"Wie ein Kabel durch die Luft"

WITTLICH/WENGEROHR. In der Werbung erfahren wir Tag für Tag, was man mit einem Internetanschluss alles anstellen kann: Musik aus dem Netz saugen, Bilder austauschen, Filme downloaden oder sogar telefonieren. Das meiste davon funktioniert aber nur mit einem superschnellen DSL-Anschluss und den kann die Telekom oftmals nicht bereitstellen. In Wittlich versorgt jetzt ein kleines Unternehmen aus der Eifel die Nutzer per Funk mit dem Breitbandanschluss.

"Um eine grundsätzliche Verbesserung der physikalischen Rahmenbedingungen zu erzielen, haben wir eine geschätzte Investitionssumme in Höhe von zirka 350 000 Euro ermittelt, ... die sich allein auf das Auswechseln der Kabel bezieht... Vor diesem Hintergrund ist kein weiterer Ausbau geplant." Mit diesen Worten beantwortete die Deutsche Telekom eine Anfrage der Wittlicher Wirtschaftsförderung, die wissen wollte, ob für das Industriegebiet Wengerohr-Süd der Ausbau mit dem Breitbandanschluss DSL geplant sei. 50 potenzielle Kunden für DSL-Anschluss

Einigen Gewerbebetrieben, so wie der Conny-Becker Computer GmbH, stellte die Telekom immerhin einen so genannten S-DSL-Anschluss zur Verfügung. "Damit kann ich mit einer Geschwindigkeit von 512 Kilobit ins Internet", sagt Konrad Becker, der Inhaber des Geschäftes: "Das ist ein Kompromiss, und wir würden uns mehr wünschen." Aber Anschlüsse mit einer höheren Geschwindigkeit kann die Telekom aus Gründen der Wirtschaftlichkeit nicht zur Verfügung stellen. Dabei liegt der Standard heute bei 1000 bis 3000 Kilobit. Seit Sommer werden sogar Verbindungen mit 6000 Kilobit angeboten. "Immer wieder haben Betriebe bei uns nach den Möglichkeiten eines DSL-Anschlusses im Industriegebiet gefragt", sagt Leo Kappes von der Wittlicher Wirtschaftsförderung: "Ein Gewerbebetrieb hat sich mit einer teueren Richtfunkleitung weiter geholfen." Insgesamt gebe es rund 50 potenzielle Kunden für einen DSL-Anschluss im Industriegebiet.Einspeisestation auf früherem Offizierscasino

Nicht eingerechnet die Firmen, die in Zukunft noch dazu kommen, so Kappes. All diese Firmen versorgt demnächst die Paracom GmbH aus Oberehe-Stroheich in der Nähe von Daun mit DSL per Funk. Wer dann Zugang zum schnellen Breitband-Internet haben möchte, schließt mit der Firma einen Vertrag, kauft sich für rund 70 Euro eine spezielle Funkantenne zum Empfang der Daten. Und schon kann's losgehen. "Ein gewerblicher Kunde zahlt zum Beispiel monatlich 19,95 Euro und kann dafür insgesamt zwei Gigabyte Datenmenge über das Netz transportieren", sagt der Geschäftsführer Thorsten Barzen. Auf dem Gelände des ehemaligen Offizierskasinos in Wittlich steht die so genannte Einspeisestation von Paracom. Das heißt, hier dockt die Firma an das DSL-Netz der Telekom an. Von hier aus werden die Daten per Funkbrücke zu einer Basisstation in Bombogen übertragen. "Das ist wie ein Kabel durch die Luft", sagt Barzen. "So können wir Entfernungen bis zu 10 Kilometer überwinden." Von der Basisstation können dann Betriebe im Umkreis von bis zu vier Kilometern versorgt werden. "Reicht das nicht aus, richten wir weitere Basisstationen ein." Die Anschlüsse bieten eine Geschwindigkeit von bis zu 3000 Kilobit an. Der Datendurchsatz hängt vor allem von der Anzahl der Nutzer ab, erklärt Thorsten Barzen weiter: "Ab einer bestimmten Anzahl schalten wir eine zusätzliche Leitung an der Einspeisestelle." Damit sich die Versorgung eines Dorfes oder Gewerbegebietes für die Firma Paracom lohnt, können je nach technischer Voraussetzung schon 50 bis 80 Teilnehmer ausreichend sein. Die Betroffenen rund um Wittlich wird's freuen, aber von einer Konkurrenz zum magentafarbenen Telefonriesen kann keine Rede sein. Der Geschäftsführer von Paracom sagt: "Wir sehen uns weniger als Wettbewerber, sondern eher als Ergänzung zu Telekom."

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