Wie ein Feuerwerk

BERNKASTEL-KUES. (gkl) Wieder einmal zu einem vollen Erfolg wurde das klassische Konzert der Mosel Festwochen zum Weinfest der Mittelmosel. Für viele Festbesucher ist es inzwischen zu einem Programmpunkt geworden, den sie nicht mehr missen möchten.

Es ist zur Tradition geworden, das Konzert "Barock zum Weinfest". Die musikalische Alternative zu den üblichen und durchaus berechtigten Schunkelliedern und Blaskapellen fand auch in diesem Jahr wieder einen großen Zulauf. Nahezu vollständig war die Pfarrkirche St. Briktius besetzt. Hier haben die Mosel Festwochen eine neue Facette in das Gesamtgeschehen des großen Mittelmoselfestes eingefügt, der das Gesamtbild erweitert und die weinfröhlichen Tage nicht unwesentlich bereichert. Ein Ehepaar aus den Niederlanden: "Wir kommen seit vielen Jahren zum Weinfest. Das Konzert in der Kirche gehört für uns inzwischen zum festen Programm, genau wie das Feuerwerk." Zu einem Fest gehört natürlich auch festliche Musik. So wählte Michael Meyer die Kantate 172, "Erschallet, ihr Lieder, erklinget, ihr Saiten" von Johann Sebastian Bach als Eröffnung des Konzertes. In diesem Werk unterstreicht Bach schon durch die Besetzung mit drei Trompeten und Pauken den festlichen Charakter. Mehr als viele andere Kantaten ist sie vom Text her irdisch gehalten, beschreibt nicht das Jammertal, sondern stellt einen Lobpreis auf die Dreifaltigkeit dar. Als zweites großes Barockwerk hatte Meyer einen Querschnitt durch das Oratorium "Judas Maccabäus" von Georg Friedrich Händel gewählt. Dankenswerterweise war das Programmheft mit einem Handlungsablauf des Oratoriums versehen, damit das Publikum sich in den 15 aufgeführten Teilen zurechtfinden konnte. Als Bindeglied zwischen diesen barocken Meisterwerken erklang von Carl Stamitz das Konzert für Flöte und Orchester in G-Dur, Opus 29. Für die zahlreichen Chorsätze des Konzertes zeichnete der ausgezeichnet disponierte Kammerchor "Projekt Vocal" verantwortlich. Mit strahlenden Stimmen zeigte sich der Chor intonatorisch von seiner besten Seite. Diszipliniert dem souveränen Dirigat Meyers folgend, war er den beachtlichen kompositorischen Anforderungen zu jeder Zeit gewachsen. Das gestalterische Potenzial der 21 Sängerinnen und Sänger war überzeugend.Gestalterisches Heft überzeugend in der Hand

Zwei ganz unterschiedliche Charaktere vereinten sich in den Solisten Marc Dostert (Tenor) und Gerd Elsen (Bass). Dostert profitierte von seiner reichen Bühnenerfahrung und gestaltete seine Arien mit selbstsicherer schlanker Stimme. Elsen musste als Solist und Chormitglied eine Doppelbelastung tragen, die allein schon Respekt verdient. In seinen Solopartien nahm er das gestalterische Heft überzeugend in die Hand. Lediglich eine etwas schlankere, weniger tremolobelastete Stimme hätte seinen zahlreichen Partien noch mehr Glanz verleihen können. Die solistische Verantwortung für das Stamitzkonzert lag bei Gerda Koppelkamm-Martini. Mit schönem Ton zeichnete sie das Werk, nutzte alle interpretatorischen Möglichkeiten, die musikalischen Inhalte in leuchtenden Farben sichtbar werden zu lassen. Einziger Schwachpunkt bei diesem Konzert war das Schöneck-Ensemble aus Koblenz. Verpasste oder zu frühe Einsätze und mangelnde Intonation trübten den sonst so angenehmen Gesamteindruck. Hier muss man Meyer ein besonderes Kompliment machen, dem es immer wieder gelang, seine Mitstreiter in ein einheitliches Fahrwasser zu bringen. Langanhaltender Applaus war ein berechtigter Dank an die Musiker für einen festlichen Abend. Dieser Dank wurde erwidert durch - nach Judas Maccabäus konnte man es sich fast denken - das Halleluja des englischen Meisters.

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