mal gut zehn. Eisenschmitt ist der Ort, der als Vorlage für Clara Viebigs Roman "Das Weiberdorf" diente. Besonders gut sind die Einwohner des Orts dabei nicht weggekommen. Und auch die Kirche war angesichts des im Roman thematisierten unzüchtigen Sittenverfalls alles andere als begeistert. Doch das ist 100 Jahre her, und mittlerweile hat Eisenschmitt längst seinen Frieden mit der 1952 gestorbenen Autorin geschlossen.
Doch nun ist Clara Viebig wieder zurück und mischt die Männerdomäne in Wittlich auf. Die dortige Realschule plus heißt seit kurzem Clara Viebig Realschule plus. Neben der Heiligen Helena und Schwester Blandine ist Clara Viebig damit eine der wenigen Frauen, die sich im Kreisgebiet bislang bei der Namensgebung durchgesetzt haben.
Extra: Clara Viebig Realschule Plus


Auch wenn die offizielle Namensgebung erst am 30. September gefeiert wird, so heißt die Wittlicher Realschule plus hausintern und auch im Internet bereits Clara Viebig Realschule plus. Wie Schulleiterin Rosemarie Bölinger erklärt, hätten mehrere Namen zur Auswahl gestanden, doch habe sich die Schule im Rahmen einer Gesamtkonferenz und nach Rücksprache mit der Clara-Viebig-Gesellschaft in Bad Bertrich für die bekannte Autorin entscheiden. "Wir hätten der Schule schon gerne früher einen Namen gegeben", sagt Bölinger, "aber die Genese der Schule hat so viele Veränderungen erlebt, und wir wollten deshalb warten, bis erkennbar ist, welche Schulform Bestand haben wird." uhe

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